International
Brasilien

«Handeln eines Unternehmens hat die grösste Umweltkatastrophe in der Geschichte Brasiliens verursacht»

«Handeln eines Unternehmens hat die grösste Umweltkatastrophe in der Geschichte Brasiliens verursacht»

30.11.2015, 17:3930.11.2015, 17:51
Mehr «International»

Brasiliens Fukushima: 62 Millionen Kubikmeter giftiger Schlamm kriecht in die Flüsse

1 / 13
Brasiliens Fukushima: 62 Millionen Kubikmeter giftiger Schlamm kriecht in die Flüsse
Es ist die grösste Umweltkatastrophe in der Geschichte Brasiliens: Nach einem Unfall in einem Bergwerk in der Stadt Mariana krochen 62 Millionen Kubikmeter giftiger Schlamm in die umliegenden Gewässer.
quelle: x02675 / ricardo moraes
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Brasiliens Präsidentin Dilma Rouseeff will den für die Schlammkatastrophe im Rio Doce und Atlantik verantwortlichen Bergwerksbetreiber zur Rechenschaft ziehen. «Das unverantwortliche Handeln eines Unternehmens hat die grösste Umweltkatastrophe in der Geschichte Brasiliens verursacht», sagte Rousseff am Montag bei der Eröffnung der UNO-Klimakonferenz in Paris.

Es ist immer noch unklar, wie viele Giftstoffe nach einem Dammbruch in einem Eisenerz-Bergwerk den Fluss Rio Doce («Süsser Fluss») auf mehreren hundert Kilometer Länge kontaminiert haben könnten. Dieser mündet in den Atlantik, in den nun auch viel Schlamm geflossen ist.

Die Regierung fordert mindestes 20 Milliarden Reais (5.3 Mrd. Franken) Schadenersatz – mit einem Fonds soll die Säuberung des Flusses bezahlt werden sowie die Entschädigung der betroffenen Menschen. Der Minenbetreiber Samarco gehört dem brasilianischen Unternehmen Vale und dem australisch-britischen Konzern BHP.

Als Ursache für den Dammbruch am 5. November wird ein leichtes Erdbeben vermutet, die Betreiber müssen sich unzureichende Sicherheitsmassnahmen vorwerfen lassen. Durch die Schlammlawine starben bisher 13 Menschen, viele Landstriche wurden verwüstet.

Ausmass der Schäden nicht absehbar

Fachleute halten es für möglich, dass der Fluss in mehreren Monaten dank der Regenzeit von den Schlammassen eingermassen befreit werden kann – aber das Ausmass der Umweltschäden ist nicht absehbar. Der Fluss fällt als Trinkwasserreservoir aus, viele Tiere sind akut bedoht.

Rousseff betonte, man versuche mit aller Kraft, die Schäden zu begrenzen und der Bevölkerung zu helfen. Der Vale-Konzern erklärt, die nach Dammbrüchen in einem Rückhaltebecken ausgelöste Lawine könne Metalle wie Arsen und Nickel im Fluss mitgerissen haben, betont aber, dass der Schlamm selbst keine Giftstoffe enthalte.

BHP schloss eine Gefahr für die menschliche Gesundheit aus. Aber die UNO, die Regierung und Umweltschützer bezweifeln dies stark. Mehr als 50 Millionen Tonnen Schlamm flossen in den Fluss. Neun Tonnen tote Fische wurden schon aus den Gewässern geholt. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Estnischer Geheimdienst-Chef: «Dann müssen wir mit allem rechnen»
Russland wähnt sich längst im Krieg mit dem Westen. Im Interview erklärt der estnische Geheimdienstchef, was der Kreml als Nächstes plant.

Ein unscheinbares Gebäude im Süden der estnischen Hauptstadt Tallinn, umhüllt von weisser Bauplane und Fassadengerüst. Nur der meterhohe Betonwall und die vielen Überwachungskameras lassen vermuten, dass sich hinter den Mauern ein besonders geschütztes Areal auftut. Hier, zwischen Wohnhäusern, Brachland und verlassenen Bushaltestellen, sitzt der Välisluureamet, der Auslandsnachrichtendienst Estlands.

Zur Story