Ein Fehler der Lufthansa ist laut dem Nachrichtenmagazin «Spiegel» verantwortlich für die Panne, wegen der Angela Merkel im November verspätet am G20-Gipfel in Argentinien eintraf. Ein Sprecher der Lufthansa wies den Vorwurf umgehend zurück.
Der Defekt am Flugzeug sei von einer fehlerhaften Lötstelle ausgelöst worden, berichtete der «Spiegel» am Donnerstag. Zum Totalausfall des Funksystems habe aber wohl ein Lapsus der Lufthansa geführt. Ein Lufthansa-Sprecher entgegnete, es seien «zu jedem Zeitpunkt sämtliche luftrechtliche Vorgaben eingehalten» worden.
Lufthansa Technik, eine Tochter der Fluglinie, habe den Airbus A340 2009 umgebaut und warte ihn seitdem regelmässig, schrieb der «Spiegel». Mit dem Langstreckenflugzeug namens «Konrad Adenauer» wollte die deutsche Kanzlerin Ende November nach Buenos Aires zum G20-Gipfel fliegen.
Laut einem vertraulichen Bericht des Generals Flugsicherheit der Bundeswehr vom 15. Dezember habe es die Lufthansa nach einer Wartung des Jets 2010 versäumt, die Piloten der Flugbereitschaft und den Hersteller Airbus über ein neu eingebautes digitales Kommunikationssystem in dem Jet zu informieren, so der «Spiegel».
Auf dem Weg nach Argentinien sei es den Piloten deshalb nicht gelungen, nach einem Stromausfall der Bordelektronik das ausgefallene Funksystem für den Kontakt mit dem Boden wieder in Gang zu setzen.
Am Ende mussten die Piloten über den Niederlanden wenden und mit vollen Tanks in Köln landen. Merkel und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) reisten einen Tag später mit einem Linienflug zum G20-Gipfel.
Ein Sprecher von Lufthansa Technik sagte auf Anfrage zu dem Vorwurf, dass Lufthansa Technik zu jedem Zeitpunkt sämtliche luftrechtliche Vorgaben eingehalten habe. Das gelte auch für den Umgang mit Dokumentationspflichten.
Lufthansa Technik sei umfassend in die Untersuchung des Vorfalls eingebunden gewesen. Weitere Angaben wollte der Sprecher nicht machen, da die Kommunikationshoheit bei der Luftwaffe liege.
Luftwaffen-Brigadegeneral Peter Klement, bei der Truppe für alle Flugunfälle zuständig, untersuchte den Vorfall genau. Weil ein Flug ohne Funksystem und eine Landung mit vollen Tanks durchaus gefährlich ist, stufte er den Defekt nachträglich als erheblichen Vorfall ein, wie der «Spiegel» berichtete.
Der «Spiegel» berichtete aus einem vierseitigen Dossier der Luftwaffe, dass kurz nach dem Start eine «fehlerhafte Lötstelle» an einem Transformator einen Stromausfall in Teilen der Bordelektronik verursacht habe.
Normalerweise sei ein solcher Defekt kein grosses Problem, da der Jet wie andere Verkehrsflugzeuge über mehrere Transformator-Einheiten verfüge. Bei einem Defekt springen diese sofort ein und sichern die Stromversorgung für die wichtigsten Bord-Geräte.
Im Fall des Regierungs-Airbus aber hielt dies nur 70 Sekunden an, da «mehrere defekte Umschaltrelais» in der Bordelektronik die Notstromversorgung sofort wieder lahmlegten, wie der «Spiegel» aus dem Dossier zitierte. Nur über ein Satellitentelefon konnten die Piloten ihren Kommandostand in Köln erreichen.
Heikel sei die Situation durch einen Fehler der Lufthansa geworden, so der «Spiegel». Bereits 2010 habe die Wartungsgesellschaft in dem A340 ein digitales «Audio Management Unit» (AMU) eingebaut, das die gesamte Kommunikation der Piloten kontrolliert.
Mit der neuen Technik könne aber bei einem Stromausfall «bei einer digitalen AMU im Gegensatz zur analogen AMU die Kommunikation nicht wiederhergestellt werden», so der Bericht. Anhand der Notfall-Checkliste an Bord hätten die Piloten vergeblich versucht, den Funk neu zu starten. Die zu dem neuen System gehörende Notfall-Anleitung sei ihnen nicht bekannt gewesen. (sda/afp)