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«Gelbwesten»: Michel Houellebecq ist zurück

Skandal-Autor Houellebecq meldet sich zurück – diesmal sah er die «Gelbwesten» voraus

04.01.2019, 15:0604.01.2019, 15:54
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epa05169781 (FILE) A file picture dated 28 April 2015 shows French author Michel Houellebecq, posing for the media during the presentation of his latest book, 'Soumission', in Barcelona, nor ...
Michel Houellebecq.

Vier Jahre nach seinem Roman «Unterwerfung» über ein Frankreich unter der Scharia meldet sich der französische Autor Michel Houellebecq mit einem neuen Werk zurück, das diesmal die Revolte der «Gelbwesten» vorwegzunehmen scheint. Am Freitag kam «Serotonin» in die französischen Buchläden.

Houellebecqs siebter Roman führt den Leser mitten in das ländliche Frankreich. Er beschreibt die Hoffnungslosigkeit der von Globalisierung und EU-Agrarpolitik schwer getroffenen Bauern und arbeitslosen Fabrikarbeitern, die «so gut wie tot sind» und doch zur Rebellion bereit. Obwohl der 62-jährige Autor «Serotonin» schon Monate vor der Protestbewegung der «Gelbwesten» geschrieben hat, scheint sein Roman den Aufruhr zu beschreiben, von dem die Politik völlig überrascht wurde.

Bislang hat sich Houellebecq selbst nicht zu seinem neuen Werk geäussert. Nach Angaben seines Verlags hat er sich eine «strikte mediale Diät» verschrieben.

FOR STORY SLUGGED EU BOOKS HOULLEBECQ SUBMISSION BY GREG KELLER - This Wednesday, Jan. 7, 2015 photo shows French novelist Michel Houellebecq after an interview on radio station France Inter, in Paris ...
Bild: AP/AP

Doch auch ohne seine oftmals provokanten Auftritte war klar, dass «Serotonin» für Aufsehen sorgen würde – und für einen hohen Absatz: Der Verlag Flammarion startet mit einer Auflage von 320'000 Exemplaren.

«Diesmal sollte man ihm glauben»

Vor vier Jahren, als sein Roman «Unterwerfung» erschien, wurden am selben Tag bei einem islamistischen Anschlag auf die französische Satire-Zeitung «Charlie Hebdo» zwölf Menschen getötet, darunter ein enger Freund Houellebecqs. Das Buch gelangte sofort an die Spitze der Bestsellerlisten. In Frankreich verkaufte es sich rund 800'000 Mal.

Das Magazin «L'Obs» bezeichnete «Serotonin» – eine Anspielung auf das Antidepressivum des Erzählers – als Houellebecqs bestes Buch, «ein wunderschönes Werk von unendlicher Traurigkeit». Laut dem britischen «Telegraph» sagt das «Enfant terrible der französischen Literatur» mit seinem Roman «das tragische Schicksal der westlichen Zivilisation vorher». «Die Zeit» schrieb, lange seien Houellebecqs antiliberale Meinungen «als Spielereien eines Literaten» durchgegangen und fügte hinzu: «Diesmal sollte man ihm glauben.»

Er gefällt sich als Provokateur

Frankreichs im Ausland meistgelesener zeitgenössischer Autor gefällt sich in der Rolle des Provokateurs – und das vor allem auch in seinen Auftritten. Bei der Verleihung des Oswald-Spengler-Preises im Oktober forderte er, Frankreich solle aus dem Euro austreten, befand, dass «Muslime ein Problem» in Europa seien und wünschte sich eine Renaissance der katholischen Kirche.

In einem Essay für das in New York erscheinende «Harper's Magazine» lobte er Donald Trump ausdrücklich für seinen Handelsprotektionismus und nannte ihn «einen der besten amerikanischen Präsidenten». Im September heiratete der Autor, der einmal geschrieben hatte, dass Liebe schwach macht, zum dritten Mal. (aeg/sda/afp)

Die Forderungen der «Gelbwesten»

Video: srf/SDA SRF
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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MacB
04.01.2019 15:18registriert Oktober 2015
Skandal-Auto :)
Skandal-Auto Houellebecq meldet sich zurück – diesmal sah er die «Gelbwesten» voraus
Skandal-Auto :)
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DichterLenz
04.01.2019 15:38registriert Juni 2017
Ach, ich mag den alten Schwerenöter und werde auch diesen Roman lesen. Ich teile zwar nicht seine düsteren Zukunftsausblicke, aber er spricht doch fast immer wichtige Themen an.
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Anna Rothenfluh
04.01.2019 15:30team watson
Danke euch für den Hinweis, in unserem Titel war gerade noch zu lesen "Skandal-Auto" ... haha.
Skandal-Autor Houellebecq meldet sich zurück – diesmal sah er die «Gelbwesten» voraus
Danke euch für den Hinweis, in unserem Titel war gerade noch zu lesen "Skandal-Auto" ... haha.
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