Hätte man mir früher gesagt, dass ich meine Sommerferien an einem italienischen Hundestrand verbringen würde, ich hätte mich totgelacht.
Nun bin ich seit einer Woche aus der Toscana zurück. Und ganz ehrlich: Es war höllisch und wunderschön! 😂
«Spiagge per Cani»: Nur schon die Vorstellung dürfte Nicht-Hündeler grausen. Zugegeben, ich wurde auch von Horrorvisionen geplagt, nachdem wir den Campingplatz im Internet gebucht hatten.
Vor allem ein Bild brachte ich nicht mehr aus dem Kopf, meine Fantasie malte es in eindrücklichen Brauntönen:
Erfahrene Hundehalter werden müde lächeln, aber für mich waren es die ersten Strandferien mit Hund. Zu den praktischen Erfahrungen folgt später mehr. Aber zunächst kommen wir zu ihr hier, denn sie ist Schuld am Schlamassel.
Wenn ich meine Kindheit betrachte, dann hätten wir heute viel eher einen Nasenbären oder ein Gnu.
Die Tierliebe wird wie so vieles in den ersten Lebensjahren gelernt und bis zur Adoleszenz durch positive und negative Erfahrungen geprägt. (Falls Psychologen mitlesen, ich lasse mich gern in der Kommentarspalte eines Besseren belehren).
Sicher ist: Ich wuchs in einer Familie auf, die zum Katzen-Lager gehörte. Wir hatten ein vierfarbiges Weibchen, das fast 20 wurde, aber früh aufhörte zu wachsen, und das seinem Namen je länger desto gerechter wurde. Als «Möpsli» ganz viele Junge bekam, durften wir Kinder bei der Namensgebung mitreden.
Und Hunde? Da sind dunkle Erinnerungen, an schnappende und hochspringende Kläffer und Schlimmeres: Während der Primarschule wurde ein Spielkamerad von einem Schäferhund ins Gesicht gebissen. Der Vorfall endete glimpflich, ohne schwere Verletzungen oder entstellende Narben. Aber mein eh schon schwieriges Verhältnis zu Bello und Co. war im Robidog-Sack.
Zwar gab es da noch meinen Lieblingsonkel und meine Lieblingstante, die hatten einen Dackel («Waldi»?), später einen West Highland White Terrier namens «Duke». Das war übrigens der Modehund der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts, wie meine Schwester (Katzen-Fan) recherchiert hat.
Eine Beziehung zu einem Vierbeiner aufzubauen, dazu wäre viel mehr Mut, Zeit und Gelegenheit erforderlich gewesen.
Stop, ich bin abgeschweift. Wie und warum also wechselt man(n) mit so einer Vorgeschichte vom Team Büsi ins Hunde-Lager?
Ganz einfach! (Aber ich muss es diplomatisch formulieren, um keinen schweren Kater Shitstorm zu riskieren.)
Was mir an Katzen immer gefiel, ist ihre Unabhängigkeit, ihr Starrsinn, oder man könnte es auch ihre Unbestechlichkeit nennen. Ja klar: Zeige mir ein unbestechliches Haustier und ich zeige dir ein Leckerli, dem es nicht widerstehen kann. Aber grundsätzlich ist es schon so wie bei Garfield: Als Mensch bist du Fütterungs-Maschine und geduldeter Mitbewohner.
Was mich an Hunden immer fasziniert hat, ist ihre unbedingte Treue und die tiefe Freundschaft, die sie mit Zweibeinern verbinden kann. Das wusste ich schon früh dank Enid Blyton. Ich verschlang die Bücher der «Fünf Freunde», allen voran George, die eigentlich Georgina heisst, und ihrem Hund Timmy.
Und hier schliesst sich der Kreis: Dreieinhalb Jahrzehnte nachdem ich in meiner Fantasie mit Timmy die Schmuggler jagte und andere spannende Abenteuer am Strand erlebte, sass ich diesen Sommer mit einem Hund aus Fleisch und Blut (und verdammt viel Fell) tatsächlich am Meer. Wenn Mika nicht gerade wie eine Irre über den Sand jagte und/oder ein Bad nahm ...
Vorausgegangen war dem ein langwieriger familieninterner Prozess der Entscheidungsfindung. Wir diskutierten viel, überlegten reiflich und stritten auch manchmal. Und wir mussten uns in Geduld üben, bis es die berufliche Situation zuliess, ein vierbeiniges Familienmitglied willkommen zu heissen.
Ins Ausland. Ans Meer. Halt mit dem Auto. Das Fliegen wollten wir Mika mitten im Teenager-Alter nicht zumuten.
Dann waren wir am Ziel. Und lasst es mich so ausdrücken: Alle Beteiligten mussten Lehrgeld bezahlen.
Mika lernte, dass man Meerwasser runterschlucken kann. Dass dies aber unweigerlich Konsequenzen für die Verdauung hat. Und wir lernten, dass der schnellste Heimweg (dem Strand entlang) nicht unbedingt der beste ist. Glaubt mir, es ist nicht wirklich lustig, vor hunderten empörten Augenpaaren einen verdammt flachen «Haufen» zusammenzukratzen.
Was das sommerliche Strandleben angeht, sind die Italiener gnadenlos korrekt. Aus liebevollen Schwerenötern werden engstirnige Platzwärter, die jeden Quadratzentimeter plattwalzen und für jeden Service eine Hochsaison-Taxe kassieren.
Dank vorgängiger Recherchen wussten wir, dass Vierbeiner nur an wenigen speziell ausgeschilderten Stränden zugelassen sind. Grosser Trost: An diesen Abschnitten ist die Sonnenschirm-Dichte extrem klein, und die Toleranz fantastisch gross.
Und ganz wichtig: KEINE Hundekacke!
Hündeler – jung und alt, erfahren und Newcomer – verstehen sich über alle Sprachbarrieren hinweg. Man tauscht sich aus, schaut den Vierbeinern beim Herumtollen zu und geniesst die Glückshormone. Denn ja, Hunde machen glücklich.
Und Mika? Sie machte viele Bekanntschaften, eine Ferienliebe gab es trotz einiger Flirts (zu unserem Glück) nicht.
Ci vediamo l'estate prossima!
Anmerkung: Wir waren auf dem Campingplatz Etruria in Marina di Castagneto Carducci. Den Ort kann ich wärmstens empfehlen, das Angebot ist familienfreundlich, das Personal nett und es gibt viele schattenspendende Bäume. Während unseres Aufenthalts war das Meerwasser, das laut Messungen sauber ist, ungewohnt trüb. So konnte man leider nicht die Quallen sehen, die an mehreren Tagen in Strandnähe schwammen.
Anmerkung 2: Wer in Marina di Castagneto Carducci gute Restaurants (mit Meerblick) sucht, hat die Qual der Wahl. Gemäss unseren kulinarischen Erlebnissen sehr zu empfehlen sind: