Die Österreicher wählen einen neuen Bundespräsidenten. Die Wahllokale sind seit 7.00 Uhr geöffnet. Die Wahl gilt als Stimmungstest für die regierende rot-schwarze Koalition aus sozialdemokratischer SPÖ und konservativer ÖVP.
Insgesamt bewerben sich fünf Männer und eine Frau um die Nachfolge von Bundespräsident Heinz Fischer, der nach zwölf Amtsjahren nicht mehr kandidieren darf. Aufgrund der hohen Zahl der Kandidaten wird damit gerechnet, dass eine Stichwahl der beiden Bestplatzierten am 22. Mai nötig wird.
Laut Umfragen hat der ehemalige Chef der österreichischen Grünen, Alexander Van der Bellen, gute Chancen in die Stichwahl zu kommen. Auch der Kandidat der rechten FPÖ, Norbert Hofer, sowie die unabhängige Bewerberin Irmgard Griss dürfen auf einen der beiden ersten Plätze hoffen.
Von den drei aussichtsreichsten Kandidaten für das österreichische Bundespräsidentenamt stammt keiner aus den Volksparteien SPÖ und ÖVP:
Der 72-jährige Wirtschaftsprofessor stieg erst nach seiner Karriere an der Universität in die Politik ein. Mit seinem ruhigen, sachlichen Auftreten punktet der gebürtige Wiener, der in Tirol aufgewachsen ist, weit über die grüne Kernwählerschaft hinaus.
Der passionierte Raucher war bis 2008 elf Jahre lang Chef der Grünen. Bei der Wahl tritt er als Unabhängiger mit starker Unterstützung der Grünen an, was seine Gegner als «Etikettenschwindel» kritisieren. Der Vater zweier Söhne hat kurz vor Bekanntgabe seiner Kandidatur seine zweite Frau geheiratet.
Der 45-jährige ist gelernter Flugzeugtechniker und seit mehr als 20 Jahren in der rechten FPÖ. Von der Regionalpolitik in seiner Heimat Burgenland schaffte er es in den Nationalrat bis zum stellvertretenden Parlamentspräsidenten. Er gilt als das «freundliche Gesicht» der FPÖ. Aufregung um markige Sprüche gab es im Vergleich zu vielen seiner Parteikollegen nie.
Trotzdem ist er massgeblich für das als fremdenfeindlich geltende Programm zuständig. Seit einem schweren Unfall beim Paragleiten ist Hofer gehbehindert. Hofer hat mit seiner Frau vier Kinder.
Die 69-jährige Topjuristin steigt als unabhängige Kandidatin in den Ring. Ihren Wahlkampf finanziert sich die Steirerin ausschliesslich durch Spenden, die sie alle offenlegt. Sie steht für eine politische Alternative ausserhalb des als verfilzt angesehenen Parteienapparats.
Respekt bei allen Fraktionen bekam Griss 2014 mit ihrem kritischen Untersuchungsbericht zur Kärntner Skandalbank Hypo Alpe Adria. Die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofes ist eine Freundin klarer und präziser Formulierungen. Damit wirkt sie aber auch etwas abgehoben. Griss ist verheiratet und Mutter zweier Söhne.
Mit ersten Hochrechnungen ist gegen 17.30 Uhr zu rechnen. (egg/sda/dpa)