In den Strassen von Istanbul feiern Erdogan-Anhänger dessen Wiederwahl. Bild: keystone
Erdogan besiegt im zweiten Wahlgang seinen Herausforderer Kilicdaroglu und bleibt für weitere fünf Jahre Präsident der Türkei. Alle wichtigen Infos zum türkischen Wahlsonntag findest du hier.
28.05.2023, 07:0029.05.2023, 06:02
Darum geht es
Der 69 Jahre alte Recep Tayyip Erdogan hat am Sonntag die Stichwahl gegen Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu (74) für sich entschieden. Erdogan erhielt nach vorläufigen Ergebnissen der Wahlbehörde rund 52 Prozent der Stimmen, Kilicdaroglu rund 48 Prozent. Die Wahlbeteiligung war erneut hoch und lag bei 85 Prozent.
So war der Wahltag
Es wurde ein spannender Wahlsonntag. Die Opposition befürchtete einen Erdrutschsieg Erdogans, doch so kam es nicht. Lange hielt Herausforderer Kemal Kilicdaroglu mit dem amtierenden Präsidenten mit, erst ganz zum Schluss konnte sich Erdogan immer weiter distanzieren. Das Resultat wurde am Abend (Schweizer Zeit) von der Wahlbehörde Ahmet Yener bestätigt.
Einzelne Ungereimtheiten festgestellt
Während der Wahl meldeten mehrere Beobachter Unregelmässigkeiten. In Istanbul entdeckte eine Frau ihre seit acht Jahren verstorbene Mutter auf einer Wahlliste. Im Dorf Yazlica, ganz in der Nähe der syrischen Grenze, wurden zudem Wahlbeobachter angegriffen, wie ein Anwalt auf Twitter schrieb.
Die oberste türkische Wahlbehörde meinte später, dass es zu keinen schwerwiegenden Problemen gekommen und die Wahl weitestgehend friedlich abgelaufen sei. Auch Al Jazeera geht eher von Einzelfällen als von weitreichendem Wahlbetrug aus.
Für Aufsehen sorgte zudem ein Video, auf dem zu sehen ist, wie Erdogan Geldscheine an Anhänger verteilt. Um Wahlmanipulation im grossen Stil dürfte es sich dabei aber nicht handeln: Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurde diese Geste im Laufe der Jahre zu einer Tradition für Erdogan – die im Zusammenhang mit demokratischen Wahlen jedoch allemal merkwürdig anmutet.
Das sagt Erdogan zu seinem Sieg
Erdogan schlug nach seinem Wahlsieg in Ankara sowohl aggressive als auch versöhnliche Töne an. Er warf westlichen Medien Stimmungsmache vor und bezeichnete die Opposition als Terroristen. Er sagte aber auch: «Heute hat niemand verloren», alle 85 Millionen Einwohner der Türkei hätten gewonnen. Die Demokratie habe gesiegt.
«Wir haben die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen mithilfe des Volkes gewonnen», sagte Erdogan darauf vor den Medien in Istanbul. Er werde dieses Land weitere fünf Jahre regieren und hoffe, dem Vertrauen seiner Wähler gerecht werden zu können.
Für seinen Kontrahenten hat der wiedergewählte Präsident indes keine netten Worte übrig. Er hoffe, dass die CHP aus der Niederlage die richtigen Schlüsse ziehen werde, so Erdogan.
So reagierte Kilidaroglu
Kemal Kilicdaroglu räumte wenig später, nach Erdogans Verkündung, seine Wahlniederlage indirekt ein. Er bedauere «die weit grösseren Probleme», die das Land nun erwarteten, sagte Kilicdaroglu am Sonntag in Ankara. Damit deutete er an, dass Erdogan die Stichwahl gewonnen hat, sagte dies aber nicht direkt.
Er werde weiter für Demokratie kämpfen, sagte Kilicdaroglu. «Bei dieser Wahl ist der Wille des Volkes für den Wechsel einer autoritären Regierung trotz aller Repressionen deutlich zum Ausdruck gekommen.»
«Wir haben den unfairsten Wahlkampf der letzten Jahre erlebt», sagte Kilicdaroglu. «Alle Staatsmittel wurden für eine politische Partei mobilisiert und einem Mann zu Füssen gelegt.»
Die internationalen Reaktionen
Mittlerweile sind in Ankara mehrere Glückwünsche aus dem Ausland eingetroffen. Als erstes gratulierten der Emir von Katar und der ungarische Präsident Viktor Orban zu einem Zeitpunkt, als das Rennen eigentlich noch offen schien. Auch die Taliban-Regierung aus Afghanistan gratulierte.
