Bei regierungskritischen Protesten in Bagdad ist am Dienstag mindestens ein Mensch getötet worden. Mehr als 200 weitere Menschen wurden nach Angaben des irakischen Gesundheitsministeriums verletzt, darunter auch 40 Polizisten.
Die Sicherheitskräfte hatten Wasserwerfer, Tränengas, Gummigeschosse, aber auch scharfe Munition eingesetzt, um die mehr als tausend Demonstranten im Zentrum der irakischen Hauptstadt auseinanderzutreiben.
Die Demonstranten protestierten vor allem gegen Korruption im irakischen Regierungsapparat, aber auch gegen die chronischen Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung. Es war die grösste Kundgebung in Bagdad seit Oktober 2018, als der heutige Regierungschef Adel Abdel Mahdi ins Amt kam.
«Die Diebe habe uns bestohlen!», riefen die Demonstranten. Der Irak belegt auf einer Skala der Organisation Transparency International den zwölften Platz unter den korruptesten Staaten.
Im Irak herrscht in der Bevölkerung unter anderem wegen der schlechten Infrastruktur und Arbeitslosigkeit grosser Frust. So gehört das Land zu den grössten Ölproduzenten der Welt, leidet aber unter einem akuten Energiemangel.
Vor rund einem Jahr hatte Wut über Tausende Erkrankungen infolge von verschmutztem Trinkwasser in der südirakischen Stadt Basra Proteste ausgelöst. Viele Gebiete des Landes sind nach dem Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zerstört.
Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Saddam Hussein durch eine von den USA angeführte Militärkoalition verschwanden nach offiziellen Statistiken umgerechnet mindestens 410 Milliarden Euro in den Taschen von zwielichtigen Politikern und Geschäftsleuten. (dac/sda/dpa)