Verena Bahlsen ist 26 Jahre alt und verdient gerne Geld. Das sagte die Erbin des Keks-Unternehmens Bahlsen kürzlich bei einer Veranstaltung von «Online Marketing Rockstars» auch deutlich:
Sie reagierte damit auch auf die Sozialismus-Debatte, die Juso-Chef Kevin Kühnert angestossen hatte. Auch Kühnert sprach beim «OMR»-Festival.
Bahlsens nicht ganz ernst gemeintes Plädoyer für Kapitalismus brachte ihr einen Shitstorm ein. Auf Twitter stellten Nutzer schnell eine Verbindung zu der Zeit des Bahlsen-Familienunternehmens während der NS-Zeit her.
So kommentierte das linke «Lower Class Magazine» giftig: «Hi, ich habe Geld aus Zwangsarbeit mit Nazi-Kriegsgefangenen geerbt und hol mir jetzt ne Segelyacht. Folgt mir auf instgramm und fresst meine Kekse. Heil Bahlsen. (sic).»
Hi, ich habe Geld aus Zwangsarbeit mit Nazi-Kriegsgefangenen geerbt und hol mir jetzt ne Segelyacht. Folgt mir auf instgramm und fresst meine Kekse. Heil Bahlsen. pic.twitter.com/cah43JBcLb
— Lower Class Magazine (@LowerClassMag) 10. Mai 2019
Ab 1940 mussten etwa 200 Zwangsarbeiter, vorwiegend Polinnen und Ukrainerinnen, für Bahlsen arbeiten. Sie waren in Barackenlagern untergebracht.
Am Montag reagierte Verena Bahlsen auf diese Kritik im Gespräch mit der Bild. Doch ihre Aussagen dort haben den Shitstorm nur wieder neu angefacht.
Der «Bild» sagte die 26-Jährige:
Übrigens: Eine Klage von 60 ehemaligen Zwangsarbeitern gegen Bahlsen wurde 2000 wegen Verjährung abgewiesen. Bahlsen trat damals der «Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter» bei.
Die Aussage Bahlsens zeugt zumindest von Geschichtsvergessen, schreibt die «Zeit». Denn der Staat habe zur NS-Zeit per Gesetz vorgegeben, dass Zwangsarbeiter nur einen Drittel bis die Hälfte des Lohns eines Deutschen verdienen dürfe, sagt der Historiker Ulrich Herbert von der Uni Freiburg zur «Zeit».
«Bild»-Reporter Paul Ronzheimer kommentierte: «Na dann ist ja alles gut. Die nächste Segelyacht kann kommen.»
Bahlsen: „Wir haben die Zwangsarbeiter genauso bezahlt wie die Deutschen und sie gut behandelt.“
— Paul Ronzheimer (@ronzheimer) 13. Mai 2019
Na dann ist ja alles gut. Die nächste Segelyacht kann kommen. https://t.co/8nqlheTAPN
«Zeit»-Redakteur Martin Eimermacher kritsierte: «Verena Bahlsen sagt: Im NS haben wir uns NICHTS ZUSCHULDEN kommen lassen. Ausser halt: Als Holocaust-Profiteure 200 Zwangsarbeiter deportieren lassen.»
Verena Bahlsen sagt: Im NS haben wir uns NICHTS ZUSCHULDEN kommen lassen.
— Martin Eimermacher (@marteimer) 13. Mai 2019
Außer halt: Als Holocaust-Profiteure 200 Zwangsarbeiter deportieren lassen.
Statt über schulstreikende Klimakinder sollte man mal über Milliobenerben reden, die den Geschichtsunterricht geschwänzt haben. pic.twitter.com/kB6Lvze0Oc
Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, schrieb auf Twitter: «Dass sich eine Bahlsen-Erbin für den Kapitalismus ausspricht, ist nachvollziehbar: Wer leistungslos reich wird, profitiert eben vom System. Sich über Kritik daran zu aufzuregen, gerade wenn die eigene Firma Zwangsarbeiter im NS beschäftigt hat, ist unfassbare Ignoranz.»
Das sich eine #Bahlsen-Erbin für den #Kapitalismus ausspricht, ist nachvollziehbar: Wer leistungslos reich wird, profitiert eben vom System. Sich über Kritik daran zu aufzuregen, gerade wenn die eigene Firma #Zwangsarbeiter im #NS beschäftigt hat, ist unfassbare Ignoranz.
— Bernd Riexinger (@b_riexinger) 13. Mai 2019
(ll/watson.de)
Auch Bahlsen: Ich bin so stolz auf meinen Grossvater der das Geschäft vor 80 Jahren aufgebaut hat und wegen dem ich reich bin.
k.