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Gesellschaft & Politik

Schwedendemokraten werden drittstärkste Kraft

Sozialdemokraten in Schweden vorn – Schwedendemokraten aber stark

Die Wahllokale in Schweden sind geschlossen. Gemäss ersten Prognosen kommen die Rechtspopulisten auf 19,2 Prozent.
09.09.2018, 22:45
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Die Sozialdemokraten sind bei der Parlamentswahl in Schweden einer Katastrophe zwar entgangen, haben aber deutlich an die Rechtspopulisten verloren. Die Partei von Regierungschef Stefan Löfven wurde am Sonntag erneut stärkste Kraft, die Schwedendemokraten liegen auf Platz zwei.

Der Prognose des Fernsehsenders SVT zufolge erreichten die Sozialdemokraten 26,2 Prozent - und fuhren damit das schlechteste Ergebnis in mehr als 100 Jahren ein. Wer Schweden künftig regieren kann, scheint völlig unklar: Der rot-grüne Block aus Sozialdemokraten, Grünen und der sozialistischen Linkspartei kommt auf 39,4 Prozent. Das zweite grosse Lager, eine liberal-konservative Vier-Parteien-Allianz unter Führung der Moderaten, erreicht 39,6 Prozent.

Regierungsbildung extrem schwierig

Die rechtspopulistischen Schwedendemokraten kommen der Prognose zufolge auf 19,2 Prozent - damit machen sie die Regierungsbildung extrem schwierig: Keiner der traditionellen Blöcke will eine Koalition mit der für ihre rechtsextremistischen Wurzeln und strenge Einwanderungspolitik kritisierten Partei eingehen.

Es bliebe eine Minderheitsregierung, die in Schweden zwar normal ist, die bei Abstimmungen im Parlament aber auf die Zustimmung der Rechtspopulisten angewiesen wäre. Das wollen die traditionellen Parteien eigentlich verhindern, denn es würde den Schwedendemokraten, ähnlich wie den dänischen Rechtspopulisten, die Macht geben, als Mehrheitsbeschaffer die eigene Politik mit durchzudrücken.

Die einwanderungskritischen Schwedendemokraten fuhren demnach das beste Ergebnis ihrer Geschichte ein und wurden zweitstärkste Partei. Die Regierungsbildung dürfte enorm schwierig werden.

Rechtsruck setzt sich fort

Damit setzt sich auch in Schweden der Rechtsruck fort, der seit der Flüchtlingskrise 2015 fast alle Wahlen in Europa geprägt hat. Erneut wurden vor allem die Sozialdemokraten abgestraft, ähnlich wie vor einem Jahr in Deutschland und wie in Italien und Österreich. In nur noch 6 der 28 EU-Staaten führten zuletzt klassische Mitte-links-Parteien die Regierung: in Rumänien, Portugal, der Slowakei, in Malta, Spanien - und eben in Schweden.

Nun muss die Partei, die Westeuropa geprägt hat wie kaum eine andere, auch in ihrem Vorzeigeland grosse Verluste einstecken. (sda/dpa)

Von der Asylantin zur Geschäftsführerin

Video: srf/SDA SRF

Daniel Küblböck

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Daniel Küblböck
Der Sänger und frühere TV-Star Daniel Küblböck ist nach Angaben der Reederei Aida Cruises am frühen Sonntagmorgen bei einer Kreuzfahrt nach Neufundland über Bord gegangen und wird seither vermisst.
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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Howard271
09.09.2018 20:18registriert Oktober 2014
Es wäre schön, wenn sich die Berichterstattung bei europäischen Wahlen nicht nur immer auf das Abschneiden der Rechtspopulisten konzentrieren würde. Es ist immer dasselbe: zuerst ein riesiger Hype und dann holen sie 15% - und über die restlichen 85% wird nichts berichtet.
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Ferdinend
09.09.2018 20:35registriert September 2018
Warum sind die Menschen eigentlich immernoch erstaunt, wenn solche Parteien Aufschwung bekommen? Die restlichen Parteien schienen die Interessen und Ängste der Bevölkerung völlig zu ignorieren...
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Troxi
09.09.2018 21:21registriert April 2017
Scheint Interessant zu sein in Schweden. Rechts und Links Gleichstark. Wie wäre es die Schweiz als Vorbild zu nehmen und den Konsens zu suchen anstelle der einer Mehrheitsregierung? Könnte aber auch darauf hinaus laufen, dass Schweden sich (Anfangs) komplett blockiert :/
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