Anlässe jüdischer Organisationen: Das Bataclan im Jahr 2008.Bild: Wikipedia/Céline 14.11.2015, 12:2917.04.2020, 11:22
Das Bataclan könnte auch darum zum Ziel der Attentäter geworden sein, weil die Konzerthalle am Boulevard Voltaire jüdischen Besitzern gehört und dort regelmässig Anlässe jüdischer Organisationen stattfinden. Dies berichtet «Le Point». «Wir planten einen Anschlag auf das Bataclan, weil die Eigentümer Juden sind» – dieser Satz soll der französischen Wochenzeitschrift zufolge 2011 in einem Verhör von Terrorverdächtigen gefallen sein.
Attentat in Kairo, Februar 2009.Bild: EPA
Anschlagsplan der «Dschaisch al-Islam»
«Le Point» beruft sich auf Polizeiquellen. Der französische Inlandgeheimdienst «Direction centrale du renseignement intérieur» (DCRI) habe damals Mitglieder der «Dschaisch al-Islam» (Armee des Islam) verhört. Sieben Mitglieder dieses al-Kaida-Ablegers im Gazastreifen waren zwei Jahre zuvor in Kairo nach einem Anschlag auf eine Gruppe französischer Gymnasiasten vom ägyptischen Staatssicherheitsdienst verhaftet worden. Bei dem Anschlag war die 17-jährige Cécile Vannier ums Leben gekommen, 24 weitere Personen wurden verletzt.
Laut einem Bericht des «Figaro» vom Februar 2011 war es das «Dschaisch al-Islam»-Mitglied Farouk Ben Abbes, der den ägyptischen Behörden gestand, einen Anschlag auf das Bataclan geplant zu haben. Der Belgier Ben Abbes hat gemäss dem französischen Portal Leparisien.fr Verbindungen zu salafistischen Kreisen. Die «Dschaisch al-Islam» hat sich inzwischen, wie im September 2015 bekannt wurde, dem Islamischen Staat angeschlossen.
«Das nächste Mal kommen wir nicht zum Reden»
Schon 2007 und 2008 soll es wiederholt Drohungen mehr oder weniger radikaler Gruppierungen gegeben haben. Anlass der Drohungen: Die jährlich stattfindende Gala der jüdischen Organisation Migdal zur Unterstützung der israelischen Grenzpolizei Magav.
Im Dezember 2008 bedrohte eine Gruppe von rund zehn mit Palästinensertüchern maskierten Jugendlichen in einem Video die Leitung der Konzerthalle:
«Wenn das Bataclan und der Migdal wie in den vergangenen Jahren eine Gala für den Magav organisieren, die Grenzpolizei der israelischen Armee, werden das die Leute nicht mehr unterstützen und ihr werdet die Konsequenzen eurer Taten tragen. Das nächste Mal kommen wir nicht zum Reden.»
Die Gala hatte schon ein Jahr zuvor den Unmut antizionistischer Kreise erregt:
Danach habe es im Web bei jeder Veranstaltung einer jüdischen Organisation feindselige Kommentare gegeben, schreibt «Le Point» weiter. In den letzten Jahren sei es allerdings ruhiger geworden. (dhr)
Schon früher Auftrag vom IS?
Französische Medien berichten, der
IS habe Syrienrückkehrer schon im Frühsommer mit Anschlägen auf Konzertsäle beauftragt. Am 11. August dieses Jahres verhaftete die Polizei einen 30-jährigen französischen Staatsbürger, der im Mai einige Tage in Syrien verbracht hatte, dann aber verletzt wurde und nach Frankreich zurückkehrte. Seine Rückkehr fiel der Polizei zunächst nicht auf, doch nach Hinweisen, die ein in Spanien verhafteter Dschihadist der Polizei gab, wurde er festgenommen. In der Untersuchungshaft gab er an, er habe vom IS den Auftrag bekommen, eine oder mehrere Konzerthallen in Frankreich anzugreifen. (dhr)
Solidaritätsbekundungen in Blau-Weiss-Rot
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Solidaritätsbekundungen in Blau-Weiss-Rot
Weltweit bekunden Städte ihr Mitleid mit den Opfern der Anschläge von Paris und ihre Solidarität für Frankreich, indem nationale Wahrzeichen in Blau-Weiss-Rot beleuchtet werden. So auch das Bundeshaus in Bern.
quelle: keystone / lukas lehmann
[viw,21.03.2016] Anschläge in Paris
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Gut ein Jahr nach dem schweren Bahnunglück in Griechenland mit 57 Toten und Dutzenden Verletzten schlägt die Aufarbeitung hohe Wellen: Das Thema erreichte diese Woche das Parlament. Nach einer dreitägigen, teils stürmisch verlaufenen Debatte lehnte das 300-köpfige Haus am späten Donnerstagabend ein Misstrauensvotum gegen die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis ab. 159 Abgeordnete stimmten gegen den Antrag der Opposition. 141 Parlamentarier votierten dafür, wie das Parlamentspräsidium mitteilte. Damit bleibt die Regierung von Mitsotakis im Amt. Das Misstrauensvotum hatte die sozialdemokratische Partei Pasok beantragt und wurde dabei von allen Oppositionsparteien unterstützt.