Paris wird am Freitagabend von einer Anschlagsserie erschüttert: Zeitgleich werden an mindestens sieben Orten Attacken gegen Zivilisten verübt.
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Sie schossen mit automatischen Waffen, sie trugen Sprengstoffgürtel: An sieben verschiedenen Orten in Paris schlugen die Angreifer nahezu zeitgleich zu. Die meisten Todesopfer gab es im Konzertsaal Bataclan.
Die nahezu zeitgleichen Anschläge in Paris sind am Freitagabend an mindestens sieben verschiedenen Orten in der französischen Hauptstadt verübt worden. Mindestens 120 Menschen wurden den Behörden zufolge getötet, doch deuten verschiedene Informationen, darunter aus Justizkreisen, auf eine noch höhere Opferzahl hin. Die Anschläge wurden am nördlichen Stadtrand von Paris in der Nähe des Fussballstadions Stade de France sowie im östlichen Zentrum von Paris nicht weit vom Platz der Republik ausgeführt.
Verletzte werden aus dem Bataclan-Theater evakuiert.
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Mindestens vier schwer bewaffnete, unmaskierte Männer stürmen während eines Rockkonzerts in das Gebäude und eröffnen das Feuer. Dabei schreien sie «Allah Akbar» (Gott ist gross). Es folgt eine fast dreistündige Geiselnahme in dem Konzertsaal am Boulevard Voltaire.
«Ich habe sie ganz klar zu den Geiseln sagen hören: ‹Hollande ist schuld, euer Präsident ist schuld, er hat nicht in Syrien einzugreifen.› Sie haben auch über den Irak gesprochen», berichtet der 35-jährige Augenzeuge Pierre Janaszak später. Ein anderer sagt: «Die Typen sind gekommen, sie haben am Eingang begonnen zu schiessen.»
Die Polizei stürmt den Konzertsaal kurz vor 0.30 Uhr, der Einsatz ist gegen 01.00 Uhr beendet. 100 Menschen sind tot, darunter vier Angreifer. Drei von ihnen haben sich mit einem Sprengstoffgürtel selbst in die Luft gesprengt. Der vierte, der auch einen solchen Gürtel trägt, wird von Polizeikugeln getroffen und beim Fallen explodiert auch sein Sprengstoff.
Präsident Hollande in der VIP-Loge des Stadions.
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Fast zeitgleich zum Angriff auf den Konzertsaal ereignet sich um 21.20 Uhr in der Umgebung des Stadions im Norden von Paris eine erste Explosion. Dort soll nächstes Jahr im Juli das Finale der Fussball-Europameisterschaft stattfinden und nicht weit davon, in Bourget, soll am 30. November die grosse, internationale Klimakonferenz abgehalten werden. Es folgen weitere Explosionen, eine in der Nähe eines McDonald's-Restaurants.
Präsident Hollande, der bei dem Fussballspiel Frankreich – Deutschland am Freitagabend ebenso anwesend war wie Bundesaussenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), wird sofort in Sicherheit gebracht. Die Ein- und Ausgänge zum Stadion werden abgeriegelt.
Vier Menschen werden bei der Detonation getötet, darunter drei Angreifer, die wie im Bataclan Sprengstoffgürtel zünden.
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Wenige 100 Meter vom Bataclan entfernt ist die Terrasse der Pizzeria La Casa Nostra das Ziel eines Anschlags. Fünf Menschen werden durch Schüsse aus einer automatischen Waffe getötet, wie der 35-jährige Augenzeuge Mathieu berichtet. «Es waren mindestens fünf Tote um mich herum, andere auf der Strasse, überall Blut.» Ein anderer Zeuge sieht «einen schwarzen Ford Focus», aus dem geschossen wird.
Nach Angaben aus Justizkreisen gibt es auch dort einen Angriff mit einem Toten. Unklar ist aber, wie weit dieser Ort vom Bataclan entfernt ist. Später heisst es, ein Attentäter habe auf dem Boulevard Voltaire seinen Sprengstoffgürtel zur Explosion gebracht und sei tot.
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Etwas weiter nördlich kommt es an der Ecke der Strassen Bichat und Alibert zu Schüssen auf der Terrasse des Restaurants Le Petit Cambodge. Dort werden 14 Menschen getötet. «Es war surreal, alle lagen am Boden, niemand bewegte sich», erzählt eine Augenzeugin.
Ähnliche Szenen spielen sich etwas weiter östlich in der Rue de Charonne ab, wo 18 Menschen getötet werden. Ein Mann berichtet, er habe «zwei, drei Minuten» lang Schüsse gehört. Nach seinen Angaben waren ein Café und ein japanisches Restaurant das Ziel der Schüsse.
Beim Boulevard Beaumarchais ereignete sich offenbar eine Schiesserei. Nach aktuellen Angaben wurde dabei niemand getötet. Über Verletzte ist nichts bekannt.
asc/afp