Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem tappte in die Stereotypen-Falle.Bild: Geert Vanden Wijngaert/AP/KEYSTONE
22.03.2017, 12:2022.03.2017, 13:13
Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem hat mit einer abfälligen Bemerkung in südeuropäischen Ländern einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
Der Niederländer hatte in einem Interview gesagt, dass sich in der Eurokrise die nördlichen Staaten solidarisch mit den Krisenländern gezeigt hätten.
«Als Sozialdemokrat halte ich Solidarität für äusserst wichtig. Aber wer sie einfordert, hat auch Pflichten. Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschliessend Sie um Ihre Unterstützung bitten», sagte er der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Montag). Dieses Prinzip gelte auf persönlicher, lokaler, nationaler und eben auch auf europäischer Ebene.
«Ich frage mich wirklich, ob eine Person mit dieser Überzeugung immer noch für fähig gehalten wird, das Amt des Eurogruppenchefs auszuüben.»
Gianni Pitella
Renzi fordert Rücktritt
Italiens ehemaliger Ministerpräsident Matteo Renzi forderte den Rücktritt Dijsselbloems. «Leute wie Dijsselbloem (...) verdienen nicht die Rolle, die sie einnehmen», schrieb er am Mittwoch auf Facebook. Je eher er zurücktrete, desto besser sei es.
Die Bemerkung des 50-jährigen Eurogruppenchefs nannte er «dumm». Spanische Politiker bezeichneten die Aussage als «rassistisch und machohaft».
«Kein Platz für Stereotype»
Der Fraktionsvorsitzende der Sozialisten im Europaparlament, der Italiener Gianni Pitella, nannte die Aussagen «beschämend». «Ich frage mich wirklich, ob eine Person mit dieser Überzeugung immer noch für fähig gehalten wird, das Amt des Eurogruppenchefs auszuüben.»
Manfred Weber, Fraktionschef der Europäischen Volkspartei im Europaparlament, twitterte: «In der Eurozone geht es um Verantwortung, Solidarität, aber auch um Respekt. Kein Platz für Stereotype.»
Dijsselbloem wies die Empörung über seine Äusserungen derweil zurück. Er habe allgemein über die Solidarität in der Eurozone gesprochen und nicht bestimmte Länder kritisiert, sagte ein Sprecher des niederländischen Finanzministers in Den Haag. (whr/sda/dpa)
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