Wenig später verkündeten die Staatsmedien Erdogan zum Sieger. Es folgten weitere Gratulationen – unter anderem auch von Kreml-Chef Wladimir Putin. «Der Wahlsieg war gesetzmässiges Resultat Ihrer selbstlosen Arbeit auf dem Posten des Staatschefs der türkischen Republik», heisst es im am Sonntag veröffentlichten Glückwunschtelegram des Kremls. Der Wahlsieg demonstriere zudem die Unterstützung des türkischen Volkes für den Kurs «nationaler Souveränität und unabhängiger Aussenpolitik.»
Später gratulierten auch westliche Staatsoberhäupter wie der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz. Er erklärte, man wolle nun die gemeinsamen Themen auf der Agenda mit frischem Elan angehen.
US-Präsident Joe Biden schrieb auf Twitter, er gratuliere Erdogan zu seiner Wiederwahl. «Ich freue mich darauf, weiter als Nato-Bündnispartner in bilateralen Fragen und bei gemeinsamen globalen Herausforderungen zusammenzuarbeiten.» Auch der französische Präsident Emmanuel Macron richtete seinen Blick in die Zukunft, für die Gratulation an Erdogan reichte es nur in einem Nebensatz.
Vorerst keine Reaktion gab es aus der Schweiz. Bis am Pfingsmontagmorgen (Stand 5 Uhr) gratulierten weder Bundespräsident Alain Berset noch Aussenminister Ignazio Cassis Erdogan zur Wiederwahl. (con/leo/sda)
Den Wahlsonntag im Protokoll zum Nachlesen:
«Wir haben die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen mithilfe des Volkes gewonnen», sagt Erdogan vor den Medien und einer grösseren Menschenmenge in Istanbul. «Wir werden dieses Land für weitere fünf Jahre regieren.» Für seinen Herausforderer hat er keine guten Worte übrig. Der türkische Machthaber meinte, dass die CHP ihren Anführer für ihr schlechtes Ergebnis zur Rechenschaft ziehen müsse.
Alle Zeichen deuten auf weitere fünf Jahre Erdogan. Doch das Wahlergebnis dürfte knapper ausgefallen sein, als sich das die Regierungspartei AKP erhofft hatte. «Die Türkei ist gespalten. Erdogan wird sich öffnen müssen. Er wird sich mit der Opposition im Parlament verbünden müssen, um Verfassungsänderungen durchzubringen», sagt Politologe Hakan Akbas in einer ersten Einschätzung zu «Al Jazeera». Das Resultat müsse eine Warnung verstanden werden. Seine Unterstützung sei seit der letzten Wahl 2018 stark geschrumpft.
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Die Anadolu Agency meldet: Erdogan gewinnt den zweiten Wahlgang und ist damit wiedergewählt.
Der Emir von Katar, Hamad bin Chalifa Al Thani, sowie der ungarische Präsident Viktor Orban gratulieren Erdogan via Twitter zum vermeintlichen Sieg im zweiten Wahlgang:
Die oberste türkische Wahlbehörde meldet, dass 55 Prozent der Stimmen ausgezählt wurden. Demnach liege Erdogan mit 54,47 Prozent vor Klicdaroglu. Damit sind noch fast die Hälfte aller Stimmen offen.
Die grossen Städte Ankara, Istanbul und Izmir hat Kilicdaroglu im Griff. Auch ganz im Osten gewinnt der Oppositionsführer die Regionen. Erdogan kann aber fast im kompletten Mittelland alle Regionen für sich beanspruchen. Interessanterweise gewinnt der Machthaber auch in den Erdbebenregionen, wo es zuletzt harsche Kritik an die Adresse der Regierung gab.
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Orange: Erdogan / Rot: Kilicdaroglu
Es herrscht verkehrte Welt in der Türkei: Bei der staatsnahen Anadolu Agency holt Herausforderer Kilicdaroglu auf. Die oppositionsnahe Anka Agency hingegen meldet im Minutentakt einen Ausbau von Erdogans Führung. Das Rennen scheint jedoch in Richtung Erdogan zu kippen, ein Sieg der Opposition wird immer unwahrscheinlicher.
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Bild: Erdogan-Anhänger feiern in Istanbul.
