International
Gesellschaft & Politik

«SZ»-Journalisten: Strache-Lockvogel erhielt kein Geld für Falle

Szene aus dem "Ibiza-Video", das zum Fall der österreichischen Regierung führte: Der damalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache auf dem Sofa im Gespräch mit einem unbekannten Lockvogel. (A ...
Erhielt offenbar kein Geld: Der weibliche Lockvogel im Ibiza-VideoBild: APA/SPIEGEL/SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

«SZ»-Journalisten: Strache-Lockvogel erhielt kein Geld für Falle

21.08.2019, 05:58
Mehr «International»

Der weibliche Lockvogel im «Ibiza-Video», das zum Rücktritt des damaligen österreichischen Vizekanzlers Heinz-Christian Strache (FPÖ) führte, hat kein Geld für die Falle bekommen. Das schreiben die beiden Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer.

Die beiden Investigativjournalisten der «Süddeutschen Zeitung» berichten in ihrem neuen Buch «Die Ibiza-Affäre», das am Donnerstag erscheinen wird, von einem Treffen mit der Frau. «Wir können sagen, dass sie uns - entspannt und glaubhaft - versichert, gewusst zu haben, worauf sie sich einlässt, nicht erpresst worden zu sein und auch kein Geld bekommen zu haben», heisst es in dem Buch. Sie sei zudem erstaunt gewesen, wie leichtfertig Strache und sein FPÖ-Parteifreund Johann Gudenus ihr Dinge anvertraut hätten, die die beiden in enorme Schwierigkeiten bringen könnten.

Strache und Gudenus waren im Sommer 2017 auf Ibiza in eine Falle getappt und wurden bei einem stundenlangen Gespräch mit einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte gefilmt. Der «Spiegel» und die «Süddeutsche Zeitung» veröffentlichten am 17. Mai Teile der Aufnahmen, in denen Strache über möglicherweise illegale Parteispenden und politische Einflussnahme spricht. Wie Obermaier und Obermayer in «Die Ibiza-Affäre» schreiben, sei eine Investition der Russin in die einflussreiche «Kronen-Zeitung» das Hauptgesprächsthema gewesen. Von dort hätte sie die FPÖ medial unterstützen können. Im Gegenzug wollte sie aber Zusagen für eindeutig korrupte Angebote.

Video löst politisches Beben aus

Strache habe im Verlauf des Abends solche Deals mehrfach abgelehnt, heisst es im Buch. Der 50-Jährige hatte in diesem Zusammenhang zuletzt immer wieder betont, dass die Journalisten die folgenreiche Nacht falsch dargestellt hätten. Obermaier und Obermayer werfen Strache im Gegenzug vor, bei all diesen offensichtlich korrupten Angeboten das Gespräch nicht früher beendet zu haben. Zudem liess sich der Ex-FPÖ-Chef letztlich doch zu Zusagen hinreissen. So erklärte er etwa, der vermeintlichen Oligarchen-Nichte staatliche Bauaufträge zuschanzen zu wollen, sollte die FPÖ mit Unterstützung der «Kronen-Zeitung» an die Macht kommen.

Die Veröffentlichung des Videos löste ein politisches Beben in Österreich aus. Nach Straches Rücktritt zerbrach die gesamte Regierung, letztlich konnte sich auch der junge Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nicht im Amt halten. Am 29. September stehen Neuwahlen an. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Beidlpracker und Co. – Schimpfwörter zu Österreichs Krise.
1 / 8
Beidlpracker und Co. – Schimpfwörter zu Österreichs Krise.
Das Regierungsbündnis von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP, links) und Heinz-Christian Strache von der FPÖ ist gescheitert. Auslöser ist ein in Ibiza heimlich aufgenommenes Skandalvideo von Strache. Beste Gelegenheit, ein paar österreichische Schimpfwörter zu lernen!
quelle: epa/epa / christian bruna
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Der müffelnde Schweissgeruch im ÖV
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
6
«Nichts Falsches daran, Wahlen zu beeinflussen»: Die Eröffnungsplädoyers im Trump-Prozess
Im Prozess gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump um Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin hat die Sitzung mit den geplanten Eröffnungsplädoyers begonnen. Das ist passiert.

Der weltweit beachtete Prozess gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump um Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin hat mit den Eröffnungsplädoyers von Anklage und Verteidigung inhaltlich begonnen. Beim ersten Strafprozess gegen einen Ex-Präsidenten in der US-Geschichte warf Staatsanwalt Matthew Colangelo dem anwesenden 77-Jährigen am Montag in New York vor, er habe den Ausgang der US-Präsidentenwahl 2016 mit der Zahlung von 130'000 Dollar an Sex-Darstellerin Stormy Daniels beeinflussen wollen: «Es war Wahlbetrug – schlicht und einfach».

Zur Story