Freiere Körperkultur ist angesagt in Frankreich, seit strandauf strandab verboten wurde, Ganzkörperbadeanzüge zu tragen. Auf die Gesetze folgt nun deren Umsetzung, wie Bilder zeigen, die von der Zeitung Daily Mail am Dienstagabend verbreitet wurden. Und das sieht dann so aus:
Just let this sink in. Men with guns forcing a women to undress, with the weight of the law behind them. pic.twitter.com/4BI16Bbss9
— Abdul-Azim আজিম (@AbdulAzim) 23. August 2016
Laut der Zeitung bedeuteten vier bewaffnete Polizisten an der Promenade des Anglais in Nizza einer Frau mittleren Alters, sie möge ihren «Überwurf im Muslim-Stil» ablegen. Die Beamten sollen ihr zudem eine Sofortbusse ausgestellt haben. Diese beträgt laut dem jüngsten Erlass 38 Euro.
Seit Juli ist der Burkini allein an der französischen Mittelmeerküste in fast einem Dutzend Gemeinden verboten, ausserdem an mehreren Stränden in anderen Landesteilen. Der Burkini – eine Wortschöpfung aus Burka und Bikini – bedeckt den ganzen Körper und wird von muslimischen Frauen getragen, die beim Baden einer strengen Auslegung des Islams entsprechen wollen.
Als Begründung führen die Bürgermeister unter anderem an, Burkinis würden eine religiöse Zugehörigkeit offen zur Schau stellen. Wegen der nach den islamistischen Anschlägen angespannten Stimmung in Frankreich könne dies «Störungen der öffentlichen Ordnung» auslösen. Kritiker verurteilen die Burkini-Verbote als überzogen und islamfeindlich.
Offenbar ist es den Behörden ernst mit der strikten Auslegung des Gesetzes: Die Zeitung schildert weitere Vorfälle:
Armed French police on 'burkini beach patrol' pic.twitter.com/op3I7fF5g0
— Keith Walker (@KeithWalkerNews) 23. August 2016
Aus Kanada erreichen uns derweil Neuigkeiten, die vor diesem Hintergrund schon beinahe antizyklisch anmuten: Dort ist es Beamtinnen der Bundespolizei offiziell erlaubt, einen muslimischen Schleier als Teil ihrer Uniform zu tragen. Damit soll auch praktizierenden Musliminnen eine Karriere bei der der Polizei ermöglicht werden.
Der Chef der Königlichen Gendarmerie Kanadas (GRC), Bob Paulson, habe diesen «Zusatz zur Uniform» erlaubt, sagte der Sprecher des Ministeriums für öffentliche Sicherheit, Scott Bardsley, am Dienstag in Ottawa der Nachrichtenagentur AFP. Laut einem Bericht der Zeitung «La Presse» trat die Regelung bereits im Januar in Kraft. Zuvor waren drei verschiedene Schleier als Teil der offiziellen Polizeiuniform getestet worden.
Le Canada autorise le hijab dans la police fédérale: Le port du voile islamique par les... https://t.co/r7fJ7ksYrs pic.twitter.com/QmXTxcOLH3
— Dakarposte (@Dakarposte) 23. August 2016
Die Behörde entschied sich für ein Modell, das sich schnell ausziehen lässt und die Beamtinnen nicht behindert. Auch bei der Polizei in Grossbritannien, Schweden und Norwegen gebe es ähnliche Regelungen. Seit 1990 ist es GRC-Beamten, die der Religionsgruppe der Sikh angehören, erlaubt, einen Turban zu tragen. (kad/sda/afp)