Die Auslandtürkinnen und -türken in der Schweiz stimmen erneut für Kilicdaroglu, zeigen erste Zwischenergebnisse. Demnach stimmten hierzulande bislang 56,21 Prozent für den Oppositionsführer und 43,79 Prozent für den amtierenden Präsidenten. Anders sieht es in Frankreich, Deutschland und Österreich aus. In allen unseren Nachbarländern führt Erdogan, am stärksten in Österreich mit 70,96 Prozent der Stimmen.
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Bild: Türkinnen und Türken bei der Stimmabgabe in Berlin.
Laut Anka trennen die beiden Präsidentschaftskandidaten nur wenige Stimmen. Mittlerweile liegt Erdogan aber bei beiden Quellen vorne. Bei Anka hat er 50,57 Prozent der Stimmen, bei Anadolu 52,93 Prozent.
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Laut der Staatsnahen Anadolu Agency liegt der Wähleranteil des zweiten Wahlgangs bei 85,24 Prozent. Damit wäre dieser nur etwas tiefer als beim ersten Wahlgang (87,04 Prozent).
Wie bereits im ersten Wahlgang feiern die Erdogan-Supporter den Vorsprung ihres Favoriten:
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Nur: Der Vorsprung in den Anadolu-Ergebnissen ist gering und schmilzt gerade gefährlich dahin.
«Der Abstand ist gering, geringer als erwartet, wenn man bedenkt, dass es sich um die Anadolu Agency handelt, und es auch andere Quellen gibt, die messerscharfe Ergebnisse angeben», sagt der türkische Politologe Seda Demiralp zu «Al Jazeera». Ich würde sagen, die Opposition darf optimistisch sein. Denn viele befürchteten, Erdogan mit einem Erdrutschsieg gewinnen. Nun sieht es aber gar nicht danach aus. «Es sieht so aus, als könnte die Lücke in den kommenden Stunden geschlossen werden. Das haben wir in der letzten Runde gesehen, das haben wir bei den Wahlen 2018 gesehen», so Demiralp weiter.
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Bild: Kilicdaroglu winkt in die Kamera.
Der Unterschied zwischen den beiden Agenturen Anadolu und Anka ist zwar klein, trotzdem könnte das Resultat unterschiedlicher nicht sein. Laut Anadolu liegt Erdogan mit 55 Prozent vorne, laut Anka hingegen darf Kilicdaroglu mit 51 Prozent die Führung für sich beanspruchen. Wer hat nun recht?
Klar ist: Beides sind Zwischenresultate. Am Ende des ersten Wahlgangs vom 14. Mai lagen die beiden Agenturen nur um wenige Bruchteile eines Prozentes auseinander. Es wird ein spannender Wahlsonntag.
Mit den ersten Ergebnissen kommt auch die bekannte Verwirrung aus der Türkei: Laut ersten Ergebnissen der Anka Haber Agency liegt Kilicdaroglu hauchdünn vor Erdogan.
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Die oberste Wahlbehörde hat die Publikation vom Wahlergebnissen erlaubt, nun hat Anadolu Agency erste Resultate publiziert. Erdogan liegt nach diesem Zwischenergebnis mit 58 Prozent vorne. Die Opposition warf Anadolu allerdings immer wieder vor, zuerst Erdogan-Hochburgen auszuzählen, um das Live-Wahlergebnis zu schönen.
Einen Tag nach ihrer Auszeichnung mit dem Filmpreis von Cannes hat die Schauspielerin Merve Dizdar ihre Stimme bei der türkischen Präsidentschaftswahl abgegeben. Sie sei mit Applaus begrüsst worden, twitterte die Sprecherin der türkischen Arbeiterpartei, Melis Akyürek, am Sonntag zusammen mit einem Foto Dizdars.
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Dizdar gewann den Preis im französischen Cannes am Samstag für ihre Rolle als Lehrerin in dem Film «About Dry Grasses» von Nuri Bilge Ceylan. (leo/sda/dpa)
Die höchste türkische Wahlaufsichtsbehörde YSK widerspricht ersten Meldungen von Unregelmässigkeiten bei der Wahl am Sonntag. Ahmet Yener, der Präsident der Behörde, meint: «Bislang gab es keine negativen Situationen, die sich auf unser Gremium ausgewirkt und den Wahlprozess beeinträchtigt haben.» Es sei zwar zu Beanstandungen gekommen, diese wurden aber ausgewertet und den zuständigen Behörden gemeldet. Zudem dankte er allen Wahlhelferinnen und Wahlhelfern und sagt: «Ich wünsche unserer türkischen Nation und ihrer Demokratie das Beste.»
