International
Donald Trump

Trump schickt Kampftruppe in amerikanische Städte

Federal officers use crowd control munitions to disperse Black Lives Matter protesters outside the Mark O. Hatfield United States Courthouse on Tuesday, July 21, 2020, in Portland, Ore. (AP Photo/Noah ...
Umstrittener Einsatz: Unmarkierte Sicherheitskräfte in Portland.Bild: keystone

«Schlimmer als in Afghanistan»: Trump schickt Kampftruppe in amerikanische Städte

Der US-Präsident heizt den Konflikt mit Metropolen an, die von den Demokraten regiert werden. Dahinter steckt ein klarer Plan.
23.07.2020, 06:3923.07.2020, 06:49
Renzo Ruf aus Washington / ch media
Mehr «International»

Der Präsident versucht sich als Vorkämpfer für Recht und Ordnung zu profilieren - und in einigen amerikanischen Grossstädten spielen ihm Kriminelle in die Hände. So war am Mittwoch ausgerechnet eine Beerdigung in der South Side von Chicago Schauplatz einer Schiesserei.

Aus einem fahrenden Auto heraus eröffneten Unbekannte das Feuer auf eine Trauergemeinde, die sich versammelt hatte, um einem 31-jährigen Mordopfer die letzte Ehre zu erweisen. Gegen 60 Schüsse fielen und mindestens 15 Menschen wurden verletzt. Mehr als 1600 Schiessereien haben die Ordnungshüter seit Jahresbeginn registriert, was einem Plus von 47 Prozent gegenüber der Vergleichsperiode im Vorjahr entspricht. Die Zahl der Tötungsdelikte stieg im gleichen Zeitraum von 275 auf 414.

Lori Lightfoot, Demokratin

«Unter keinen Umständen werde ich es Donald Trumps Truppen erlauben, nach Chicago zu kommen und unsere Bewohner zu terrorisieren»
Lori Lightfoot, Demokratin

Angesichts dieser stark steigenden Deliktzahlen will Donald Trump der Stadtpolizei helfend unter die Arme greifen und gegen 150 Agenten des Sicherheitsministeriums (Homeland Security Department) nach Chicago entsenden. «Das ist schlimmer als Afghanistan», sagte der Präsident zu Wochenbeginn im Weissen Haus über die Kriminalität in Amerikas drittgrösster Stadt.

Und er beschuldigte Politikerinnen, wie die demokratische Stadtpräsidentin Lori Lightfoot, sie hätten Angst vor einer Konfrontation mit den Kriminellen. Die Demokratin konterte auf Twitter: «Unter keinen Umständen werde ich es Donald Trumps Truppen erlauben, nach Chicago zu kommen und unsere Bewohner zu terrorisieren.»

Mayor Lori Lightfoot speaks during a press conference at City Hall to announce the city's new Use of Force Working Group, designed to to review the Chicago Police Department's policies perta ...
Lori Lightfoot kontert Donald Trump.Bild: keystone

Als abschreckendes Beispiel dient Lightfoot dabei Portland (Oregon). Die Stadt an der Westküste, ein Zentrum der Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus, ist seit Tagen Schauplatz von Scharmützeln zwischen Aktivisten und rund 110 paramilitärischen Sicherheitskräften der Bundesregierung. Letztere dürfen eigentlich bloss Bauwerke oder Anlagen beschützen, die sich im Besitz der Bundesregierung befinden.

Dieses Mandat aber legen sie grosszügig aus: Lokale Medien berichten über uniformierte Ordnungshüter, die im Zentrum von Portland mutwillig Demonstranten festnähmen. Dabei verzichteten sie darauf, sich zu identifizieren.

So gehen Trumps Bundesbeamte in Portland vor

Video: watson

Für den Präsidenten ist das Chaos Wahlkampfhilfe

Chad Wolf, der amtierende Sicherheitsminister, verteidigte das Vorgehen der Sicherheitskräfte, die mehrheitlich seinem Ministerium angehören, als «angemessen». Lokale Politiker hingegen forderten das Weisse Haus auf, die paramilitärischen Einheiten abzuziehen - auch weil die Präsenz von Ordnungshütern in Soldatenuniformen extremistische Kräfte aufstachle. So kam es in der Nacht auf Mittwoch in Downtown Portland zu wüsten Szenen, als die Sicherheitskräfte versuchten, eine Kundgebung aufzulösen.

President Donald Trump speaks during a news conference at the White House, Wednesday, July 22, 2020, in Washington. (AP Photo/Evan Vucci)
Donald Trump
Donald Trump hat einen klaren Plan.Bild: keystone

Dem wahlkämpfenden Präsidenten allerdings scheint es recht zu sein, dass landesweit der Eindruck entsteht, Portland versinke im Chaos. Trump behauptet, die Fernsehbilder aus der Stadt gäben einen Vorgeschmack darauf, wie das Land nach einem Wahlsieg der Demokraten im November aussehen könnte - falls der politische Gegner sein Ziel erreiche und die Polizei abschaffe. Die Demokraten sagen, sie wollten die Polizei nicht abschaffen, sondern bei der Kriminalitätsbekämpfung weniger martialisch vorgehen. (bzbasel.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Coronavirus in den USA
1 / 27
Coronavirus in den USA
Die Coronakrise hat die USA voll erwischt und die Schwachstellen des vermeintlich mächtigsten Landes der Welt schonungslos aufgedeckt.
quelle: epa / eugene garcia
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Eine Nachricht an dich, Trump: Halte für einmal deine verf***** Klappe»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
80 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Aurak_567
23.07.2020 08:50registriert März 2016
Im Artikel kommt es so rüber, als würde es sich um politische Strategiespielchen in einem demokratischen Land handeln. Vielleicht solltet ihr anfangen über die USA im gleichen Stil zu berichten, den ihr auch für Russland und die Türkei verwendet.
36922
Melden
Zum Kommentar
avatar
Helvetiavia Philipp
23.07.2020 08:46registriert Februar 2018
Die Bilder geben einen Vorgeschmack, "wie das Land aussehen könnte", wenn Biden die Wahl gewinnt. Die Bilder zeigen, wie das Land aussieht, während Trump im Amt ist.
30424
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bee89
23.07.2020 07:25registriert Mai 2018
Trump darf nicht das Militär auf seine eigene Bevölkerung loslassen, also schickt er einfach die Bundespolizei in Kampfmontur hin... Echt schlimm!
Das eskaliert da drüben komplett und Trump versucht es so zu legen, dass das alles Bidens Schuld ist. Habe ein Video von Ausschreitungen in Portland gesehen mit dem Titel "This is will be Biden's America"... ehm, dude, this is happening in YOUR America RIGHT NoW.

Land von Kanada und Mexiko losschneiden und mit einem riesen Katapult ins Weltall schleudern, da ist nichts mehr zu retten.
30066
Melden
Zum Kommentar
80
Benko soll im Sommer 2023 Millionengelder verschoben haben

Rund um den Tiroler Immobilienunternehmer René Benko und den Niedergang seines weitgehend insolventen Signa-Firmennetzwerks sind weitere Details ans Licht gedrungen. Laut österreichischen Medien soll Benko im vergangenen Sommer innerhalb des Signa-Konglomerats Millionengelder verschoben haben.

Zur Story