Am 14. Oktober 1947 fiel die Mauer zum allerersten Mal: An dem Tag gelang es dem US-amerikanischen Piloten Chuck Yeager mit seiner Bell X-1 als erstem Menschen, die Schallmauer zu durchbrechen. Das leitete eine Ära ein, das Zeitalter des bemannten Überschallfluges begann.
Nicht nur die Militärs interessierten sich für die neue Art der schnellen Fortbewegung, auch der zivile Passagierflug sollte künftig in den Überschallbereich abheben. Das war zumindest der Wunsch vieler Fluggesellschaften und natürlich auch der Traum von Ingenieuren und Reisenden.
Kein Wunder also, dass in den 1950er- und 1960er-Jahren ein Wettlauf um das erste Passagierflugzeug entbrannte, das schneller als der Schall fliegen konnte. In Amerika tüftelte Boeing an der «Boeing 2707», Lockheed schraubte an der L-2000 und North American Aviation entwarf die NAC-60. Den Briten und den Franzosen liefen die Entwicklungskosten bald aus dem Ruder, und so einigte man sich darauf, ein gemeinsames Projekt zu verfolgen: die Concorde. Der Name Concord(e) bedeutet in beiden Sprachen so viel wie Einigkeit, Eintracht.
Den Wettlauf gewannen schliesslich die Russen mit einem Prototyp der Tupolew Tu-144, die sich im Jahr 1968 als erstes Überschallpassagierflugzeug der Welt in die Lüfte schwang. Da die Tupolew Tu-144 der Concorde zum Verwechseln ähnlich sah und so manch einer vermutete, dass das kein Zufall sein konnte, wurde der russische Überschallflieger im Westen bald auch als «Concordski» bekannt.
Am 2. März des Jahres 1969 war es dann aber endlich so weit, auch die Concorde konnte zu ihrem Erstflug aufbrechen. Die Höchstgeschwindigkeit war auf etwas mehr als die zweifache Schallgeschwindigkeit begrenzt, weil die Aluminiumlegierung der Konstruktion sich beim Überschallflug auf über 100 Grad Celsius erhitzt und die kritische Schmelzmarke von 127 Grad Celsius so unterschritten werden konnte.
Die Concorde hält bis heute einen wichtigen Rekord: 1995 umrundete sie die Welt in 31 Stunden 27 Minuten 49 Sekunden, einschliesslich sechs Zwischenstopps. Der Flug von damals gilt als der schnellste Passagierflug um die Welt. Bei einem derartigen Wundervogel schien es sicher zu sein, dass sich die Hersteller vor Bestellungen der Fluggesellschaften kaum retten können werden.
Doch es sollte anders kommen, denn der Concorde flogen von Anfang an die Kosten um die Ohren. Und nicht nur das. Mehrere Länder, darunter die USA, verboten der Concorde wegen des höllischen Lärms die Landung beziehungsweise den Überschallflug in ihrem Luftraum. Das bedeutete nicht nur für sämtliche US-amerikanischen Konkurrenzprodukte das Aus, sondern liess auch die Concorde-Verkäufe ins Bodenlose abstürzen.
Eine Fluggesellschaft nach der anderen stornierte ihre Bestellungen, übrig blieben nur noch die Initiatoren des Projekts. Insgesamt wurden nur 20 Flugzeuge gebaut. Zwar hoben die USA ihr Verbot 1976 zumindest für die bis dato gebauten Concorde wieder auf, dafür gab es inzwischen ein neues Problem: die Ölkrise. Immerhin genehmigten sich die vier Triebwerke 22 000 Liter und mehr pro Stunde Flug.
Es sollte sogar noch schlimmer kommen: Am 25. Juli 2000 stürzte eine Concorde bei Gonesse in ein Hotel, mehr als hundert Tote waren zu beklagen. Viele Fluggäste verloren das Vertrauen in den einstigen Überflieger – 2003 erhob er sich zum letzen Mal in die Lüfte.
Damit ist die Geschichte des Überschallpassagierflugs aber sicher noch nicht zu Ende. In naher Zukunft wollen mehrere Unternehmen wieder Flieger mit doppelter Schallgeschwindigkeit in die Luft bringen, und es gibt sogar Bestrebungen, die alte Concorde auszumotten. Die Schallmauer dürfte dabei das geringste Hindernis sein. (aargauerzeitung.ch)