Steuerreform, Einreisestopp, Jerusalem: In den letzten Tagen entstand viel Hektik um US-Präsident Donald Trump. Eine seiner Anordnungen ging dabei fast ein wenig unter, obwohl sie von grosser Tragweite ist. Am Montag hat Trump zwei Naturschutzgebiete im Bundesstaat Utah per Dekret um mehr als 5000 Quadratkilometer verkleinert.
Das Bears Ears National Monument wird 85 Prozent seiner Fläche einbüssen, Grand Staircase-Escalante schrumpft um etwa 50 Prozent. Beide Gebiete waren von demokratischen Präsidenten in den Status eines National Monument erhoben worden: Bears Ears erst im letzten Dezember von Barack Obama, Grand Staircase-Escalante 1996 von Bill Clinton.
Trump ordnete die Verkleinerung nach eigener Aussage an, damit Einheimische wandern und jagen gehen können. Kritiker widersprachen energisch. Es gehe um harte wirtschaftliche Interessen, vor allem um die Suche nach Bodenschätzen und Fracking. «Wir dürfen dieser Regierung nicht erlauben, den Schutz zurückzufahren, der über ein Jahrhundert aufgebaut wurde», heisst es in einer Mitteilung führender demokratischer Politiker.
Opposition gab es aus einer weiteren Ecke: Patagonia, ein Hersteller von Outdoor-Artikeln, änderte nach Trumps Anordnung seine Website: «Der Präsident hat euer Land gestohlen», heisst es in weisser Schrift auf schwarzem Grund. Die Verkleinerung der Schutzgebiete sei «illegal», es handle sich um «die grösste Ausmerzung von geschütztem Land in der amerikanischen Geschichte», hielt das Unternehmen fest, das auch in Zürich einen Shop betreibt.
Man engagiere sich seit bald 30 Jahren für den Schutz von öffentlichem Land, betonte Patagonia. Gründer Yvon Chouinard kündigte auf CNN an, er wolle den Präsidenten verklagen. Es sei eine Schande, dass Nationalparks nur vier Prozent der Fläche Amerikas ausmachen. In Costa Rica seien es zehn Prozent. «Diese Regierung ist böse, und ich werde mich nicht zurücklehnen und das Böse gewinnen lassen», sagte Couinard.
Patagonia steht mit dem Protest nicht allein. Die amerikanische Outdoor-Branche setzt sich generell für mehr Schutzgebiete ein. Mit REI hat ein weiteres Unternehmen Trumps Anordnung auf seiner Website kritisiert, wenn auch moderater als Patagonia. Andere Firmen wie North Face und Arc'teryx unterstützen den Schutz von öffentlichem Boden mit Geldspenden.
In Utah stossen sie damit auf wenig Anklang. Der streng religiöse Bundesstaat wählt überwiegend republikanisch. Trump argumentierte, die Menschen in Utah wüssten viel besser, was gut für ihr Land ist, als Bürokraten im fernen Washington. Im betroffenen San Juan County reagierte man erleichtert. Es ist der ärmste Landkreis in Utah und einer der ärmsten der USA.
Die Förderung von Öl und Gas würde die Landschaft weniger beeinträchtigen als der Abenteuertourismus, meinte County Commissioner Phil Lyman gegenüber CNN. «Patagonia wedelt mit der Fahne des Umweltschutzes und beutet die Natur für den industrialisierten Tourismus aus», sagte er an die Adresse von Firmengründer Yvon Chouinard.
Die im Landkreis lebenden Ureinwohner sehen das ein wenig anders. Eine Koalition von fünf Indianerstämmen – darunter die Navajos – hat gemäss «Washington Post» rechtliche Schritte eingeleitet. Auch Umweltorganisationen wollen den Präsidenten, Innenminister Ryan Zinke und den zuständigen Chefbeamten verklagen. Damit dürften die Gerichte ein weiteres Mal das letzte Wort zu einer Anordnung von Donald Trump haben. (pbl)