International
Afrika

Diane Rwigara, Dissidentin in Ruanda, freigesprochen

Diane Rwigara, prominenteste Dissidentin von Ruanda, freigesprochen

06.12.2018, 16:3406.12.2018, 16:59
Mehr «International»
FILE - In this Friday, Oct. 6, 2017 file photo, former Rwanda presidential candidate Diane Rwigara is escorted by policemen to a court where she denied charges of insurrection and forgery that she say ...
Diane Rwigara verlässt das Gefängnis.Bild: AP/AP

Ruandas prominenteste Dissidentin, Diane Rwigara, ist vom Vorwurf der Anstiftung zum Regierungssturz freigesprochen worden. Es habe keine ausreichenden Beweise gegeben, teilten die Richter am Donnerstag in Kigali mit.

Der 37-Jährigen und ihrer Mutter Adeline wurde neben der Anstiftung zum Sturz der Regierung auch die Fälschung von Dokumenten zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft hatte für Rwigara eine Haftstrafe von 22 Jahren gefordert. Die Politikerin hatte die Anschuldigungen stets als politisch motiviert zurückgewiesen. Auch ihre Mutter wurde nun freigesprochen.

Die Urteilsverkündung sorgte in dem kleinen Gerichtssaal in Ruandas Hauptstadt für lauten Applaus, einige Menschen begannen zu singen. «Diane und Adeline Rwigara hätten nie, nur weil sie ihre Meinung geäussert haben, angeklagt werden sollen», sagte Joan Nyanyuki von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Man begrüsse zwar den Freispruch, «wir sind aber besorgt, dass die Meinungsfreiheit in Ruanda weiterhin unter Beschuss ist».

In this photo taken Sunday, May 14, 2017, women's rights activist and presidential candidate Diane Shima Rwigara, 35, is photographed next to a portrait of her father, business tycoon Assinapol R ...
Bild: AP/AP

Rwigara ist die wohl bekannteste Kritikerin des umstrittenen Langzeitpräsidenten Paul Kagame. Sie wollte bei der jüngsten Präsidentenwahl im August 2017 gegen Kagame antreten und galt als aussichtsreichste Oppositionskandidatin. Doch vor der Wahl wurde sie wegen angeblich mangelnder Unterschriften von Unterstützern von der Abstimmung ausgeschlossen. Nur einige Wochen nach der Wahl wurde sie festgenommen, erst ein Jahr später kam sie auf Kaution frei.

Die 37-Jährige wurde in Ruandas Hauptstadt Kigali geboren, ihr Vater war Unterstützer der Patriotischen Front Ruandas (RPF) von Kagame. Ihre Familie verliess Ruanda und ging erst nach Burundi und Belgien und dann in die USA, wo Rwigara studierte. Wieder in der Heimat arbeitete die Buchhalterin für das Familienunternehmen und begann sich politisch zu engagieren.

Menschenrechtsverletzungen angeprangert

Rwigara machte sich einen Namen, indem sie stets Menschenrechtsverletzungen in dem Land anprangerte, und sie rief junge Menschen dazu auf, sich politisch zu engagieren. Ob sie noch einmal gegen Kagame antreten möchte, hatte die Aktivistin zuletzt offengelassen.

Der ruandische Staatschef Kagame ist seit 1994 Teil der politischen Führung, seit 2000 Präsident. Unter seiner Führung hatte die RPF den Völkermord beendet, in dem rund 800'000 Tutsi und gemässigte Hutu getötet worden waren. Er geniesst grosse Popularität und hat in dem ostafrikanischen Staat für Stabilität und Wirtschaftswachstum gesorgt.

Allerdings regiert der 61-Jährige das Land zunehmend autoritär, Presse und Opposition werden nach Kräften gegängelt. Über die Jahre baute er seine Macht stetig aus, etliche Oppositionelle und Kritiker sind verschwunden oder ins Exil gegangen. (aeg/sda/dpa)

Drakonische Strafen für Besitz von Plastiksäcken in Kenia

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Nach Jahren des Zwists: EU macht Schritt auf Erdogan zu
Nach jahrelangem Stillstand möchte die EU die Beziehungen zur Türkei wieder aufleben lassen.

Die Europäische Union habe ein strategisches Interesse an einem stabilen Umfeld im östlichen Mittelmeer und einer für beide Seiten vorteilhaften Beziehung, heisst es in einer in der Nacht zu Donnerstag in Brüssel verabschiedeten Erklärung der Staats- und Regierungschefs. Entscheidend sei aber, inwiefern sich Ankara konstruktiv beteilige.

Zur Story