International
Gesellschaft & Politik

Frankreich und Italien wollen neue Fiskalregeln in der EU

EU-Finanzen: Frankreich und Italien wollen mehr Schulden machen können für Investitionen

23.12.2021, 19:39
Mehr «International»

Frankreich und Italien wollen die Finanzregeln der Europäischen Union reformieren und eine leichtere Schuldenaufnahme für Investitionen ermöglichen. Es brauche mehr Handlungsspielraum und ausreichend Ausgaben für die Zukunft, um die europäische Souveränität zu gewährleisten, schrieben Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Italiens Ministerpräsident Mario Draghi in einem Gastbeitrag in der «Financial Times» vom Donnerstag. Neue Fiskalregeln sollten die Aufnahme von Schulden für Investitionen begünstigen, forderten sie.

epa09645879 France's President Emmanuel Macron speaks during a joint press conference with Germany's Chancellor Olaf Scholz (out of frame) during an European Union (EU) summit at the Europea ...
Emmanuel Macron will Schulden machen damit die Wirtschaft wächst, um die Schulden zurückzuzahlen.Bild: keystone

Aus Élyséekreisen hiess es, der Text solle Anstoss zu einer gemeinsamen Debatte der 27 EU-Staaten sein. Es gebe einen breit geteilten Willen, voran zu gehen. Frankreich, das zum Januar die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, will das Thema weiter vorantreiben. Einen genauen Zeitplan gebe es aber nicht. Draghi und Macron bezogen in ihrem Beitrag auf eine Analyse von Regierungsberatern, wie es aus Kreisen des Palazzo Chigi in Rom hiess.

Angesichts massiver neuer Schulden wegen der Corona-Pandemie und bevorstehender Investitionen in den Klimaschutz wird auf EU-Ebene derzeit über eine Umgestaltung der EU-Schuldenregeln gestritten. Der sogenannte Stabilitäts- und Wachstumspakts sieht vor, dass EU-Staaten insgesamt nicht mehr als 60 Prozent der Wirtschaftsleistung an Schulden aufnehmen. Zudem ist in den auch als Maastricht-Kriterien bekannten Vorgaben geregelt, dass Haushaltsdefizite bei drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gedeckelt werden sollen.

Der Pakt wurde aber – wegen der hohen Corona-Kosten - bis 2023 ausgesetzt. Nach Angaben der sogenannten Eurogruppe wird die Verschuldung der Euro-Länder in diesem Jahr 100 Prozent des BIP erreichen, die Defizitquote 7.1 Prozent. Doch nicht alle EU-Länder wollen die Kriterien reformieren. Sparsamere Staaten – etwa die Niederlande oder Dänemark – sind dagegen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte zu seiner Zeit als Finanzminister betont, die Regeln seien flexibel genug. Frankreich und Italien hatten sich bereits in der Vergangenheit mehrfach für eine leichtere Schuldenaufnahme ausgesprochen. (sda/awp/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Was gerade an der belarussisch-polnischen Grenze passiert
1 / 10
Was gerade an der belarussisch-polnischen Grenze passiert
Seit mehreren Tagen sitzen Tausende von Migranten an der Grenze von Belarus zu Polen fest.
quelle: keystone / leonid shcheglov
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Macrons ungewöhnliche Liebesgeschichte
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
raues Endoplasmatisches Retikulum
23.12.2021 20:47registriert Juli 2017
Frankreich:
Schon heute eine Staatsquote von knapp 60%.
Italien:
Seit jahren Defizite am schreiben, weil nicht sinnvoll invenstiert werden kann und das politische System extrem instabil ist.

Lösung: Mehr Schulden. Genau das wird es sein, genau das wird es sein.
213
Melden
Zum Kommentar
19
«Unser Europa könnte sterben»: Macron fordert mehr Verteidigung
Seine letzte Grundsatzrede an der Sorbonne hatte viel Aufmerksamkeit in Europa erregt: Jetzt hat Macron daran angeknüpft und den Aufbau einer europäischen Verteidigungsindustrie gefordert.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Europa mit drastischen Worten zu einer verstärkten Verteidigung aufgerufen. «Es besteht die Gefahr, dass unser Europa sterben könnte», warnte der Staatschef am Donnerstag in einer Grundsatzrede an der Pariser Sorbonne-Universität. Europa stehe an einem Wendepunkt und müsse mehr tun, um mit rasch wieder aufrüstenden globalen Rivalen konkurrieren zu können.

Zur Story