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Gesellschaft & Politik

Eklat im türkischen Parlament: Abgeordnete verlassen Saal

Würfel sind gefallen – Türkei für Aufhebung der Immunität von einem Viertel der Abgeordneten

20.05.2016, 10:3220.05.2016, 13:18
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Das türkische Parlament hat mit der erforderlichen Zweidrittelsmehrheit für die Aufhebung der Immunität von mehr als einem Viertel der Abgeordneten gestimmt. Für den Kern des Vorstosses der islamisch-konservativen AKP votierten 373 der 550 Abgeordneten in Ankara.

Allerdings müssen sie am Freitag noch über einen formalen weiteren Punkt und dann über das Gesamtpaket der Änderungen abstimmen. Erst danach wäre der Weg frei für die Aufhebung der Immunität von 138 Parlamentariern, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete.

Staatspräsident Recep Erdogan.
Staatspräsident Recep Erdogan.Bild: AP/Pool Presidential Press Service

Der Schritt richtet sich vor allem gegen die Fraktion der pro-kurdischen HDP. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan wirft den HDP-Abgeordneten vor, der «verlängerte Arm» der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zu sein. Erdogan hatte dazu aufgerufen, ihre Immunität aufzuheben. Die Aufhebung der Immunität soll über eine befristete Verfassungsänderung geschehen.

Betroffen sind Abgeordnete aus allen Parteien 

Konkret stimmten die Abgeordneten dafür, einen Satz aus Artikel 83 für jene 138 Mitglieder der Nationalversammlung auszusetzen, denen Straftaten vorgeworfen werden. Der Satz besagt: «Ein Abgeordneter, der vor oder nach der Wahl eine Straftat begangen haben soll, darf nicht festgenommen, verhört, verhaftet oder vor Gericht gestellt werden, wenn die Versammlung nicht anderweitig entscheidet.»

Die Betroffenen verteilen sich auf alle vier Parteien: Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu gehören 27 zur islamisch-konservativen AKP (317 Sitze), 51 zur Mitte-links-Partei CHP (133 Sitze), 50 zur pro-kurdischen HDP (59 Sitze) und 9 zur ultrarechten MHP (40 Sitze). Ausserdem soll der einzigen parteilosen Parlamentarierin die Immunität entzogen werden.

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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bongalicius
20.05.2016 11:39registriert Januar 2016
Mit Erdogan wird das Erbe Atatürks zu Grabe getragen.
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retofit
20.05.2016 12:22registriert November 2015
Befristete Verfassungsänderung? Aufhebung der Immunität von mehr als einem Viertel der Abgeordneten? Ja was braucht es denn noch, damit die Völkergemeinschaft diesem Diktator den Riegel schiebt? Oder vielleicht muss einfach jeder einzelne sich einmal bewusst werden, dass während er sich in der Türkei am Strand räkelt im Ortsgefängnis gefoltert wird, und daraus die Konsequenz ziehen, der Türkei als Reiseland den rücken zu kehren.
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Toerpe Zwerg
20.05.2016 12:17registriert Februar 2014
Es darf kein Flüchtlings-abkommen geben mit diesem Land.
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