Ein französischer Soldat überwacht in Bangui einen Grenzübergang. Bild: SIEGFRIED MODOLA/REUTERS
Ein Skandal um die mutmassliche Vergewaltigung von Kindern in Zentralafrika erschüttert die französische Armee. Präsident François Hollande kündigte am Donnerstag ein «unerbittliches» Vorgehen an, sollte sich der Verdacht gegen französische Soldaten bestätigen.
Das Verteidigungsministerium in Paris versprach eine umfassende Aufklärung der in einem UNO-Bericht erhobenen Vorwürfe, zu denen die französische Justiz bereits seit neun Monaten ermittelt.
«Wenn sich einige Soldaten schlecht verhalten haben, werde ich unerbittlich sein», sagte Hollande bei einem Besuch in der nordwestfranzösischen Stadt Brest. Er kündigte «harte Strafen» an, sollten sich die Vorwürfe als wahr erweisen.
«Sie wissen, welches Vertrauen ich in die Armee habe, Sie kennen die Rolle der französischen Soldaten in der Welt», sagte der Staatschef. «Kein Fleck darf ihre Uniformen beschmutzen.»
Das Verteidigungsministerium hatte am Mittwochabend Ermittlungen der Pariser Staatsanwaltschaft zu dem Verdacht bestätigt, französische Soldaten hätten in der Zentralafrikanischen Republik mehrere Kinder vergewaltigt. Die Vereinten Nationen hatten zuvor einen Bericht mit belastenden Aussagen von Kindern an das Verteidigungsministerium in Paris weitergeleitet.
Dem Ministerium zufolge geht es um rund zehn Kinder, die zwischen Dezember 2013 und Juni 2014 Opfer sexueller Gewalt am Flughafen der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui geworden sein sollen, der von französischen Soldaten gesichert wurde.
François Hollande ist sehr bemüht um ein gutes Ansehen Frankreichs in Bangui.Bild: EPA/AFP POOL
14 Soldaten verdächtigt
Aus Justizkreisen verlautete am Donnerstag, in dem Skandal würden 14 französische Soldaten verdächtigt. Nur wenige von ihnen seien bislang identifiziert worden. Es gebe sechs Kinder im Alter zwischen neun und 13 Jahren, die angeben, entweder selbst Opfer sexueller Gewalt oder Zeuge sexueller Gewalt geworden zu sein.
Frankreich hatte im Dezember 2013 den Militäreinsatz «Sangaris» in Zentralafrika gestartet, um die tödliche Gewalt zwischen Milizen zu beenden und die Zivilbevölkerung zu schützen. Seit September 2014 ist in dem Land eine UNO-Mission im Einsatz.
Das Verteidigungsministerium beteuerte am Donnerstag, Frankreich wolle die Vorfälle nicht verheimlichen. «Es gibt keinen Willen, irgendetwas zu vertuschen», sagte ein Ministeriumssprecher.
Das Ministerium habe sich zu «vollständiger Transparenz» verpflichtet und arbeite mit der Justiz zusammen. Bei Missbrauchsvorwürfen gelte die Linie «null Nachsicht». Zugleich mahnte der Sprecher «Vorsicht» bei der Bewertung der Vorwürfe an.
Am Flughafen von Bangui suchten viele Leute Zuflucht vor den Unruhen. Bild: STRINGER/REUTERS
Die Affäre ins Rollen gebracht hatte die britische Tageszeitung «Guardian», die am Mittwoch über die Vergewaltigungsvorwürfe berichtete.
Die Zeitung hatte den von UNO-Mitarbeitern angefertigten Bericht von der US-Hilfsorganisation Aids-Free World erhalten. Laut deren Vize-Chefin Paula Donovan sollen französische Soldaten im Gegenzug für Lebensmittel oder Geld Sex verlangt haben. Laut «Guardian» geht es unter anderem um Vergewaltigungen und Analverkehr.
Auch Bangui ermittelt
In Bangui sprach Generalstaatsanwalt Ghislain Grésenguet von «extrem schwerwiegenden» Vorwürfen. Er habe «sofort» eigene Ermittlungen eingeleitet.
Die Vorwürfe sind verheerend für die französische Armee, deren Ansehen durch den Skandal schweren Schaden zu nehmen droht. Frankreich hatte 2013 Militäreinsätze in Mali und Zentralafrika gestartet und ist in zahlreichen Ländern des afrikanischen Kontinents stationiert. (sda/afp/cma)
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