In der Türkei hat nun die Auszählung der fast 200'000 Urnen begonnen:
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Die Wahlbeauftragten sind dazu angehalten, jede einzelne Stimme zu überprüfen.
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Die Wahlzettel sind sehr simpel: die Wählerinnen und Wähler hatten nur die Auswahl zwischen Erdogan und Kilicdaroglu.
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So sieht das nun in tausenden Wahllokalen in der ganze Türkei aus, die Auszählung nimmt ihren Lauf.
Im Vorfeld des ersten Wahlganges am 14. Mai sahen viele Umfragen Herausforderer Kilicdaroglu vorne und nun gilt doch Präsident Erdogan als Favorit, warum? Tatsächlich schnitt der Oppositionsführer in den ersten Umfragen stets besser ab, einen zweiten Wahlgang sahen damals viele aber als wahrscheinlich an. Erdogans Favoritenrolle geht am 28. hingegen darauf zurück, dass er die Unterstützung des Rechtsnationalisten Sinan Ogan erhielt.
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Bild: Schulterschluss der politischen Rechten in der Türkei: Sinan Ogan mit Recep Erdogan.
Dieser konnte im ersten Wahlgang über 5 Prozent der Stimmen erlangen, welche nun wohl zu einem grossen Teil an Erdogan gehen werden. Die Frage lautet nur: wie stark konnte die Opposition für den zweiten Wahlgang mobilisieren? Die ersten Resultate sollten in Kürze eintreffen.
Der amtierende Präsident meldet sich erneut über Twitter:
Er fordert seine Anhänger dazu auf, die Wahlurnen nicht zu verlassen, bis das Ergebnis feststeht:
«Jetzt ist es an der Zeit, den Willen unseres Volkes, der über allem steht, bis zum letzten Augenblick zu schützen!»
Erdogan ist in der Türkei seit 20 Jahren an der Macht. Heute dürfen also Türkinnen und Türken wählen, die nur ihn als Machthaber kennen. Doch wie wurde Erdogan der mächtigste Mann in der Türkei? Seine Geschichte erfährst du hier:
Bereits im ersten Wahlgang warfen sich Regierung und Opposition in der Türkei gegenseitig vor, illegal Einfluss auf den Ausgang der Wahl zu nehmen. An diesem Sonntag wurden nun bereits während der Wahl Unregelmässigkeiten gemeldet. Es handelt sich dabei aber um Einzelfälle, schreibt «Al Jazeera». In einem Vorort von Istanbul zum Beispiel soll eine Frau ihre Mutter, die vor acht Jahren verstarb, auf einer Wahlliste gefunden haben. Im Dorf Yazlica, ganz in der Nähe der syrischen Grenze, seien zudem Wahlbeobachter angegriffen worden sein, wie dieser Anwalt auf Twitter schreibt:
Das Video liess sich allerdings nicht verifizieren.
Um 16 Uhr Schweizerzeit schliessen die Wahllokale in der Türkei. Das türkische Recht sieht aber vor, dass alle Menschen, die noch in der Schlange vor den Wahllokalen stehen, ihre Stimmen abgeben dürfen. Wer erst jetzt anstehen will, wird hingegen weggewiesen.
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Im Bild: Grossandrang an einem Wahllokal in Istanbul.
Heute passiert historisches in der Türkei – ungeachtet des Ausganges. Noch nie ging eine Präsidentschaftswahl in den zweiten Wahlgang. Dieses Ergebnis vom 14. Mai hat dieses Jahr aber dazu geführt:
Bild: watson
Sinan Ogan konnte überraschend über fünf Prozent der Stimmen auf sich vereinen und machte so einen zweiten Wahlgang unausweichlich.
In der Schweiz wird im Schnitt etwa drei bis vier Mal im Jahr abgestimmt. Da wird der Gang zur Urne fast etwas alltäglich. In der Türkei hingegen haben die Menschen nur alle fünf Jahre die Chance, die Politik mitzugestalten. Dies dürfte mit ein Grund sein, warum man hier mit etwas mehr Stil an die Urne geht:
Bild: twitter/anadolu agency
Bild: Das ist mal ein Outfit.
Bild: twitter/anadolu agency
Bild: «Schatz, ich muss vor der Hochzeit noch kurz wohin.»
Bild: twitter/anadolu agency
Bild: Diese Frau bringt ihre Katze mit.
Bild: twitter/anadolu agency
Bild: Nichts kann diese Frau von ihrer Stimmabgabe abhalten.
