Die Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) hat nach irakischen Angaben die symbolträchtige Al-Nuri-Moschee in Mossul und ihr berühmtes schiefes Minarett zerstört. In der Moschee hatte «IS»-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi vor fast drei Jahren das «Kalifat» der Dschihadisten ausgerufen.
Als die irakischen Truppen tief in die Altstadt vorgedrungen seien, hätten die Dschihadisten die beiden Gebäude gesprengt, erklärte der Befehlshaber der Offensive in Mossul, Abdulamir Jarallah, am Mittwoch. Zu dem Zeitpunkt seien die Soldaten nur noch etwa 50 Meter von der Moschee entfernt gewesen. Der Kommandant warf dem «IS» ein «weiteres historisches Verbrechen» vor.
Ähnlich äusserte sich die US-geführte Koalition. Der «IS» habe «einen der grössten Schätze von Mossul und des Irak zerstört», hiess es in einer Erklärung. Das «Verbrechen» gegen die Bevölkerung Mossuls und des Irak zeige einmal mehr, warum «diese brutale Organisation vernichtet» werden müsse.
Für den irakischen Regierungschef Haider al-Abadi ist die Zerstörung der Moschee und des Minaretts das Eingeständnis der Niederlage des «IS». «Das ist eine offizielle Niederlageerklärung», stellte al-Abadi fest.
Die «IS»-Miliz erklärte dagegen über ihre Propagandaagentur Amak, die Moschee aus dem 12. Jahrhundert und ihr Minarett seien bei einem Luftangriff der USA in Schutt und Asche gelegt worden.
Das schiefe Minarett, das die Einwohner al-Hadba (die Bucklige) nennen, war ein Wahrzeichen von Mossul. Das 45 Meter hohe Gebäude ziert im Irak den 10'000-Dinar-Schein. Zahlreiche Restaurants, Firmen und Sportvereine tragen das Minarett im Namen.
Als der «IS» vor drei Jahren Mossul im Sturm einnahm, setzten die Dschihadisten ihre schwarze Fahne auf das Minarett. Während ihrer Herrschaft zerstörte die Miliz bereits mehrere historische Gebäude, darunter das wichtigste Museum der Stadt und mehrere Mausoleen.
Bislang hatte die örtliche Bevölkerung die Dschihadisten daran gehindert, das berühmte Minarett zu sprengen. Ein Befehlshaber der irakischen Anti-Terroreinheiten hatte erst Anfang der Woche gewarnt, dass die «IS»-Miliz die Moschee zerstören würde.
Aus «psychologischen Gründen» würden die Dschihadisten nicht etwas stehen lassen, das einmal von al-Bagdadi in Beschlag genommen worden sei, sagte der General. Zugleich vermutete er, dass der «IS» die irakischen Truppen für die Zerstörung verantwortlich machen könnte.
Die IS-Miliz ist für ihre Zerstörungswut bekannt. In den vergangenen Jahren machte der «IS» eine ganze Reihe archäologischer und religiöser Stätten und Bauwerke im Irak und Syrien dem Erdboden gleich. Schwere Zerstörungen richteten die Extremisten etwa in der zum Weltkulturerbe zählenden Oasenstadt Palmyra in Syrien an.
Die Dschihadisten prahlten auch im Internet mit ihren Taten. So zeigen «IS»-Videos etwa, wie die altorientalische Stadt Nimrud nahe Mossul mit Hilfe von Planierraupen, Spitzhacken und Sprengstoff zerstört wurde.
Die irakischen Truppen hatten am Sonntag mit dem Sturm auf die Altstadt von Mossul begonnen. Die «IS»-Kämpfer leisteten in den engen Strassen weiter erbitterten Widerstand. Nach UNO-Angaben befinden sich dort noch 100'000 Zivilisten. Die Offensive gilt als entscheidende Phase bei der Rückeroberung der zweitgrössten irakischen Stadt. (sda/afp)