Der Gipfel in Kanada war zu Ende, alle Delegationen sind aus La Malbaie abgereist und die Pressekonferenzen abgehalten. Mühsam hatten sich die Vertreter der G7-Staaten zu einer gemeinsamen Erklärung durchgerungen. US-Präsident Trump sagte sogar, der Gipfel sei «ausgesprochen erfolgreich» verlaufen – doch dann kam alles irgendwie anders.
Doch was ist genau passiert?
Kanadas Trudeau hatte am Samstag in seiner Abschluss-Pressekonferenz gesagt, die Strafzölle, die Trump mit der Wahrung der amerikanischen Sicherheitsinteressen begründet, seien «etwas beleidigend».
Kanada werde seinerseits die USA mit höheren Zöllen belegen. «Das machen wir nicht gerne, aber wir werden es absolut machen, denn wir Kanadier sind freundlich und vernünftig, aber wir lassen uns nicht herumkommandieren.»
Längst auf dem Weg nach Asien, zieht US-Präsident Donald Trump stocksauer die Unterstützung des Dokuments zurück. In zwei wuchtigen Tweets gibt der Amerikaner dem Gastgeber des G7 die Schuld, Kanadas Premier Justin Trudeau.
Ein falsches Statement habe er nach dem Gipfel abgegeben, nachdem er sich zuvor so bescheiden und demütig gegeben habe. Unehrenhaft sei das und schwach, polterte Trump. Mit ihren Zöllen reagierten die USA doch nur auf die Handelspolitik Kanadas! Einmal mehr stellt er sein Land als Opfer dar.
Based on Justin’s false statements at his news conference, and the fact that Canada is charging massive Tariffs to our U.S. farmers, workers and companies, I have instructed our U.S. Reps not to endorse the Communique as we look at Tariffs on automobiles flooding the U.S. Market!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 9. Juni 2018
PM Justin Trudeau of Canada acted so meek and mild during our @G7 meetings only to give a news conference after I left saying that, “US Tariffs were kind of insulting” and he “will not be pushed around.” Very dishonest & weak. Our Tariffs are in response to his of 270% on dairy!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 9. Juni 2018
Zweiter Tag des #G7-Gipfels in Kanada: Beratungen am Rande der offiziellen Tagesordnung #G7Charlevoix pic.twitter.com/5GiGF6zTHr
— Steffen Seibert (@RegSprecher) 9. Juni 2018
Zunächst reagiert Trudeau nicht auf Trumps Tweets, sondern lächelt den Affront beim bilateralen Treffen mit dem argentinischen Präsidenten Mauricio Macri weg.
Später liess er sein Büro eine dürre Mitteilung verschicken: «Wir konzentrieren uns darauf, was wir hier bei dem G7-Gipfel erreicht haben. Der Premierminister hat nichts gesagt, was er nicht bereits zuvor gesagt hat – sowohl öffentlich, als auch in privaten Konversationen mit dem Präsidenten.»
Frankreich hat die Einhaltung der Regeln für die internationale Zusammenarbeit angemahnt. «Internationale Zusammenarbeit sollte nicht von Wutausbrüchen oder abfälligen Bemerkungen abhängen», hiess es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung des Elysée-Palastes in Paris.
Die EU will trotz des überraschenden Rückziehers von US-Präsident Donald Trump zu der G7-Gipfelerklärung stehen. «Wir halten an dem Communiqué fest, so wie es von allen Teilnehmern vereinbart wurde», sagte ein Sprecher von EU-Ratspräsident Donald Tusk in der Nacht zu Sonntag der Nachrichtenagentur DPA.
Der republikanische US-Senator John McCain hat Präsident Donald Trump wegen dessen nachträglichen Ausstiegs aus der G7-Abschlusserklärung gerügt. Er wendete sich direkt an die Bündnispartner und sagte ihnen Unterstützung zu.
«An unsere Verbündeten: Die parteiübergreifende Mehrheit der Amerikaner bleibt für freien Handel, für Globalisierung & unterstützt Bündnisse, die auf 70 Jahre lang gemeinsam geteilten Werten basieren», schrieb der 81-Jährige, der an einem Hirntumor erkrankt ist, am späten Samstagabend auf Twitter.
To our allies: bipartisan majorities of Americans remain pro-free trade, pro-globalization & supportive of alliances based on 70 years of shared values. Americans stand with you, even if our president doesn’t.
— John McCain (@SenJohnMcCain) 10. Juni 2018
«Die Amerikaner stehen zu euch, auch wenn es unser Präsident nicht macht.» Trump, wie McCain ebenfalls Republikaner, hatte seinen Schritt mit der Haltung des kanadischen Gastgebers des Gipfels in La Malbaie, Justin Trudeau, zu US-Strafzöllen auf Stahl und Aluminium, erklärt.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat zurückhaltend auf den nachträglichen Ausstieg von US-Präsident Donald Trump aus der G7-Abschlusserklärung reagiert. «Deutschland steht zu dem gemeinsam vereinbarten Kommuniqué», sagte ein Regierungssprecher nach Ankunft Merkels am Sonntagmorgen in Berlin vom G-7-Gipfel in Kanada. (sda/dpa/vom)