Der Präsident ist schwer angeschlagen. Am Freitag musste Trump den Shutdown beenden, ohne finanzielle Zusicherungen für die Mauer zu erhalten. Zwar versuchte er, den Schritt während seiner Rede im Rosengarten des Weissen Hauses als Sieg zu verkaufen.
"I am very proud to announce today that we have reached a deal to end the shutdown and reopen the federal government," Trump said Friday afternoon, also praising unpaid federal workers for caring about border security and not complaining. https://t.co/ZQWJsmbhkd pic.twitter.com/37ByipQp6A
— POLITICO (@politico) 25. Januar 2019
Doch die Realität ist eine andere: Nancy Pelosi, die Sprecherin des Repräsentantenhauses, hat dem Präsidenten den Marsch geblasen und ihm eine bittere Niederlage zugefügt.
Selbst auf Trumps Lieblingssender Fox News hielt man sich für einmal nicht mit Kritik zurück. John Roberts und Gillian Turner, Korrespondenten für Washington und das Weisse Haus, diskutierten am Sonntagmorgen über die Auswirkungen des Shutdowns und äusserten dabei erhebliche Sicherheitsbedenken. Noch nie in der Geschichte sei die USA durch Cyberattacken verwundbarer gewesen, ärgerte sich Turner.
Roberts stimmte ihr zu: «Wenn Sie die Vereinigten Staaten angreifen wollten, wenn Sie während des Shutdowns ein Terrorist wären, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt.»
Donald Trump, der sich die Diskussionsrunde offenbar im Fernsehen angesehen hatte, holte gleichentags zum Gegenschlag aus. Auf Twitter schrieb der US-Präsident, er habe nie gedacht, dass er das je sagen müsse, aber John Roberts und Gillian Turner von Fox News würden weniger von den Mauer-Verhandlungen verstehen «als die Leute bei FAKE NEWS CNN & NBC».
Never thought I’d say this but I think @johnrobertsFox and @GillianHTurner @FoxNews have even less understanding of the Wall negotiations than the folks at FAKE NEWS CNN & NBC! Look to final results! Don’t know how my poll numbers are so good, especially up 19% with Hispanics?
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 28. Januar 2019
Bei seiner Retourkutsche unterlief dem Präsidenten zunächst ein peinlicher Fehler. Anstelle von Gillian Turner markierte er eine gewisse Jillian Turner. Sie ist eine Teenagerin aus Kalifornien und erlangte plötzlich nationale Bekanntheit. Die Verwunderung bei der Schülerin dürfte nicht klein gewesen sein, als sie plötzlich vom Präsidenten der Vereinigten Staaten markiert wurde.
Trump misspelled @GillianHTurner’s name and tagged some random “Jillian Turner” pic.twitter.com/CdzAejcXiv
— jordan (@JordanUhl) 28. Januar 2019
Wie es aussieht, war Jillian Turner leicht angesäuert.
i’m lowkey kinda pissed
— Jillian Turner 🌻 (@JillianTurner) 28. Januar 2019
Trumps Angriff auf Fox News ist höchst ungewöhnlich. Mit Nachrichtenmoderator Sean Hannity pflegt der US-Präsident eine enge Beziehung. Gemäss dem New York Magazine sollen die beiden unter der Woche fast jeden Tag miteinander telefonieren. Der Starmoderator tauchte auch schon an einer Wahlkampfveranstaltung des Präsidenten auf.
Wie gross der Schaden für Trump nach dem Shutdown-Schlamassel wirklich ist, zeigt ein weiterer Vorfall von vergangenem Wochenende.
Die rechtskonservative Autorin Ann Coulter bezeichnete den 72-Jährigen am Freitagabend nach seinem Einlenken als grösstes «Weichei», das je als US-Präsident gedient habe.
Good news for George Herbert Walker Bush: As of today, he is no longer the biggest wimp ever to serve as President of the United States.
— Ann Coulter (@AnnCoulter) 25. Januar 2019
Trump, der es nicht mag, wenn er attackiert wird, schon gar nicht von einer Frau, zündelte auch in diesem Fall zurück. «Ich habe gehört, dass sie plötzlich sehr feindlich geworden ist», so der Präsident in einem Interview mit dem Wall Street Journal. «Vielleicht habe ich einen Telefonanruf von ihr nicht beantwortet.»
Ann Coulter galt lange als eine glühende Verfechterin Trumps. Im Jahr 2016 schrieb sie ein Buch mit de Titel: «In Trump we trust: E Pluribus Awesome!» Doch mittlerweile ist ihre Begeisterung für den Machthaber drastisch gesunken. Für sie hat die Errichtung der Mauer oberste Priorität. Und weil Trump sie enttäuscht, hat sie bereits davon gesprochen, eine Rebellion in Trumps Wählerbasis anzuzetteln.
Das ist ein durchaus ernstzunehmendes Problem für das Oval Office: Denn Ann Coulter hat im Trump-Lager viele Fans. Alleine auf Twitter folgen ihr über 2 Millionen User.
Es wird immer deutlicher, dass sich Trump in eine Sackgasse manövriert hat. Lässt er in drei Wochen erneut einen Shutdown zu, verärgert er die gemässigteren Wähler der Republikaner, da Sicherheit, Flugverkehr und nicht zuletzt die Wirtschaft leiden müssen. Gibt er jedoch nach und verzichtet auf den Mauerbau, werden sich auch Teile des harten Kerns der Trump-Basis abwenden. Sie erwarteten einen Revolutionär und bekamen stattdessen ein «Weichei» serviert.