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Der schwache Dollar und der US-Finanzminister

Treasury Secretary Steve Mnuchin smiles during a discussion at the U.S. Chamber of Commerce in Washington, Thursday, May 18, 2017, at their "Invest in America!" Summit. (AP Photo/Alex Brando ...
Spricht kalt lächelnd von Handelskriegen: US-Finanzminister Steve Mnuchin.Bild: AP/AP

Der schwache Dollar und der US-Finanzminister

US-Finanzminister Steve Mnuchin redet seine eigene Währung schlecht, mit zwielichtigen Absichten.
25.01.2018, 13:3526.01.2018, 05:49
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Zwei Tage vor seinem Präsidenten hat Finanzminister Steve Mnuchin in Davos für Aufsehen gesorgt, wenn auch nur in der relativ geschlossenen Finanzgemeinde. «Ein schwacher Dollar ist gut für uns, er eröffnet uns neue Handelschancen», erklärte er zur allgemeinen Verblüffung.

«Warum imitiert man die Wirtschaftspolitik von Argentinien?»
Wall Street Journal

Selbst das «Wall Street Journal» war konsterniert. «Was für ein Spektakel», kommentiert das Blatt. «Der Mann, dessen Unterschrift die Dollarnote ziert, erklärt der Welt, er wünsche, dass sie weniger wert sei.»

Nicht nur das Verhalten des US-Finanzministers ist ungewöhnlich. Der Kursverlauf des Greenback lässt die Ökonomen derzeit rätseln. Im ersten Jahr der Ära Trump hat er gegenüber den wichtigsten Währungen rund acht Prozent an Wert verloren. Das widerspricht so ziemlich allen Gesetzmässigkeiten der Ökonomie.

Video: srf

Auch die Finanzgemeinde ist ratlos

Nochmals das «Wall Street Journal»: «Mnuchins Kommentare sind umso erstaunlicher, als man erwarten sollte, dass sich die Regierung in einem Hoch befindet. Die US-Wirtschaft wächst schneller als in den letzten zwölf Jahren und die Steuerreform hat das Vertrauen weiter gestärkt. (…) Warum versaut man all dies und imitiert die Wirtschaftspolitik von Argentinien?»

«Man kann dies als erstes Säbelrasseln betrachten, mit dem die Vereinigten Staaten den Rest der Welt dazu bringen wollen, mehr Protektionismus zu akzeptieren.»
John Authers

Die Antwort auf diese Frage beschäftigt gleichermassen die Investoren und ihre Analysten, denn auch finanztechnisch gesehen macht die Kursentwicklung des Dollars keinen Sinn. Die Leitzinsen und die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen steigen, die Differenz der effektiven Verzinsung gegenüber Europa nimmt zu. «Das sollte geradewegs bedeuten, dass der Dollar steigt und die amerikanischen Aktien sinken. Das Gegenteil ist der Fall», stellt John Authers in der «Financial Times» fest.

Weil rationale Erklärungen fehlen, schiessen die Spekulationen ins Kraut. Eine davon lautet: Die hohe Staatsverschuldung der USA wird den Zinserhöhungen bald ein Ende setzen, das Zeitalter der so genannten «finanziellen Repression» ist nicht vorbei. Darunter versteht man das Phänomen, dass die Zentralbank die Zinssätze künstlich tief hält, damit der Staat seine Schulden noch bedienen kann.

Die Devisenmärkte haben sofort reagiert

Steve Mnuchin ist Banker, nicht Ökonom. Das «Wall Street Journal» vermutet daher Naivität als Grund. Eine künstlich tief gehaltene Währung ermögliche zwar kurzfristige Erfolge, erfordere langfristig jedoch einen hohen Preis, so das Blatt. «Langfristig ist es jedoch ein Spiel für Deppen.»

Die Devisenmärkte haben auf die Aussagen des US-Finanzministers sofort mit einer weiteren Abwertung des Greenback und mit einem höheren Goldpreis geantwortet. John Authers vermutet daher, Mnuchin habe nicht naiv, sondern in böswilliger Absicht gesprochen. «Man kann dies als erstes Säbelrasseln betrachten, mit dem die Vereinigten Staaten den Rest der Welt dazu bringen wollen, mehr Protektionismus zu akzeptieren», stellt er fest.

Die ersten Strafzölle auf Solarpanels und Waschmaschinen hat Trump bereits ausgesprochen. Weitere sind zu erwarten, etwa auf Aluminium. Jetzt muss sich die Welt noch auf eine «Beggar-thy-neighbour»-Währungspolitik (künstliche Abwertung der eigenen Währung) einstellen. Das kann heiter werden.

Von «Covfefe» bis hin zum Küchenpapier-Werfen

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raphael Stein
25.01.2018 13:51registriert Dezember 2015
...Die ersten Strafzölle auf Solarpanels und Waschmaschinen

können die USA solche Dinger überhaut noch selber bauen?

Und PL so... Das kann heiter werden.

Find ich auch.
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phreko
25.01.2018 14:22registriert Februar 2014
Wertet nicht schon die Schweiz ihre Währung künstlich ab?
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N. Y. P. D.
25.01.2018 14:42registriert Oktober 2015
Nun denn, dann sollte das
«Wall Street Journal» mal bei Goldmann Sachs nachfragen.

Der US-Finanzminister ist zwar offiziell für die Regierung tätig, aber faktisch steht er noch immer in der Schuld bei Goldmann Sachs.
Goldmann Sachs hat sich schon längst mit Milliarden positioniert auf eine Abschwächung des Dollars. Für den Finanzminister ist auch eine Schatulle eröffnet worden. Sobald er aus der Regierung ausscheidet, geht er zu den Blutsaugern zurück.

Draghi dasselbe. Auch der kauft italienische Müllanleihen mit seiner EZB , damit der Zirkus munter weitergehen kann.
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