In Hongkong hat es am Montag erneut Massenkundgebungen gegen die Regierung gegeben, die vor allem von Studenten und Schülern getragen wurden. Schwarzgekleidete Demonstranten blockierten zudem im morgendlichen Berufsverkehr die Türen zahlreicher U-Bahnen und hielten sie so von der Weiterfahrt ab.
Dies führte zu erheblichen Verspätungen. Das Hongkonger U-Bahn-Netz wird täglich von Millionen Fahrgästen genutzt.
Der Studentenstreik begann am ersten Tag nach den Hochschulferien. «Ich glaube nicht, dass wir etwas verpassen», sagte der 19-jährige Student Tommy. Der Streik sei «auch eine Form des Lernens». Die 17-jährige Schülerin Wong erklärte, die Jugendlichen seien «die Zukunft der Stadt», die Schüler müssten «Verantwortung übernehmen», um die Stadt zu «retten».
An den Schulen bildeten Schüler lange Menschenketten. Einige trugen Gasmasken, Helme und Schutzbrillen, mit denen sich die Hongkonger Demokratie-Aktivisten vor dem Tränengas der Polizei schützen. Ein Aufruf zum Generalstreik wurde dagegen kaum beachtet.
In Hongkong gibt es seit drei Monaten Massenproteste für mehr Demokratie und gegen eine wachsende Einflussnahme Pekings. Die Demonstranten fürchten eine zunehmende Beschneidung ihrer im Vergleich zu Festland-China grösseren bürgerlichen Freiheiten.
Die neue Protestaktionen am Montag folgten auf ein von schweren Zusammenstössen geprägtes Wochenende. Am Samstag war eine Kundgebung eskaliert, als einige Demonstranten auf einer Hauptverkehrsstrasse nahe dem Hongkonger Polizeihauptquartier eine Barrikade in Brand setzten. Die Polizei setzte Tränengas, Schlagstöcke und Wasserwerfer mit blauer Farbe gegen die Demonstranten ein.
Am Sonntag belagerten Aktivisten erneut den Hongkonger Flughafen und blockierten mehrere Zufahrtswege. Mindestens ein Dutzend Flüge wurde gestrichen.
Thousands of protesters blocked transport routes to Hong Kong's international airport on Sunday, the day after some of the most intense violence in more than three months of civil unrest. Read the latest on the protests: https://t.co/Jxk9JEUwyo pic.twitter.com/50bH0tSEwg
— Reuters Top News (@Reuters) September 2, 2019
Die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific warnte ihre Mitarbeiter am Montag davor, dem Aufruf zum Generalstreik zu folgen. Ein Generalstreik am 5. August, bei dem das Leben in der ansonsten emsigen Metropole nahezu zum Stillstand gekommen war, war von der Gewerkschaft der Flugbegleiter unterstützt worden. Cathay Pacific hat seither mindestens vier Mitarbeitern gekündigt, die die Protestbewegung unterstützten.
Hongkongs für Sicherheit zuständiger Minister John Lee Ka Chiu sagte, die chinesische Sonderverwaltungszone sei «nahezu ausser Kontrolle». «Ich rufe die Allgemeinheit auf, Gewalt abzulehnen», sagte er. Die Gesellschaft müsse «intakt» gehalten, die «Herrschaft des Rechts» gewährleistet werden.
Protests in Hong Kong turned violent over the weekend, with police firing tear gas and protesters tossing petrol bombs.
— Sky News (@SkyNews) September 2, 2019
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Der Sprecher des chinesischen Aussenministeriums betonte, dass Peking die Polizei in Hongkong bei der Bekämpfung von Gewalt und Chaos unterstütze, um die Ordnung wieder herzustellen. In einer von der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlichten Warnung hiess es, die Demonstranten sollten «niemals die Entschlossenheit der Zentralregierung falsch einschätzen». Die Proteste stünden vor dem Aus.
Hongkongs Bildungsminister Kevin Yeung sagte, Schulen seien kein Ort, um «politische Forderungen zu stellen» oder die Regierung unter Druck zu setzen. China ist bestrebt, die Demonstrationen vor dem 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik am 1. Oktober unter Kontrolle zu bringen.
Bei den Zusammenstössen am Wochenende wurden 63 Personen festgenommen, darunter ein 13-Jähriger mit zwei Brandsätzen. Seit Juni wurden mehr als 900 Teilnehmer der Proteste festgenommen.
Als die Proteste in Hongkong Anfang Juni einsetzten, richteten sie sich zunächst vor allem gegen eine Gesetzesvorlage, nach der Auslieferungen von Hongkong an Festland-China ermöglicht werden sollten. Inzwischen haben sich allgemeine Forderungen nach demokratischen Reformen und nach einem Rücktritt von Regierungschefin Carrie Lam hinzugesellt. (sda/afp/reu/dpa)