Igors Rausis ist 58-jährig. Seit 1992 ist der Lette Grossmeister. In den letzten sechs Jahren wirkte er unbesiegbar. Er reihte Sieg an Sieg und sein ELO-Rang stieg um 200 Punkte.
So kam er als älteste Person in die Top 100 der weltweit besten Schachspieler. In diesem Monat erreichte er mit dem 52. Rang seine höchste Platzierung.
«Unreal stuff», sagte der englische Internationale Meister Lawrence Trent letztes Jahr. «Absolut eindrücklich», fügte der russische Grossmeister Andrey Deviatkin im März hinzu.
Laut chess.com verdankte Rausis seinen Aufstieg seinem fast perfektem Scoring, hauptsächlich gegen schlechter klassierte Spieler. Doch der makellose Aufstieg erlebte am vergangenen Freitag einen herben Dämpfer.
Emil Sutovsky, Generaldirektor des Internationalen Schachverbands (FIDE), erklärte auf Facebook, dass Rausis während des letzten Schachturniers in Strasbourg auf frischer Tat beim Betrügen erwischt wurde. Ein Bild zeigt Rausis, wie er voll bekleidet auf der Toilette sitzt, mit einem Handy in der Hand.
"I played my last game of chess already", says Igors Rausis, after what seems to have been an ignominious end to his career: https://t.co/xWyPOCQLXn #c24live pic.twitter.com/ONyAEIJroo
— chess24.com (@chess24com) 12. Juli 2019
Wie das Foto entstanden ist, ist unklar. FIDE bestreitet, dass sie eine Kamera installiert haben. Gegenüber der «Washington Post» bestätigte FIDE-Sprecher David Llada den Betrug. Der entsprechende Spieler habe schriftlich gestanden.
Laut FIDE-Geschäftsführer Yuri Garrett verdächtigte man Rausis bereits seit Monaten.
Wie geht's nun weiter? Sutovsky sagte, dass man die französische Polizei informiert habe, die Ethikkommission des Verbands sei ebenfalls im Bilde.
Der Grossmeister Danny Gormally meint: «Es ist unglaublich, dass er nicht früher aufgehalten wurde. Dass sich jemand in einem solchen Alter noch so sehr verbessern kann, ist einfach unrealistisch.» (jaw)