Polizei und Sicherheitsleute überall am wieder geöffneten Flughafen von Brüssel.
Bild: Geert Vanden Wijngaert/AP/KEYSTONE
Rückkehr zur Normalität: Vom Brüsseler Flughafen Zaventem sollen am Sonntag wieder Passagiermaschinen starten. Unter dem Eindruck der Terrorattacken werden jedoch die Sicherheitskontrollen verschärft.
Knapp zwei Wochen nach den verheerenden Terroranschlägen sollen am Sonntag wieder Flugzeuge auf dem Brüsseler Flughafen abheben. Die Sicherheitskontrollen werden verschärft, kündigte der Betreiber am Samstag an. Neu eingerichtet wird eine Vorkontrolle: Passagiere werden kontrolliert, bevor sie das Gebäude betreten. Auch das Gepäck wird untersucht.
Zunächst wird der Flugbetrieb jedoch nur in sehr beschränktem Umfang wieder aufgenommen. Am Sonntagabend sind laut Flughafenchef Arnaud Feist drei Flüge nach Faro, Turin und Athen geplant. In den kommenden Tagen sollen dann deutlich mehr Flüge dazukommen, wie der Flugplan zeigt, etwa nach New York, Frankfurt, Paris und Kinshasa. Der internationale Flughafen Zaventem ist bisher für den Passagierverkehr geschlossen. Bei den Attacken islamistischer Terroristen kamen am 22. März am Flughafen und in der U-Bahn 32 Menschen ums Leben.
Der Neustart sei ein «Zeichen der Hoffnung». Feist sagte: «Wir erleben die dunkelsten Tage in der Geschichte der belgischen Luftfahrt.» Für den Neustart sei förmlich noch eine offizielle Genehmigung nötig.
Ein Sprecher der Polizei riet Fluggästen, mindestens zwei Stunden vor Abflug zum Flughafen zu kommen. Zunächst ist die Zufahrt auf Autos und Taxis beschränkt.
Da die Check-in-Halle bei den Anschlägen schwer beschädigt wurde, werden nun provisorische Einrichtungen für Reisende genutzt. Der Flughafen will seine Höchstkapazität zum Beginn der Sommerferien Ende Juni/Anfang Juli erreichen.
Der deutsche Flughafenverband ADV teilte in Berlin mit, Brüssel könne kein Vorbild für deutsche Flughäfen sein. «Die Einführung von Kontrollen vor den Terminals am Flughafen Brüssel ist eine überstürzte Massnahme unter dem Schock der Anschläge und unter dem Druck der verängstigten Arbeitnehmer», erklärte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Das Sicherheitsrisiko werde vor die Terminals verlagert. Passagiere, die dort in Schlangen stünden, liessen sich deutlich schlechter schützen.
In der belgischen Hauptstadt gab es erneut Polizeieinsätze. Ordnungshüter hätten in der Innenstadt bei einer Versammlung linksgerichteter Organisationen mehr als 30 Personen vorläufig festgenommen, berichtete die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf Teilnehmer.
Unter ihnen sei der Präsident der belgischen Menschenrechtsliga, Alexis Deswaef, gewesen. Der Platz an der historischen Börse, wo Menschen der Opfer der Brüsseler Anschläge gedenken, wurde zeitweilig von der Polizei abgeriegelt.
Krawalle in Molenbeek.
Bild: YVES HERMAN/REUTERS
In der Gemeinde Molenbeek, wo vor gut zwei Wochen der Terrorverdächtige Salah Abdeslam festgenommen wurde, nahm die Polizei Personen vorläufig fest, die der rechtsextremen Szene zugerechnet werden, berichteten belgische Medien. Eine U-Bahn-Station wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen. Beobachter sprachen von einer gespannten Atmosphäre.
Insgesamt seien in Molenbeek und auf dem zentralen Börsenplatz, wo es eine ungenehmigte Versammlung gab, etwa 100 Personen vorläufig festgenommen worden, berichteten belgische Medien.
Der Ministerpräsident der Hauptstadtregion Brüssel, Rudi Vervoort, hatte Demonstrationen verboten. Anlass war die Absicht der rechtsextremen französischen Gruppe mit Namen «Génération Identitaire» gewesen, in Molenbeek zu demonstrieren.
hda/dpa