Im Vorfeld der Wahlen vom Sonntag haben unterschiedliche Meinungsforschungsinstitute in der Türkei Umfragen durchgeführt. Obwohl fast alle Ergebnisse äusserst knapp ausfielen, sind die Resultate einigermassen eindeutig: Erdogan wird die Wahl mit grosser Wahrscheinlichkeit gewinnen. Fünf der sechs Befragungen sahen ihn vorne. Den grössten Vorsprung erzielte er in der Özdemir-Umfrage vom 22. Mai mit 54,1 Prozent der Stimmen. Doch auch Kilicdaroglu darf hoffen: In der aktuellsten Umfrage von Area kam er auf 50,6 Prozent der Stimmen und wäre damit Präsident. Welche Umfragen richtig lagen, erfahren wir heute im Verlaufe des Abends.
Alles zu den Umfragen findest du hier:
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Bild: Erdogan verlässt das Wahllokal in Istanbul.
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Bild: Ein Mann gibt seine Stimme in Ankara ab.
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Bild: Eine Türkin kontrolliert die Wahlliste.
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Bild: Dieser Entscheidung müssen sich die Türkinnen und Türken heute stellen.
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Bild: Eine ältere Frau wartet darauf, ihre Stimme abgeben zu dürfen.
Der Oppositionsführer Kilicdaroglu gab seine Stimme heute Vormittag in Ankara ab:
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Der amtierende Präsident Erdogan hingegen suchte mit seiner Frau Emine Erdogan eine Wahlurne in Istanbul auf:
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Heute fällt die Entscheidung: Darf Erdogan die Politik der Türkei weitere fünf Jahre gestalten oder übernimmt sein Herausforderer Kilicdaroglu das Zepter. Am Wahltag haben sich beide Kandidaten bereits über Twitter zu Wort gemeldet. Der Oppositionsführer fordert das Land auf, an die Wahlurnen zu pilgern: «Mein Bruder, der immer noch nicht gewählt hat, geh zur Wahl, sei nicht faul, gib deine Stimme ab. Deine Zukunft ist so nah wie ein Spaziergang.» Erdogan hingegen geht schonungslos auf Stimmenfang.
«Ich gratuliere zum Unabhängigkeitstag des brüderlichen Aserbaidschan, mit dem wir immer Seite an Seite und Schulter an Schulter unter dem Motto ‹Eine Nation, zwei Staaten› gestanden haben», so der amtierende Präsident auf dem Kurznachrichtendienst. Hinter der Gratulation an Aserbaidschan steckt auch politisches Kalkül: Erdogan macht damit Zugeständnisse an seinen Konkurrenten aus dem ersten Wahlgang und heutigen Unterstützer Sinan Ogan, dessen fünf Prozent Stimmenanteil er heute braucht, um zu gewinnen.
Im Kampf um das Präsidentenamt in der Türkei haben Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan und sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu ihre Stimme abgegeben. Kilicdaroglu wählte am Sonntag in einer Schule in der Hauptstadt Ankara, Erdogan in der Metropole Istanbul. Kilicdaroglu sagte: «Ich lade alle Bürger dazu ein, an die Urne zu gehen, um die Unterdrückung und die autoritäre Führung abzuschaffen und diesem Land echte Freiheit und Demokratie zu bringen.» Er rief seine Anhänger zudem dazu auf, die Wahlurnen zu schützen, «denn diese Wahl findet unter sehr schweren Bedingungen statt.» Die Opposition sei etwa diffamiert worden.
Erdogan sagte bei seiner Stimmabgabe in Istanbul, dass es sich um die erste Stichwahl in der Geschichte der Türkei handele. Er lobte die hohe Wahlbeteiligung in der ersten Runde am 14. Mai und sagte, er rechne erneut mit einer hohen Teilnahme.
Bei der ersten Runde der Präsidentenwahl vor zwei Wochen lag die Wahlbeteiligung bei rund 87 Prozent. Der Wahlkampf galt als unfair. Internationale Wahlbeobachter bemängelten nach der ersten Runde etwa die Medienübermacht der Regierung und mangelnde Transparenz bei der Abstimmung. Die Wahlbehörde YSK gilt zudem als politisiert. (sda/dpa)
Die Stichwahl um das Präsidentenamt in der Türkei hat begonnen. Seit Sonntagmorgen 8.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr MESZ) können Bürger ihre Stimme entweder dem amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan oder seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu geben. Die Wahllokale haben bis Sonntagnachmittag (16.00 Uhr MESZ) geöffnet. Vorläufige Ergebnisse werden am Abend erwartet.
