El Paso, Poway, Pittsburgh, Charleston. Die Namen dieser Städte stehen für blutige Verbrechen, die in den letzten fünf Jahren in den USA verübt wurden. Sie richteten sich gegen Latinos, Juden und Schwarze. Die Täter waren in allen Fällen weisse Männer. Ihr Motiv war identisch: Hass auf Minderheiten, vor denen sie ihr Idealbild eines weissen, christlichen Amerika bedroht sahen.
Der 21-jährige Patrick Crusius, der am Samstag in einem Walmart in El Paso 21 Menschen erschoss, bezeichnete seine Bluttat in einem im Internet veröffentlichten Pamphlet als «Antwort auf die hispanische Invasion von Texas». Er bediente sich damit eines Begriffs, den Präsident Donald Trump im Zusammenhang mit der Armutsmigration aus Lateinamerika wiederholt verwendet hatte.
In einer Art Vorwegnahme der politischen Debatte betonte Crusius, er habe seine Ansichten «schon vor Trump» entwickelt. Für die «New York Times» ist der Präsident dennoch mitschuldig: «Selbst wenn Trump den Schützen nicht ursprünglich inspirierte, so hat er doch polarisierende Ideen und Menschen, die einst an den Rändern der Gesellschaft verortet wurden, salonfähig gemacht.»
Der Präsident selbst äusserte sich am Wochenende nur via Twitter über die «hasserfüllte Tat» von El Paso. Es gebe keine Rechtfertigung dafür, unschuldige Menschen zu töten, schrieb er, als ob dies nicht eine Selbstverständlichkeit wäre. Andere republikanische Politiker meldeten sich gar nicht zu Wort, oder sie verwahrten sich dagegen, das Massaker in Texas zu «politisieren».
Die Republikaner verteidigen nicht nur das Recht auf Waffenbesitz mit fast religiösem Eifer. Sie stehen auch praktisch einmütig hinter ihrem Präsidenten und sind damit endgültig zur Partei weisser Nationalisten und Rassisten geworden. Diese Entwicklung begann lange vor Trump. Um der Macht willen hat sich die Partei sukzessive von ihren Wurzeln entfernt.
Denn gegründet wurde die Republikanische Partei 1854 als Reaktion auf die Bestrebungen der Demokraten, die Sklaverei auf die neu erschlossenen Territorien im Westen der USA auszuweiten. Schon sechs Jahre später gewann sie mit Abraham Lincoln die Präsidentschaftswahl. Er lehnte die Sklaverei persönlich ab, war aber bereit, sie für den Erhalt der Union weiterhin zu tolerieren.
Erst in den folgenden Jahren setzte Lincoln ihre Abschaffung durch – der blutige und grausame Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südstaaten wäre sonst vollkommen sinnlos gewesen. Er bezahlte dies mit seinem Leben. Heute gilt Abraham Lincoln als der wohl grösste Präsident der Geschichte. In den folgenden 100 Jahren blieb seine Partei dem Erbe der Sklavenbefreiung weitgehend treu.
In den 1960er Jahren war der demokratische Präsident Lyndon Johnson bei der Verabschiedung der Bürgerrechts- und Wahlrechtsgesetze, mit denen die Rassentrennung abgeschafft wurde, auf die Republikaner im Kongress angewiesen. Nur mit ihrer Hilfe konnte Johnson den Widerstand «seiner» Südstaaten-Demokraten überwinden, die verbissen an der Rassentrennung festhielten.
Gleichzeitig war sich der kantige Texaner bewusst, dass er damit eine Art Büchse der Pandora geöffnet hatte. «Wir haben den Süden für lange Zeit an die Republikaner verloren», soll Johnson nach der Unterzeichnung des Bürgerrechtsgesetzes von 1964 zu einem Mitarbeiter gesagt haben. Die Echtheit des Zitats ist umstritten. Auf den ersten Blick wirkt es so oder so paradox.
