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Hongkong: Videos zeigen, wie brutal die Schlägertrupps vorgehen

Protesters are engulfed by teargas during a confrontation with riot police in Hong Kong Sunday, July 21, 2019. Hong Kong police launched tear gas at protesters Sunday after a massive pro-democracy mar ...
Proteste in Hongkong, 21. Juli.Bild: AP

Nacht der Gewalt in Hongkong – Videos zeigen, wie brutal die Schlägertrupps vorgehen

Bei erneuten Protesten in Hongkong kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Anscheinend haben Schläger der organisierten Kriminalität auf Demonstranten eingeschlagen – darunter auch Kinder und Frauen. Und Hongkong fragt sich: «Wo war eigentlich die Polizei?»
22.07.2019, 11:4722.07.2019, 12:03
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Am Sonntagabend erfuhren die Proteste in Hongkong eine Eskalationsstufe, die sie so noch nicht erlebt haben. Am U-Bahnhof Yuen Long schlugen Dutzende maskierte Männer in weissen T-Shirts auf regierungskritische Demonstranten, Abgeordnete, Passanten und Journalisten ein. Dutzende Videos dokumentieren die Vorfälle.

Die traurige Bilanz der Attacken: 45 Menschen sind verletzt, einer ist in kritischem Zustand. Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Und wer sind die «Weissen Männer»?

Der Hongkonger Parlamentarier Ray Chan teilte auf Twitter die Videoaufnahmen seines Amtskollegen Lam Cheuk-ting. Darauf ist zu sehen, wie die «Weissen Männer» in einer U-Bahn auf Menschen einschlagen. Gemäss Chan hat Hongkong eine der höchsten Polizisten pro Einwohner-Raten. Und dennoch brauchte die Polizei mehr als eine Stunde, um in die Auseinandersetzungen einzugreifen. Chan fragt: «Wo war die Polizei?»

Gemäss Polizeiangaben vom Montag habe es am Sonntagabend keine Verhaftungen gegeben, aber man untersuche die Vorfälle. Videoaufnahmen zeigen allerdings, wie Polizeitrupps eine Gruppe der «Weissen Männer» unbeachtet lassen.

Nathan Law, ein bekannter Demokratie-Aktivist, schrieb auf Twitter, dass «chinesische Mobs» Bürger angreifen würden und kommentierte: «Schande über die Regierung». Der abgeordnete Lam Cheuk ting, welcher bei den Attacken verletzt wurde, machte für die Prügelattacken die organisierte Kriminalität, sprich Triaden-Banden, verantwortlich.

«Erlaubt Hongkong nun, dass Triaden machen, was sie wollen? Auf der offenen Strasse Leute mit Waffen zusammenschlagen?»
Lam Cheuk-ting

Civil Human Rights Front, der Veranstalter hinter den Protesten vom Sonntag, sagte: «Während die Polizei unverhältnismässig Protestierende mit Tränengas einnebelte, jagten und vermöbelten richtige Gangster in Yuen Long Passanten, Journalisten und Abgeordnete. Das ist ungeheuerlich.»

Was sagt Hongkong?

Die Regierung von Hongkong verurteilte am Montag die Gewalt in einem Statement und bestätigte, dass «einige Leute» Pendler und Passanten in der U-Bahnstation und U-Bahnwagen angegriffen haben und kündigte an, dass man die Ereignisse untersuchen werde.

Um was geht es eigentlich?

Die frühere britische Kronkolonie kommt seit Wochen nicht zur Ruhe. Der Protest richtet sich gegen die Peking-treue Regierung und auch Chinas wachsenden Einfluss. Nach einer Demonstration am 1. Juli stürmten Aktivisten sogar das Parlament.

Auslöser der Proteste war das inzwischen auf Eis gelegte Gesetz für Auslieferungen von Personen an China, die von der chinesischen Justiz beschuldigt werden. Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam hat den Gesetzentwurf seither ausgesetzt und für «gestorben» erklärt. Einen formellen Rückzug des Entwurfs, wie von den Demonstranten gefordert, lehnt sie aber ab.

Der Widerstand unter den sieben Millionen Hongkongern ist gross, weil Chinas Justiz nicht unabhängig ist und als Werkzeug der politischen Verfolgung dient. Auch warnen Kritiker vor Folter und Misshandlungen in China. (jaw/sda/dpa)

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Bilder des Protestes in Hongkong vom Sonntag, 16. Juni 2019:
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Bilder des Protestes in Hongkong vom Sonntag, 16. Juni 2019:
Am Sonntag gingen in Hongkong laut den Organisatoren fast zwei Millionen Menschen auf die Strasse, um gegen ein umstrittenes, neues Gesetz zu protestieren.
quelle: epa/epa / jerome favre
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Zusammenstössen zwischen Polizisten und Demonstranten
Video: srf
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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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redeye70
22.07.2019 12:06registriert Mai 2016
Wäre es nicht an der Zeit, dass der freie Teil der Welt endlich aufhört Geschäfte zu machen mit Staaten wie China? Wir erschufen hier ein Monstrum das wir nicht mehr kontrollieren können. China will die Welt beherrschen und wir helfen denen noch dabei. Wie werden die erst mit uns Nicht-Hanchinesen umgehen?
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Spirulina
22.07.2019 12:07registriert Februar 2019
Das tut mir sehr Leid für die Hongkonger Bevölkerung. Ich kenne Hong Kong sehr gut und bin bestürzt über diese gewalttätigen Unruhen - fühlte ich mich dort stets wohl aufgehoben.
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Stratosurfer
22.07.2019 12:23registriert März 2014
Genau darum traue ich chinesischen Staatsfirmen wie Huawei nicht über den Weg. Die Telekommunikation ist das wichtigste Instrument der, von China angestrebten, totalen Überwachung.
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