International
Homosexualität

8 Staaten kondolieren Orlando-Opfern – und verfolgen Schwule

8 Staaten kondolieren Orlando-Opfern – und verfolgen die Schwulen im eigenen Land

15.06.2016, 11:0615.06.2016, 11:24
Mehr «International»

«Verurteilen wir aufs Schärfste» – «Gedanken sind bei den Opfern» – «Stehen Seite an Seite in diesen schweren Stunden». Rund um den Globus erfolgten nach dem Attentat in Orlando mit 50 Toten Beileidsbekundungen. Dass der Anschlag in einem Schwulenclub stattgefunden hat, ging derweil in einigen der offiziellen Kondolenzäusserungen vergessen. Kein Zufall: Die Gesetzgebung in Sachen Homosexualität ist in den entsprechenden Staaten äusserst repressiv. Schwule, Lesben und Transgender müssen mit harten Strafen rechnen, teilweise droht sogar die Todesstrafe. 

Eine kleine Übersicht über die Anti-Homo-Gesetzgebung weltweit und die Heuchelei im Diplomatie-Jargon.

Länder, in denen Homosexualität illegal ist

Bild
bild: watson / quelle: HRW, ilga, washingtonpost

Länder, in denen homosexuelle Handlungen mit dem Tod bestraft werden können

Bild
bild: watson / quelle: hrw, ilga, washingtonpost

Afghanistan 

Abdullah Abdullah, Chief Executive Officer Afghanistans sagte am Montag in einer Fernsehansprache, «Terrorismus kennt keine Religion, Grenzen und Geographie. Terrorismus muss eliminiert werden. Afghanen unterstützen den Terrorismus nicht, sondern die Opfer des Terrors. Unsere Herzen und unsere Gedanken sind bei unseren amerikanischen Freunden. »

Strafe für gleichgeschlechtlichen Sex:

Homosexuelle Handlungen: Todesstrafe (unter der Scharia)

Ägypten

Das ägyptische Aussenministerium liess folgendes verlauten: «Wir verurteilen den Angriff aufs Schärfste. Ägypten steht in diesen schwierigen Zeiten neben dem amerikanischen Volk. Wir äussern unser ehrliches Beileid den Familien der Opfern und wünschen den Verletzten eine rasche Genesung.» Und: Gegen den Terrorismus, der weder Grenzen noch Religionen kennt, und inkompatibel ist mit allen humanitären Prinzipien und Werten, müsse entschieden vorgegangen werden. 

Strafe für gleichgeschlechtlichen Sex:

Homosexuelle Handlungen: 3 Monate bis 3 Jahre Gefängnis

Katar

Das Aussenministerium des Golfstaates verurteilte das Massaker und rief die internationale Gemeinschaft auf, sich entschieden gegen «kriminelle Akte, die auf Zivilisten zielen» zur Wehr zu setzen.

Strafe für gleichgeschlechtlichen Sex:

Homosexuelle Handlungen: 1 bis 3 Jahre Gefängnis, Todesstrafe unter der Scharia.

(In der Praxis wurden mutmasslich bislang keine Todesurteile wegen homosexuellen Handlungen gefällt.)

Mehr zum Thema

Homosexualität
AbonnierenAbonnieren

Kuwait

Das Aussenministerium des ölreichen Kleinstaats am Golf schrieb in einer Note, die Regierung verurteile die «terroristische Attacke» in Orlando. Die stetige Zunahme derartiger Angriffe erfordere eine Verdoppelung der Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft um «dieses widerliche Phänomen» zu eliminieren.

Strafe für gleichgeschlechtlichen Sex:

Homosexuelle Handlungen: Bis zu 7 Jahre Gefängnis

Saudi-Arabien

Die saudische Botschaft in Washington Abdullah al-Saud verurteilte die «Attacke auf unschuldige Menschen in Orlando in schärfster Form. Saudi-Arabien wird weiterhin mit den USA und unseren Partnern in der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten um dieser sinnlosen Akte der Gewalt und des Terrors ein Ende zu bereiten.»

Strafe für gleichgeschlechtlichen Sex:

Sexuelle Handlungen zwischen verheirateten Männern: Tod durch Steinigung

Sexuelle Handlungen zwischen unverheirateten Männern: 100 Peitschenhiebe und ein Jahr Verbannung

Sexuelle Handlungen zwischen nicht-muslimischen Männern: Tod durch Steinigung

Iran

Im staatlichen Fernsehen wurde der Sprecher des Aussenministeriums, Hossein Jaberi Ansari folgendermassen zitiert: «Basierend auf seinen Grundsätzen, Terrorismus zu verurteilen und zu bekämpfen, verurteilt Iran die terroristische Attacke in Orlando.» Dass der Anschlag in einem Schwulenclub stattfand, fand keine Erwähnung.

Strafe für gleichgeschlechtlichen Sex:

Analverkehr: Todesstrafe

Lesbische sexuelle Handlungen: 100 Peitschenhiebe

Vereinigte Arabische Emirate

Die Vereinigten Arabischen Emirate verurteilten die «terroristische Attacke» in Orlando und drückten ihre Solidarität mit den USA aus. 

Strafe für gleichgeschlechtlichen Sex:

Homosexuelle Aktivitäten: Todesstrafe

(In der Praxis wurden mutmasslich bislang keine Todesurteile wegen homosexuellen Handlungen gefällt.)

Singapur

Der Justizminister des südostasiatischen Stadtstaates schrieb auf Facebook: «Ein weitere sinnlose Schiesserei ... Es geht immer weiter. Der Wahnsinn wird nicht aufhören.»

Strafe für gleichgeschlechtlichen Sex:

Homosexuelle Handlungen: Bis zu 2 Jahre Gefängnis

Die Welt trauert um die Opfer von Orlando

1 / 28
Die Welt trauert um die Opfer von Orlando
Rund um den Globus fanden am Tag nach dem Massaker von Orlando Solidaritätskundgebungen statt.
quelle: x90181 / carlo allegri
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Nick_
15.06.2016 11:55registriert November 2015
Und was ist jetzt daran heuchlerisch oder falsch sein wenn man kondoliert, weil Menschen wegen einer sinnlosen Tat gestorben sind?
Nur weil homosexuelle Handlungen in gewissen Ländern unter Gefängnisstrafe stehen, heisst dies ja noch lange nicht, dass diese Machthaber oder deren Bevölkerung sich den Tod von Homosexuellen wünscht...

Nach eurer Leseart dürfte die Schweizer Regierung keinem umgebrachten Drogenkonsument, Raser usw. kondolieren, da dies heuchlerisch wäre.
2118
Melden
Zum Kommentar
8
Prager Spital führt Abtreibung bei falscher Patientin durch

Infolge einer Verwechslung hat ein Prager Krankenhaus an einer schwangeren Frau eine Abtreibung durchgeführt. Wie tschechische Medien am Donnerstag berichteten, wollte die Frau nur zu einer Routinekontrolle im Rahmen ihrer Schwangerschaft in die Gynäkologie-Abteilung der Klinik. Sie wurde aber mit einer Patientin verwechselt, die zu einer sogenannten Kürettage (Gebärmutter-Ausschabung) gekommen war.

Zur Story