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Österreich hat eine «Islam-Landkarte» – und die sorgt für Reaktionen

Österreich hat jetzt eine «Islam-Landkarte» – und die sorgt für heftige Reaktionen

01.06.2021, 09:0201.06.2021, 13:03
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Die österreichische Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) hat die in ihrem Land veröffentlichte und harsch kritisierte «Landkarte des politischen Islam» verteidigt. «Es geht hier keineswegs um einen Generalverdacht gegen Muslime», sagte Raab der «Welt» (Dienstag). «Es geht um den gemeinsamen Kampf gegen den politischen Islam als Nährboden für Extremismus.» Vertreter der Muslime und Opposition hatten unter anderem kritisiert, dass auf der Karte alle islamischen Einrichtungen gezeigt würden, unabhängig davon, ob sie islamistisch-antidemokratische Tendenzen hätten.

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Auf der Karte sind 623 muslimische Organisationen, Verbände und Moscheen mit ihrem jeweiligen Hauptsitz in Österreich eingezeichnet. Erstellt wurde sie im Auftrag einer Dokumentationsstelle Politischer Islam, die 2015 als unabhängiger Fonds der Republik Österreich gegründet worden war. Die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) kündigte am Samstag an, gegen die Karte zu klagen.

«...dass man doch lieber in privaten Hinterzimmern predigt»

Am Montag forderte der Europarat die Zurückziehung der Landkarte. Die Karte schiesse über das Ziel hinaus und sei potenziell kontraproduktiv, hiess es in einer Stellungnahme des Sonderbeauftragten unter anderem für muslimfeindliche Intoleranz und Hassverbrechen, Daniel Höltgen. Viele Muslime fühlten sich stigmatisiert und durch die Veröffentlichung von Adressen und anderer Details in ihrer Sicherheit bedroht.

Raab wies auch Kritik zurück, dass durch die Landkarte Islamvertreter einer Gefährdung ausgesetzt würden. «Wenn man jetzt sagt, man gründet zwar einen islamischen Verein, will aber nicht, dass das jemand weiss, oder gar, was man tut und wer man ist, dann zeigt das genau das Problem: nämlich, dass man doch lieber in privaten Hinterzimmern predigt.»

Die Karte sei auch im Interesse der Muslime, die mit extremistischen Strömungen nichts zu tun haben wollten. «Sie sollen doch auch wissen, in welche Moschee sie gehen und welche Strukturen und Ideologien dahinterstehen.»

Kritische Stimmen in den sozialen Medien:

(aeg/sda/dpa)

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quelle: keystone / laurent gillieron
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67 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Joe Hill
01.06.2021 10:02registriert Dezember 2015
Wow, eine Karte, die jeder mit einer Google Maps-Suche selber erstellen kann. Welch Skandal, welch Diskriminierung.
Dass der Halbe "Artikel" aus Tweets besteht illustriert doch schön, dass das Ganze hier einmal mehr nur ein Sturm im Fingerhut des Twitterverse ist...
Pro Tipp für Journis: Niemand interessiert sich für Twitter, Twitter ist nicht repräsentativ für irgendwas.
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w'ever
01.06.2021 09:15registriert Februar 2016
solche karten gibt es vermutlich auch von anderen sektenh..., sorry, "gebetshäusern".
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America is back. But is it really??
01.06.2021 10:30registriert März 2019
Und schon wird der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirates der Dokumentationsstelle, Mouhanad Khorchide Professor für Islamische Religionspädagogik von den Islamisten mit dem Tod bedroht.
Kronenzeitung:
- U.a. werde Khorchide darin seitens des bekannten deutschen Salafisten Pierre Vogel als Kafir („Ungläubiger“) genannt, der „den Islam zerstören will“. Das bedeutet in der salafistischen Tradition ein vom Glauben Abgefallener, der mit dem Tod bestraft werden muss.-

Gibt es einen besseren Beweis für die Notwendigkeit den Politischen Islam zu überwachen?
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