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Getreide, Gespräche, Drohnen – Diese 6 Punkte bringt der Teheran-Gipfel

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Kremlchef Wladimir Putin (l) mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi am Rande des Gipfels in Teheran.Bild: keystone

Ein Weizen-Deal und 5 weitere Punkte, was der Teheran-Gipfel bringen könnte

Erstmals seit Kriegsbeginn kam Putin in ein Land ausserhalb der Ex-Sowjetunion. Sechs Erkenntnisse des Treffens mit Erdogan und Raisi.
21.07.2022, 07:00
Michael Wrase / ch media
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Eine Übereinkunft beim Getreide scheint möglich

Russlands Präsident Wladimir Putin und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan wollten in Teheran ein Abkommen über die Wiederaufnahme der Getreideexporte aus der Ukraine unter Dach und Fach bringen. Ob es zu einer Einigung kam, war bei Redaktionsschluss noch offen. Nach von der UNO vermittelten Gesprächen zwischen russischen, ukrainischen und türkischen Regierungsvertretern in der letzten Woche in Istanbul stand nach Angaben des türkischen Verteidigungsministers Hulusi Akar ein Getreidedeal schon «kurz vor dem Abschluss». Was fehlte, war der «endgültige Segen» von Putin.

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Russlands Präsident Wladimir Putin und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan beim Treffen in Teheran.Bild: keystone

Im Gegenzug wollen die USA russische Getreide- und Düngemittelexporte erleichtern, indem sie Banken, Schifffahrts- und Versicherungsunternehmen zusichern, dass derartige Transaktionen nicht gegen die Sanktionen gegen Moskau verstossen.

>> Russland-Ukraine-Konflikt: Alle Entwicklungen im Liveticker

Friedensgespräche könnten einfacher werden

Ein Getreidedeal könnte Friedensgespräche zwischen den kriegführenden Parteien erleichtern. Neben der Türkei sieht sich der Iran als «Zentrum einer dynamischen Diplomatie», schrieb der iranische Aussenminister Hossein Amirabdollahian auf Twitter. Neben der «Lebensmittelsicherheit» gehe es um «politische Lösungen zur Sicherheit in der Region». Russland betrachte man dabei als einen «strategischen Partner», hiess es in Teheran, wo ein Kooperationsabkommen mit der russischen Gazprom über 40 Milliarden Dollar unterzeichnet wurde.

Kampfdrohnen dürften kein Thema gewesen sein

Es ist bereits das dritte Mal in diesem Jahr, dass Putin mit seinem iranischen Amtskollegen Ibrahim Raisi zusammentraf. Ob bei den Gesprächen im prunkvollen Saadabad-Palast der iranischen Hauptstadt, in dem einst der Schah von Persien residierte, auch die von den Amerikanern unterstellte «Lieferung von iranischen Kampfdrohnen an die russische Armee» im Vordergrund stand, wurde von Beobachtern in Teheran bezweifelt. Solche Deals, berichten Insider, würden von den Militärs beider Länder direkt abgewickelt.

Das Atomabkommen mit dem Iran ist zentral

Was dagegen ganz oben auf der Agenda der Gesprächspartner stand war das Atomabkommen mit Teheran, zu dessen Hauptunterzeichnern neben den USA auch Russland gehört. Um die ins Stocken geratenen Gespräche voranzubringen, wurde Putin in Teheran auch von Ali Khamenei, der höchsten politischen und geistlichen Instanz, empfangen. Mit dem iranischen Revolutionsführer führe der Kremlchef seit vielen Jahren einen «vertrauensvollen Dialog», sagte Putins aussenpolitischer Berater Juri Uschakow am Wochenende.

epa10079903 Russian President Vladimir Putin (L) and Iranian President Ebrahim Raisi (R) attend a meeting in Tehran, Iran, 19 July 2021. Russian President is on a working visit in Iran to take part in ...
Mit dem iranischen Revolutionsführer führe Putin seit vielen Jahren einen «vertrauensvollen Dialog».Bild: keystone

Auch Amerika ist an einem Deal interessiert

Auch die USA scheinen weiterhin an einer Übereinkunft mit dem Iran interessiert zu sein. Nach Informationen des in Armenien lebenden kanadischen Journalisten Neil Hauer trafen am letzten Wochenende hochrangige iranische und amerikanische Geheimdienstoffiziere in Jerewan zusammen. Vorrangiges Thema dürfte das Atomabkommen mit Teheran gewesen sein. Ein Abschluss wird aus iranischer Sicht durch die Weigerung der USA blockiert, die iranischen Revolutionsgardisten von der Liste terroristischer Organisationen zu streichen.

Erdogan braucht für seine Pläne Putins Zustimmung

Russland und der Iran sorgen mit ihren in Syrien stationierten Truppen für das politische Überleben von Diktator Assad. Dessen Armee kontrolliert inzwischen wieder grosse Teile des Landes. Türkische Soldaten stehen im Norden, wo sie einen Vorstoss auf die von syrischen Kurden kontrollierten Landesteile vorbereiten. In den Gebieten sollen nach türkischen Vorstellungen einmal syrische Flüchtlinge aus der Türkei angesiedelt werden.

Für eine Offensive seiner Streitkräfte benötigt Erdogan die Zustimmung von Putin und Raisi, die beide Präsidenten bisher verweigert haben. Ob es in Teheran zu einer Einigung kommt, wird man vermutlich erst in einigen Wochen wissen. «Um Putins Zustimmung für einen türkischen Einmarsch zu bekommen, könnte Erdogan dem Kremlchef ein von der Türkei verwaltetes Getreideabkommen anbieten, das für Moskau günstig ist», befürchtet Soner Cagaptay vom Washington Institute for Near East Policy. Der türkische Präsident, glaubt der Nahostexperte, sei nicht bereit, das Syrien-Problem vom Ukraine-Krieg abzukoppeln. (aargauerzeitung.ch)

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49 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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regen
21.07.2022 07:43registriert November 2014
warum wird es mir übel, wenn ich das foto dieser drei händchenhaltenden diktatoren sehe....?
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Hiker
21.07.2022 08:15registriert Januar 2017
Drei Terrorfürsten verhandeln selbstherrlich über Gebiete und Güter die Sie sich mit Krieg und Zerstörung zusammengestohlen haben. Mir wird übel wenn ich mir solche Machenschaften anhören muss. In was für einer Welt leben wir heute?
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Gandalf-der-Blaue
21.07.2022 07:17registriert Januar 2014
Habe ich das richtig verstanden: Raisi und Erdogan haben mit Putin darüber verhandelt, dass ukrainisches Getreide - notabene gestohlenes ukrainisches Getreide - von den Russen exportiert werden soll? Oder liege ich da falsch?
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