Der 69-jährige Erdogan geht als Favorit in die Abstimmung. Er hatte bei der ersten Runde der Wahl vor zwei Wochen zwar die meisten Stimmen erhalten, verpasste aber die nötige absolute Mehrheit. Kilicdaroglu landete etwa 4,5 Prozentpunkte hinter Erdogan.
Rund 61 Millionen Menschen sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Türkische Staatsbürger in Deutschland haben bereits abgestimmt. Die Wahlen gelten grundsätzlich als frei, aber nicht fair. Am Sonntag jähren sich auch die regierungskritischen Gezi-Proteste von 2013. (sda/dpa)
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Im Rennen um das Präsidentenamt in der Türkei treten Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan und Herausforderer Kemal Kilicdaroglu am Sonntag in einer Stichwahl gegeneinander an. Der 69-jährige Erdogan gilt als Favorit. Er hatte bei der ersten Runde vor zwei Wochen die meisten Stimmen erhalten, verpasste die nötige absolute Mehrheit aber knapp.
Das Ergebnis beim ersten Wahlgang überraschte viele: Umfragen hatten zwar eine Stichwahl vorausgesagt, der 74-jährige Kilicdaroglu galt aber als Favorit. Zwischen Erdogan und seinem Gegner liegen rund 2,5 Millionen Stimmen, die die Opposition nun aufholen will. Rund 61 Millionen Menschen sind in der Türkei zur Wahl aufgerufen.
Die Wahl gilt als richtungsweisend. Erdogan ist seit 20 Jahren an der Macht. Seit der Einführung eines Präsidialsystems 2018 hat er so viel Macht wie nie zuvor. Kritiker befürchten, dass das Land mit rund 85 Millionen Einwohnern vollends in die Autokratie abgleiten könnte, sollte er erneut gewinnen. Kilicdaroglu tritt für eine Allianz aus sechs Parteien unterschiedlicher Lager an und verspricht, das Land zu demokratisieren. International wird die Abstimmung in dem Nato-Land aufmerksam beobachtet.
Die erste Wahlrunde galt als grundsätzlich frei, aber unfair. Internationale Wahlbeobachter bemängelten etwa die Medienübermacht der Regierung und mangelnde Transparenz bei der Abstimmung. Die Wahlbehörde YSK gilt zudem als politisiert.
Die Abstimmung fällt auf ein für die Opposition symbolisches Datum: am Sonntag jähren sich auch die regierungskritischen Gezi-Proteste zum zehnten Mal. Die Demonstrationen im Frühjahr 2013 hatten sich zunächst gegen die Bebauung des zentralen Istanbuler Gezi-Parks gerichtet. Sie weiteten sich zu landesweiten Demonstrationen gegen die immer autoritärere Politik Erdogans aus, der damals noch Ministerpräsident war. Dieser liess die weitestgehend friedlichen Proteste brutal niederschlagen.
Bestimmendes Thema vor der zweiten Runde war das Thema Migration. Sowohl Erdogan als auch Kilicdaroglu sicherten sich die Unterstützung von rechtsnationalen Politikern. Vor allem Kilicdaroglu machte die Rückführung von Flüchtlingen nach Syrien zu seinem Hauptwahlkampfthema und verschärfte seinen Ton gegenüber der ersten Runde deutlich.
Die Türkei beherbergt rund 3,4 Millionen Flüchtlinge alleine aus Syrien. Für Europa spielt sie in der Migrationspolitik eine grosse Rolle. Weiteres Thema im Wahlkampf war die schlechte wirtschaftliche Lage mit einer massiven Inflation. Erdogan beschimpfte die Opposition immer wieder als «Terroristen».
Im Parlament konnte sich Erdogans Regierungsbündnis bereits bei den Wahlen vor zwei Wochen erneut die absolute Mehrheit sichern. Sollte Kilicdaroglu am Sonntag gewinnen, könnte er die für eine Abschaffung des Präsidialsystems nötige Verfassungsänderung nicht im Alleingang erreichen.
Die Wahllokale in der Türkei öffnen um 7.00 Uhr (MESZ) und schliessen um 16.00 Uhr (MESZ). Erste Teilergebnisse, die zunächst wenig Aussagekraft haben, werden noch am Abend erwartet. (con/sda/dpa)
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Aber wenn man realistisch ist: egal wie der richtige Wahlausgang ist, Erdogan wird das so manupilieren, so dass er am Ende als Sieger da steht. Demokratie und Erdogan ist eine unmögliche Kombination. Sehr schade für die Türkei.