International
Gesellschaft & Politik

Augenzeuge: «Kirche war nur wenige Minuten von unserem Hotel entfernt»

Das berichtet ein Schweizer Augenzeuge aus Sri Lanka

21.04.2019, 12:0121.04.2019, 21:37
Mehr «International»

Marc Jaisli, Bäcker aus Buchs AG, verbringt mit seiner Freundin Ferien in Negombo, einer Stadt rund 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt Colombo. Auch in Negombo kam es zu einer Explosion.

Wie hast du die Explosionen erlebt?
Heute Morgen nach dem Frühstück wollten wir uns bereit machen und an den Strand gehen, da sahen wir auf unseren Smartphones, dass es Anschläge gegeben hat, unter anderem auf eine Kirche, die nur wenige Minuten von unserem Hotel entfernt liegt. Gestern Abend sind wir dort noch vorbei gelaufen, es war schön, den Gläubigen zuzusehen, wie sie dem Ostergottesdienst beiwohnten, es sind ja nur etwa sieben Prozent der Sri Lanker katholisch oder christlich. Die sassen dort in Campingstühlen, wie wir an einem Openair. Wir haben allerdings keine Detonation gehört, vermutlich auch, weil bei uns im Hotel eine Hochzeit stattfand, die einiges an Lärm erzeugte.

Wie reagieren die Menschen vor Ort?
Es ist etwas schizophren. Wir liegen hier am Pool, die Hochzeit ist im Gange und wenigen Minuten von uns sterben Menschen. Bei uns im Hotel läuft alles ganz normal weiter. Auch unten auf der Strasse realisiert man nicht, was passiert ist. Wir haben jetzt für uns einfach entschieden, dass wir nicht an den Strand gehen werden, sondern im Hotel bleiben.

Bleibt ihr nun in Negombo?
Eigentlich reisen wir morgen nach Hause. Für morgen haben wir noch einen Ausflug gebucht, mit dem Zug würde es ins Landesinnere gehen. Wir sind allerdings noch nicht sicher, ob wir diesen Ausflug antreten wollen.

Ihr wart ja auch noch in Colombo?
Genau. Vor zwei Tagen fuhren wir nach Colombo, verbrachten den ganzen Tag dort und wir besuchten auch diese eine grosse Kirche, die jetzt von diesen Anschlägen betroffen ist. Wir machten Bilder, waren mitten in der Stadt.

Wie ist denn nun euer Gefühl, dies so vor Ort zu erleben?
Auf gut Deutsch: Ein Scheissgefühl. Aber wir hatten Glück und es tut mir Leid für alle Menschen, denen was passiert ist. Wir hatten enormes Glück.

Das Interview mit Marc Jaisli führte Urs Hofstetter, Leiter der Lokalredaktion von Radio Argovia. Bleibt anzumerken, dass er nicht bei der betroffenen St.-Sebastians-Kirche war.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das sind die 30 meistbesuchten Städte der Welt
1 / 33
Das sind die 30 meistbesuchten Städte der Welt
Das britische Marktforschungsinstitut Euromonitor International hat die 100 meistbesuchten Städte der Welt gelistet. Darunter sind viele aus Asien und nur eine Schweizer Stadt. Auf Platz 30: Venedig mit 5,2 Millionen Besuchern.
quelle: ap/ap / luca bruno
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Sintflutartige Regenfälle in Sri Lanka
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
12 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
aglio e olio
21.04.2019 12:20registriert Juli 2017
Mir ist nicht ganz klar welchen Informationswert derartige Interviews haben. Eine sachliche Beurteilung der Lage ist bei Betroffenen bzw. Zeugen kaum zu erwarten. Zumindest ich wäre dazu wohl kaum in der Lage.
M.M.n. transportiert dies in erster Linie "Angst und Schrecken" welche die dort Menschen erfahren.
Ich denke, dass spielt den Tätern in die Hände.
Ist meine Sichtweise vielleicht etwas eng? Habe ich weitere Aspekte ausser Acht gelassen?
12810
Melden
Zum Kommentar
avatar
äti
21.04.2019 15:09registriert Februar 2016
Solche Interviews hinterlassen bei mir ein sehr schales Gefühl.
212
Melden
Zum Kommentar
12
Britisches Oberhaus verzögert Abschiebedeal mit Ruanda weiter

Grossbritanniens Premierminister Rishi Sunak stösst mit seinen Plänen, Migranten ohne Rücksicht auf deren Herkunft nach Ruanda abzuschieben, weiter auf Widerstand im Parlament. Das Oberhaus verzögerte am Mittwochabend erneut ein Gesetz, das die Pläne rechtlich absichern soll. Die Mitglieder des House of Lords stimmten dafür, zwei Änderungen vorzunehmen. Nach Einschätzung britischer Medien könnte die Vorlage damit erst am Montag wieder im Parlament verhandelt werden.

Zur Story