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Lisa Page packt aus – als Trump den Orgasmus simulierte, wurde es ihr zu viel

Former FBI lawyer Lisa Page leaves following an interview with lawmakers behind closed doors on Capitol Hill in Washington, Friday, July 13, 2018. (AP Photo/Manuel Balce Ceneta)
Lisa Page: Die Anwältin will nicht mehr schweigen.Bild: AP/AP

Lisa Page packt aus – als Trump den Orgasmus simulierte, wurde es ihr zu viel

Seit fast zwei Jahren zieht Donald Trump über Lisa Page her. Kürzlich simulierte der US-Präsident bei einer Wahlkampfveranstaltung gar einen Orgasmus, um sie in den Dreck zu ziehen. Für Page ist es der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
02.12.2019, 20:3903.12.2019, 17:30
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Zwei Jahre lang hat Lisa Page geschwiegen. Nun hat sie genug. Die ehemalige FBI-Anwältin hat die pausenlosen Attacken des US-Präsidenten satt und hat am Sonntag in einem Interview mit ihm abgerechnet.

Im Gespräch mit dem Daily Beast erzählt Page, was passiert ist, nachdem vor zwei Jahren Textnachrichten zwischen ihr und FBI-Agent Peter Strzok veröffentlicht wurden. Die beiden hatten eine Affäre und waren in die Untersuchungen zu Hillary Clintons Emails und zu Russland involviert.

Mehrfach äussern sich Strzok und Page in den Textnachrichten negativ über Donald Trump und bezeichneten ihn etwa als einen «Idioten». Tatsächlich sind ihre Aussagen alles andere als nett, nachlesen kannst du sie hier.

FBI Deputy Assistant Director Peter Strzok testifies before the the House Committees on the Judiciary and Oversight and Government Reform during a hearing on "Oversight of FBI and DOJ Actions Sur ...
Mit ihm hatte Page eine Affäre: FBI-Agent Peter Strzok.Bild: AP/AP

Für Trump und seine Anhänger sind die veröffentlichten Textnachrichten gefundenes Fressen: Sie nutzen sie, um die FBI-Ermittlungen zu den Russland-Connections zu diskreditieren. Die Agenten seien voreingenommen, so der Vorwurf.

Laut des «Daily Beast» verlässt Page das FBI im Mai 2018. Strzok wird wenige Monate später gefeuert. Im Juli 2018 sagt Page in einer Anhörung des Repräsentantenhauses hinter verschlossenen Türen aus. Sie verneint, dass ihre politische Einstellung auf die Ermittlungen einen Einfluss hatte. Sonst äussert sie sich bis zum Interview mit dem «Daily Beast» nicht mehr zum Fall.

Das sagt Page im Interview:

Dies hält den US-Präsidenten jedoch nicht davon ab, wiederholt auf die Anwältin einzuprügeln. In zahlreichen Tweets erwähnt er immer wieder ihren Namen. Für Page eine unerträgliche Erfahrung, wie sie im Interview mit dem «Daily Beast» zu Protokoll gibt.

«Ich blieb jahrelang ruhig, weil ich hoffte, dass es vorübergehen würde. Aber es wurde nur schlimmer. Es war so schwierig, mich nicht zu verteidigen, andere Leute, die mich hassen, das Narrativ bestimmen zu lassen. Ich habe entschieden, mir diese Macht zurückzunehmen.»

Page ist davon überzeigt, dass sie kein Gesetz gebrochen hat. Es sei erlaubt, eine politische Meinung zu haben und diese im privaten Rahmen mit einer anderen Person zu teilen. Sie sei zwar eine Mitarbeiterin des Staates, das heisse jedoch nicht, dass die Meinungsfreiheit für sie nicht gelte. Zu einem ähnlichen Schluss kommt übrigens auch der Fact Checker der Washington Post.

Dafür scheint sich Trump jedoch nicht zu interessieren. In dutzenden Tweets und Retweets schürt er den Hass auf sie. Für Page fühlt sich das schrecklich an.

«Es ist fast unmöglich, das zu beschreiben. Es ist, als würde ich in den Magen geschlagen. Mein Herz fällt in die Hosen, wenn ich merke, dass er wieder über mich getwittert hat. Der Präsident der Vereinigten Staaten beschimpft mich auf der ganzen Welt. Er erniedrigt mich und meine Karriere. Es ist ekelhaft.»

Die ständigen Attacken verändern Pages Alltag. So vermeidet sie etwa den Kontakt mit möglichen Trump-Anhängern.

«Wenn jemand in der Metro Augenkontakt mit mir aufnimmt, zwinkere ich irgendwie und frage mich, ob es daran liegt, dass sie mich erkennen. [...] Sofort frage ich mich, ober er Freund oder Feind ist. Oder wenn ich die Strasse entlang gehe oder einkaufen gehe und jemand Trump-Artikel oder einen MAGA-Hut trägt, gehe ich in die andere Richtung oder versuche, etwas Abstand zwischen uns zu halten, weil ich den Konflikt vermeiden will.»

Sie wisse nie, wann er es wieder tun werde, sagt Page, das sei sehr «furchteinflössend».

«Er ist immer noch der Präsident der Vereinigten Staaten. Und wenn der Präsident dich namentlich des Verrats beschuldigt, obwohl ich weiss, dass es keine ergründliche Möglichkeit gibt, dass ich überhaupt ein Verbrechen begangen habe, geschweige denn Verrat, ist er immer noch jemand, der in der Lage ist, etwas dagegen zu unternehmen. Um zu versuchen, mein Leben weiter zu zerstören.»

Vor einem Monat bei einer Wahlkampfveranstaltung in Minnesota bringt Trump das Fass zum Überlaufen. Der US-Präsident simuliert vor seinen Fans einen Orgasmus und liest die Text-Nachrichten zwischen Page und Strzok vor. In diesem Moment entscheidet sich Page, ihr Schweigen zu brechen.

«Ganz zu schweigen von seinem wirklich verwerflichen, erniedrigenden Stunt bei seiner Rally, bei der er meinen Namen benutzte, um einen Orgasmus zu simulieren. Und ich weiss nie, wann der Präsident als nächstes angreifen wird. Und wenn es passiert, kann es meinen Tag immer noch irgendwie stören. Man gewöhnt sich nicht wirklich daran.»

In Washington wartet man nun gespannt auf den Bericht, der am 9. Dezember veröffentlicht werden soll. Das Justizdepartement hat Trumps Behauptung untersucht, das FBI habe seine Wahlkampagne im Jahr 2016 ausspioniert. Gemäss Informationen der «New York Times» wird der Bericht keine Belege für diese Theorie liefern. Demnach wird auch Lisa Page entlastet, welche sich gemäss den Untersuchungen an die Regeln gehalten hat. (cma)

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80 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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no-Name
02.12.2019 20:59registriert Juli 2018
Der POTUS simuliert öffentlich im Wahlkampf einen Orgasmus.

Dem ist nichts hinzuzufügen.
105226
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Doppelpass
02.12.2019 20:51registriert Februar 2014
Ein wirklich armseliges Geschöpf dieser Präsident, aber auch ein still- und rückgratloses Publikum.
98636
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R10
02.12.2019 20:49registriert Juli 2016
Was für ein Primitivling.

Das Ganze sieht eher wie eine schlechte Stand-Up Comedy Show aus, nicht wie eine Wahlkampfveranstaltung eines Präsidenten der USA.
70320
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80
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