Zwei Jahre lang hat Lisa Page geschwiegen. Nun hat sie genug. Die ehemalige FBI-Anwältin hat die pausenlosen Attacken des US-Präsidenten satt und hat am Sonntag in einem Interview mit ihm abgerechnet.
Im Gespräch mit dem Daily Beast erzählt Page, was passiert ist, nachdem vor zwei Jahren Textnachrichten zwischen ihr und FBI-Agent Peter Strzok veröffentlicht wurden. Die beiden hatten eine Affäre und waren in die Untersuchungen zu Hillary Clintons Emails und zu Russland involviert.
Mehrfach äussern sich Strzok und Page in den Textnachrichten negativ über Donald Trump und bezeichneten ihn etwa als einen «Idioten». Tatsächlich sind ihre Aussagen alles andere als nett, nachlesen kannst du sie hier.
Für Trump und seine Anhänger sind die veröffentlichten Textnachrichten gefundenes Fressen: Sie nutzen sie, um die FBI-Ermittlungen zu den Russland-Connections zu diskreditieren. Die Agenten seien voreingenommen, so der Vorwurf.
Laut des «Daily Beast» verlässt Page das FBI im Mai 2018. Strzok wird wenige Monate später gefeuert. Im Juli 2018 sagt Page in einer Anhörung des Repräsentantenhauses hinter verschlossenen Türen aus. Sie verneint, dass ihre politische Einstellung auf die Ermittlungen einen Einfluss hatte. Sonst äussert sie sich bis zum Interview mit dem «Daily Beast» nicht mehr zum Fall.
Dies hält den US-Präsidenten jedoch nicht davon ab, wiederholt auf die Anwältin einzuprügeln. In zahlreichen Tweets erwähnt er immer wieder ihren Namen. Für Page eine unerträgliche Erfahrung, wie sie im Interview mit dem «Daily Beast» zu Protokoll gibt.
I’m done being quiet.https://t.co/9YSvhsgAyb
— Lisa Page (@NatSecLisa) December 2, 2019
Page ist davon überzeigt, dass sie kein Gesetz gebrochen hat. Es sei erlaubt, eine politische Meinung zu haben und diese im privaten Rahmen mit einer anderen Person zu teilen. Sie sei zwar eine Mitarbeiterin des Staates, das heisse jedoch nicht, dass die Meinungsfreiheit für sie nicht gelte. Zu einem ähnlichen Schluss kommt übrigens auch der Fact Checker der Washington Post.
Dafür scheint sich Trump jedoch nicht zu interessieren. In dutzenden Tweets und Retweets schürt er den Hass auf sie. Für Page fühlt sich das schrecklich an.
Die ständigen Attacken verändern Pages Alltag. So vermeidet sie etwa den Kontakt mit möglichen Trump-Anhängern.
Sie wisse nie, wann er es wieder tun werde, sagt Page, das sei sehr «furchteinflössend».
Vor einem Monat bei einer Wahlkampfveranstaltung in Minnesota bringt Trump das Fass zum Überlaufen. Der US-Präsident simuliert vor seinen Fans einen Orgasmus und liest die Text-Nachrichten zwischen Page und Strzok vor. In diesem Moment entscheidet sich Page, ihr Schweigen zu brechen.
“Honestly, [Trump’s] demeaning fake orgasm was really the straw that broke the camel’s back,” Lisa Page told @MollyJongFast, explaining why she’s speaking out now (https://t.co/8sqkHPNiZB)
— Aaron Rupar (@atrupar) December 2, 2019
Here’s video of that incident 👇pic.twitter.com/oEokCo6pvb
In Washington wartet man nun gespannt auf den Bericht, der am 9. Dezember veröffentlicht werden soll. Das Justizdepartement hat Trumps Behauptung untersucht, das FBI habe seine Wahlkampagne im Jahr 2016 ausspioniert. Gemäss Informationen der «New York Times» wird der Bericht keine Belege für diese Theorie liefern. Demnach wird auch Lisa Page entlastet, welche sich gemäss den Untersuchungen an die Regeln gehalten hat. (cma)
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Das Ganze sieht eher wie eine schlechte Stand-Up Comedy Show aus, nicht wie eine Wahlkampfveranstaltung eines Präsidenten der USA.