International
Österreich

Heikle Lawinenlage in Österreich – neun Tote seit Freitag

Heikle Lawinenlage in Österreich – neun Tote seit Freitag

05.02.2022, 11:4005.02.2022, 16:45
Mehr «International»
ABD0097_20220204 - S
Rettungskräfte suchen nach den Verschütteten. Bild: keystone

Bei teils gefährlichen Schneeverhältnissen in den Alpen sind innerhalb von 24 Stunden in Österreich neun Menschen durch Lawinen ums Leben gekommen. Allein acht Todesfälle gab es in Tirol, einen in Vorarlberg. In Tirol sowie im ganzen Alpenkamm der Schweiz weiter westlich galt Alarmstufe 3 von fünf, also erhebliche Lawinengefahr.

Statistisch passieren in dieser Situation zwei Drittel der Lawinenunfälle, sagte Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol. «Diese statistische Tatsache zeigt gerade auch die Gefährlichkeit dieser Lawinengefahrenstufe auf.»

Der Freitag war mit acht Toten der bislang folgenschwerste Lawinentag der Saison.

Unglück in Schmirn

Das jüngste Unglück passierte am Samstag in Schmirn rund 40 Kilometer südöstlich von Innsbruck unterhalb der Gammerspitze. Dort wurden bei einem Lawinenabgang fünf Menschen verschüttet. Einer von ihnen kam dabei ums Leben, die anderen vier wurden teils nach längerer Suche gerettet und ins Krankenhaus gebracht.

Nach unbestätigten Berichten handelte es sich um eine einheimische Skitourengruppe. Der Einsatz war nach Polizeiangaben schwierig, weil die Retter ständig der Lawinengefahr ausgesetzt waren. Vier Notarzt-Hubschrauber, ein Polizeihubschrauber sowie drei Bergrettungen seien dabei gewesen.

ABD0140_20220204 - SPISS -
Ein Blick auf den Lawinenkegel nach einem Lawinenabgang an der tirolerisch-schweizerischen Grenze in Spiss.Bild: keystone

In der Nacht zu Samstag bargen Retter kurz nach Mitternacht die Leichen einer 61-jährigen Frau und eines 60-jährigen Mannes. Sie waren von einer Skitour in Auffach in der Tiroler Wildschönau nicht zurückgekommen. Die von Angehörigen alarmierte Bergrettung fand nach nächtlicher Suchaktion die von einer Lawine verschütteten Leichen.

Schwedische Touristen

Am Freitag waren mehrere Schweden und ein einheimischer Bergführer zwischen 42 und 47 Jahren im Grenzgebiet zur Schweiz von einer Lawine mitgerissen worden und dabei umgekommen. Die insgesamt sechsköpfige Gruppe war im Skigebiet Ischgl/Samnaun abseits der Pisten unterwegs gewesen, als sich oberhalb eine 400 Meter breite Lawine löste. Ein Schwede wurde nur zum Teil verschüttet und konnte per Handy einen Freund in seinem Heimatland verständigen. Der informierte ein Mitglied der Gruppe in Österreich, das an diesem Tag nicht mit auf Tour gegangen war und die örtliche Polizei alarmieren konnte. Der 42-Jährige mit dem Handy überlebte als einziger.

Schneebrett am Knödelkopf

Im Skigebiet Albona in Vorarlberg war eine vierköpfige Gruppe am Freitag auch ausserhalb der präparierten Pisten unterwegs, darunter ein staatlich geprüfter Snowboardführer. Die Gruppe wollte am Berg Knödelkopf vom Gipfel aus über freies Gelände in Richtung Albonabahn-Talstation abfahren. Ein Schneebrett riss einen von ihnen mit. Der 43-Jährige konnte zwar seine Lawinenairbag aktivieren und wurde gefunden und ausgegraben. Aber trotz sofort eingeleiteter Rettungsmassnahmen konnte er nicht mehr reanimiert werden.

Auch deutsche Wintersportler gerieten am Freitag in Österreich in eine Lawine. Sie waren mit Dänen und Schweden in einer siebenköpfigen Gruppe im Alter zwischen 23 und 33 Jahren im Ötztal unterwegs, wie die Polizei berichtete. Ein gewaltiges Schneebrett riss fünf von ihnen mit. Sie hätten zum Teil ihre Lawinen-Airbags ausgelöst und seien schnell befreit und in ärztliche Behandlung gebracht worden. Das Schneebrett verschüttete auf einer Breite von 100 Metern auch eine tieferliegende Skipiste. Der Lawinenkegel sei mehrmals abgesucht worden, aber niemand wurde entdeckt.

Auch im Bezirk Kitzbühel wurde eine vierköpfige Gruppe aus Österreich von einer Lawine mitgerissen. Sie konnte sich aus den Schneemassen befreien, aber ein 24-Jähriger musste schwer verletzt ins Krankenhaus geflogen werden.

(dsc/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Lawinenwinter1999
1 / 22
Lawinenwinter1999
Eine Lawine hat ein Restaurant am oberen Dorfrand von Wengen erfasst und zerstört. Das Besitzerehepaar konnte nur noch tot geborgen werden.
quelle: keystone / edi engeler
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Olympia 2022? Pff! Diese 11 Alltags-Disziplinen sind viel anstrengender
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
15 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Schlüsselblüemli
05.02.2022 12:48registriert April 2020
Warum nur geht man touren / freeriden wenn massive Lawinengefahr herrscht- sorry aber da hab ich kein Mitleid und mir tun die unbeteiligten (Retter / Personen auf der Piste) leid.
308
Melden
Zum Kommentar
15
11-Jährige findet Fossil von gigantischem Dino – Wissenschaft ist begeistert

Im Mündungsbereich des Flusses Severn in Grossbritannien sind Überreste eines gewaltigen Meeresreptils gefunden worden. Der Ichthyosaurier war womöglich mehr als 25 Meter, wie ein Forschungsteam im Fachjournal «Plos One» berichtet.

Zur Story