Russland will beim Aufbau des schnellen 5G-Mobilfunknetzes den chinesischen Anbieter Huawei mit ins Boot holen. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnete der russische Telekom-Anbieter MTS mit seinem chinesischen Konkurrenten, wie das russische Unternehmen zum Besuch von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping mitteilte.
Xi ist Staatsgast beim Internationalen Weltwirtschaftsforum in St. Petersburg, das am Donnerstag begann. Huawei soll demnach in diesem und nächsten Jahr beim «Pilotstart» des schnellen 5G-Datennetzes in Russland helfen. Geplant seien Testzonen wie in Hochgeschwindigkeitszügen, U-Bahnen und Hochhäusern.
China selbst gibt früher als erwartet grünes Licht für den Aufbau kommerzieller 5G-Mobilfunknetze. Das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie vergab Lizenzen an die vier staatlichen Konzerne China Telecom, China Mobile, China Unicom und China Broadcasting Network.
Der Beginn des Ausbaus war ursprünglich für 2020 geplant gewesen. Der Schritt könnte dem chinesischen Netzwerkausrüster Huawei nützen, der in den USA unter Spionageverdacht geraten ist. China und andere grosse Märkte wetteifern um die Vorreiterrolle bei der neuen Mobilfunktechnologie. 5G ist der Schlüssel für Fortschritte bei Zukunftstechnologien wie der künstlichen Intelligenz und dem autonomen Fahren.
Auch ausländische Unternehmen könnten sich am Aufbau des 5G-Netzes beteiligen, teilte das Ministerium mit. Mögliche Interessenten sind die skandinavischen Konzerne Nokia und Ericsson.
Ihr chinesischer Konkurrent Huawei, der auf Betreiben der USA in einigen westlichen Ländern von 5G-Aufträgen ausgeschlossen wird, teilte mit, er sei bereit, den chinesischen Aufbau zu unterstützen. Staatlichen Medien zufolge will der Konzern in diesem Jahr mehr als zehn Milliarden Yuan (rund 1,5 Milliarden Franken) in die Forschung und Entwicklung von 5G-Technologie investieren.
Chinas grösster Telekombetreiber, China Mobile, will nach eigenen Angaben bis Ende September 5G-Dienste in mehr als 40 chinesischen Städten anbieten.
Huawei Schweiz hat Vorwürfe von US-Aussenminister Mike Pompeo zurückgewiesen, wonach China durch das Telekomunternehmen in der Schweiz Spionage betreibe. Die Vorwürfe seien absurd, erklärte der Vizepräsident von Huawei Schweiz, Felix Kamer, gegenüber «Le Temps».
Pompeo hatte in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Dienstag die Schweiz vor den Risiken bei einer Annäherung mit China gewarnt. «Wenn China Ihnen Informationstechnologie anbietet, sollten Sie sich bewusst sein, dass der entsprechende Hersteller von Mitgliedern der Kommunistischen Partei kontrolliert wird», hatte er erklärt.
Falls die Schweiz chinesische Technologie verwende, so der US-Aussenminister in der «NZZ», lieferten die Schweizer ihre Informationen direkt an die Kommunistische Partei Chinas. «Da gibt es keine Privatsphäre», mahnte Pompeo.
Felix Kamer, Vize-Chef Schweiz bei Huawei, sagte dazu am Donnerstag in einem Online-Interview mit der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps», es gehe hier um einen von den USA begonnenen Handelskrieg. «Wir sind in ständigem Kontakt mit unseren Kunden in der Schweiz, um sie laufend über die aktuelle Situation zu informieren. Die grössten von ihnen haben totales Vertrauen in uns.»
Huawei hat kürzlich die Schaffung von tausend Arbeitsplätzen im Forschungsbereich in der Schweiz angekündigt.
Die USA haben den chinesischen Telekom-Riesen auf eine schwarze Liste von Unternehmen gesetzt, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen. Die USA fürchten, das Unternehmen könne für Peking spionieren. Huawei weist die Vorwürfe zurück.
Huawei ist der grösste Netzwerkausrüster der Welt. Viele Länder und Firmen greifen auf die Produkte zurück, mit denen Netze für den neuen Mobilfunkstandard 5G gebaut werden können. US-Präsident Donald Trump hatte die europäischen Staaten aufgefordert, auf Huawei beim 5G-Ausbau zu verzichten. Diese verweigern ihm aber die Gefolgschaft. In der Schweiz halten etwa auch Swisscom und Sunrise an Huawei als Lieferant fest.
(sda/dpa/reu)