Doch zur gleichen Zeit, als die Republikaner Johnson bei der Gleichstellung der Schwarzen unterstützten, hatte innerhalb ihrer Partei eine Entwicklung in die Gegenrichtung eingesetzt. Sie ist eng verbunden mit einem Namen: Barry Goldwater. Der Senator aus Arizona erkannte die Chance, die sich durch den Wandel der Demokraten von der Sklaverei- zur Bürgerrechtspartei bot.
1964 sicherte sich Goldwater – ein als Protestant erzogener Sohn eines Juden – gegen den Willen der Parteiführung die Nomination als Präsidentschaftskandidat mit einem strammen Rechtskurs. An die Wähler im Süden der USA appellierte er mit Codewörtern wie «State's Rights». Gemeint war der Föderalismus, mit dem die einstigen Sklavereistaaten die Rassentrennung rechtfertigten.
Damit erlitt Barry Goldwater gegen Lyndon Johnson eine der schlimmsten Niederlagen in der Geschichte der Präsidentschaftswahlen. Doch fünf Südstaaten stimmten für den Republikaner – zuvor schien so etwas undenkbar. Der Weg war vorgezeichnet. Die Partei des Sklavenbefreiers Abraham Lincoln öffnete ihre Arme für die Nachfahren der Sklavenhalter.
Zu Goldwaters eifrigsten Gefolgsleuten gehörte ein Hollywood-Schauspieler, der eine neue Bühne in der Politik suchte. Sein Name war Ronald Reagan. Er schaffte 1980, woran sein Vorbild 16 Jahre zuvor gescheitert war. Reagan war ein Rassist, wie eine erst letzte Woche aufgetauchte Tonaufnahme von 1971 belegt, in der er Afrikaner als «Affen» bezeichnete.
Im Vergleich mit den heutigen Republikanern aber wirkt der als «Übervater» verehrte Ex-Präsident wie ein Ausbund an Mässigung und Vernunft. Während die Demokraten das moderne Amerika in seiner ganzen Vielfalt abbilden, sind die Republikaner zur Partei der wütenden Weissen geworden, die angesichts des demografischen Wandels um ihre «gottgegebene» Vorherrschaft bangen.
Die Wahl von Barack Obama zum ersten schwarzen Präsidenten hat diese Entwicklung nicht gebremst, sondern verschärft. Niemand vermag die Ressentiments der weissen Basis so gut zu bewirtschaften wie Donald Trump, zuletzt etwa mit seinen Tweets gegen schwarze, hispanische und muslimische Kongressabgeordnete der Demokraten.
Die Meinungen gehen auseinander, ob Trump ein Rassist ist. Indizien sprechen dafür. Zumindest besteht die Strategie für seine Wiederwahl darin, die Weissen aufzuwiegeln und zu mobilisieren. Langfristig ist sie riskant, wie das Beispiel Kalifornien zeigt. Im bevölkerungsreichsten Bundesstaat manövrierten sie sich in den 1990er Jahren mit einer rabiaten Anti-Latino-Politik ins Abseits.
Einzelne warnende Stimmen gibt es durchaus. Letzte Woche erklärte der Texaner Will Hurd, der einzige schwarze Republikaner im Repräsentantenhaus, seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur 2020. Bereits im letzten November gelang ihm die Wiederwahl in seinem – an El Paso grenzenden – Wahlkreis mit stark wachsender Latino-Bevölkerung nur relativ knapp.
Politanalysten gehen davon aus, dass der Wahlkreis schon im nächsten Jahr an die Demokraten fallen könnte. Nun will Hurd sich ausserhalb des Parlaments für mehr Vielfalt in der Republikanischen Partei einsetzen, wie er am Sonntag dem Sender CBS sagte. «Viel Glück!» möchte man ihm angesichts der Entwicklung in den letzten Jahrzehnten zurufen.
Für die US-Politik bleibt zu hoffen dass die Reps mit ihrer jetzigen Haltung krachend scheitern - nur so werden sie sich (hoffentlich) wieder an ihre Grundwerte erinnern und entsprechend handeln.
er unterstützt mit mehr geld als seine vorgänger schwarze communities an universitäten. auch die arbeitslosenquote der der afroamerikaner ist tiefer denn je.
wie passt das zusammen das er angeblich so rasistisch ist?