Unter den vielen ausländischen Kämpfern, die sich dem so genannten «Islamischen Staat» angeschlossen haben, war sie eine der prominentesten und berüchtigtsten. Die Britin Sally Jones, auch bekannt als «weisse Witwe» oder «Punk-Dschihadistin», rekrutierte junge Frauen und hetzte in den sozialen Medien gegen Christen und den Westen.
Nun soll Sally Jones tot sein. Eine US-Drohne habe die 50-Jährige bereits im Juni tödlich getroffen, als sie aus der belagerten «IS»-Hochburg Rakka in Syrien in Richtung Irak fliehen wollte. Dies hätten US-Geheimdienstler ihren britischen Kollegen mitgeteilt, berichtete die «Sun». Ihr zwölfjähriger Sohn Jojo soll auch ums Leben gekommen sein.
«Die Annahme, dass Sally Jones und ihr Sohn tot sind, ist vermutlich zutreffend», sagte eine Regierungsquelle der «Times». Es wäre das Ende eines ziemlich verkorksten Lebens. In jungen Jahren sang Sally Jones in einer Frauen-Punkband. Später schlug sie sich mehr schlecht als recht als alleinerziehende Mutter zweier Kinder durchs Leben. Sie arbeitete als Parfümverkäuferin, lebte aber meist von der Sozialhilfe.
Das Unheil nahm seinen Lauf, als sie online mit dem 21-jährigen Junaid Hussain aus Birmingham anbandelte. Dieser war als Computerhacker und «Cyberkrieger» für den «IS» tätig. 2013 folgte sie ihm ins «Kalifat» nach Syrien. Ihren jüngeren Sohn Joe, genannt Jojo, nahm sie mit. Sie konvertierte zum Islam, heiratete den deutlich jüngeren Hussain und nahm den Kampfnamen Umm Hussain al Britani an. Britische Medien nannten das Paar «Mr. and Mrs. Terror».
2015 starb Junaid Hussain bei einem Drohnenangriff in Rakka. Sally Jones galt fortan als «weisse Witwe». Sie kommandierte eine «IS»-Frauenbrigade und versuchte, junge Frauen für den Dschihad zu rekrutieren. Sie liess sich in wilden Posen ablichten und drohte auf Twitter, Christen mit einem stumpfen Messer zu enthaupten. Im Mai 2016 rief sie Musliminnen zu Terroranschlägen in Grossbritannien auf.
Für Aufsehen sorgte vor drei Jahren ein «IS»-Propagandavideo, in dem mehrere Kinder Gefangene mit Genickschüssen exekutierten. Eines davon soll der damals zehnjährige Jojo gewesen sein. Seine Grosseltern identifizierten ihn. Damit wurde Sally Jones zur meistgesuchten Frau Grossbritanniens und zur Inkarnation des Bösen.
Je mehr der «Islamische Staat» in Bedrängnis geriet, umso mehr soll Jones der Mut verlassen haben. Sie habe sich nach einer Rückkehr in die Heimat gesehnt, erzählte eine Aisha genannte Ex-Mitkämpferin Anfang Juli dem Fernsehsender Sky News: «Sie weinte und wollte zurück nach Grossbritannien, doch der ‹IS› hindert sie daran, weil sie eine Militärfrau ist.»
In der Heimat hätte Sally Jones nichts anderes erwartet als lebenslange Haft. Das dürfte sich nun erledigt haben. Als das Interview ausgestrahlt wurde, war sie vermutlich bereits tot. (pbl)