Die Bundesanwaltschaft in Deutschland hat wegen des Verdachts auf Bildung einer neuen rechten Terrorgruppe in drei Bundesländern Razzien in der «Reichsbürgerszene» vorgenommen.
Niemand sei bisher festgenommen worden, teilte die Behörde am Sonntag in Karlsruhe mit. Die Ermittler vermuten, dass die beschuldigten sieben Männer und eine Frau für ihre Ziele auch töten würden. Unter anderem seien die Wohnungen der acht Beschuldigten sowie weiterer nicht tatverdächtiger Menschen in Berlin, Brandenburg und Thüringen durchsucht worden. Die Aktionen hätten nichts mit der Amokfahrt in Münster zu tun.
Nach ersten Erkenntnissen gehören die Verdächtigen der sogenannten Reichsbürgerszene an. «Reichsbürger» erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat an. Sie behaupten stattdessen, das Deutsche Reich (wahlweise das Kaiserreich oder das Dritte Reich) bestehe bis heute fort.
Nach Angaben der deutschen Bundesanwaltschaft sollen die Verdächtigen spätestens im vergangenen Sommer eine rechtsterroristische Vereinigung gegründet haben. Auch gebe es Hinweise auf Verstösse gegen das Waffenrecht.
Mit der neuen Vereinigung wollten sie den Angaben zufolge in ihrer Szene koordiniert agieren. «Ihr Ziel soll es sein, die bundesrepublikanische Ordnung durch eine an die organisatorische Struktur des deutschen Kaiserreiches angelehnte, neue staatliche Ordnung zu ersetzen», hiess es in der Mitteilung. Bei den Razzien sollte unter anderem gezielt nach Waffen gesucht werden.
«Reichsbürger» bilden keine einheitliche Bewegung. Manche von ihnen sehen sich als Staatsoberhäupter ihres eigenen kleinen Reiches, mit eigenen Ausweisen und Nummernschildern. Der deutsche Verfassungsschutz geht von etwa 12'600 Reichsbürgern in Deutschland aus.
Bei einigen von ihnen sieht er eine «erhebliche Gewaltbereitschaft». Steuern, Sozialabgaben oder Bussgelder zahlen wollen sie nicht. Etliche Akteure sind nach Einschätzung von Verfassungsschützern auch in der rechtsextremen Szene aktiv. (sda/dpa)