Vor einer Woche wurde eine Audio-Botschaft des sogenannten «Islamischen Staats» veröffentlicht, in der der selbsternannte «IS»-Kalif, Abu Bakr al-Baghdadi, Muslime weltweit zum Aufstand in Saudi-Arabien aufruft. Ob die Stimme tatsächlich Baghdadi gehört, ist nach wie vor unklar. Klar ist hingegen, was Muslime weltweit von dem Dschihad-Aufruf des «IS» halten. Nicht viel.
Auf Twitter wird die Botschaft der Gotteskrieger ganz schön veräppelt. Das Ganze hat sich zu einem kleineren Twitter-Volkssport entwickelt, wie eine Auswahl der besten Antworten auf die «IS»-Rekrutierungsversuche zeigt. Der Grundtenor der muslimischen Twitter-Komödianten?
Lust hätten wir vielleicht schon, aber wir haben schlicht keine Zeit.
IS-Führer: «Alle Muslime sollten den ‹Islamischen Staat› unterstützen, ansonsten wird der Zorn Gottes über uns kommen.»
«Wir rufen alle Muslime eindringlich dazu auf, dem Kampf beizutreten, vor allem diejenigen im Land mit den zwei Schreinen (Saudi-Arabien).»
«Sorry, hab mir gerade die Nägel machen lassen.»
«Zu beschäftigt damit, Teil einer zivilisierten und funktionierenden Gesellschaft zu sein. Ah ja, und die neue Staffel von Sherlock in vier Tagen. Das kann ich nicht verpassen.»
«Sorry, aber dieser Big Mac isst sich nicht von alleine.»
«Sorry bruh, morgen ist ‹leg-day› und ich werde höllische Schmerzen haben. »
«Kann nicht. Zu beschäftigt damit, One Direction anzuhimmeln.»
«Sorry mate, aber ich bin heute Abend damit beschäftigt, meine Konfitüre zu radikalisieren!»
«Muss am Sonntag Star Wars schauen. Vielleicht später.»
«Kein Problem, Jungs. Ihr könnt auch am Montag kommen. Aber schaut den Film als Hausarbeit!»
«Ich habe gerade den Koran gelesen, er sagt nein. Sorry mate.»
«Sorry, muss meine Master-Thesis nächste Woche verteidigen.»
«Ich möchte gerne bis April warten und herausfinden, was mit Jon Snow passiert.»
«Ok, füg mich der whatsapp-Gruppe hinzu.»
«Sorry, muss die Twitter-Reaktionen auf die Entlassung von Louis Van Gaal und Mourinhos Anstellung verfolgen.»
«Mein Vater sagte, ich muss um 20 Uhr zuhause sein. Sind wir bis dahin fertig?»
«Oh, dude, kann ich mitmachen? Ich bin zwar ein Ungläubiger, aber ich habe gerade Fallout 4 durch und nun massig freie Zeit.»
«Dude es wird Gratis-Addons geben!» – «Oh verdammt. Das habe ich vergessen. Ähm, können wir das Ganze verschieben? Dschihad 2027! Klingt gut, oder?»
«Ich würde gerne, aber es gibt einiges an Ingenieur-Arbeiten an Zügen rund um die London Bridge zu tun. Sorry.»
Lyad El-Baghdadi, der Twitterer, der die «IS»-Audiobotschaft auf Englisch veröffentlichte, gehört übrigens nicht zum «Islamischen Staat». Beim Namensvetter des «IS»-Terrorfürsten handelt es sich um einen saudi-arabischen Menschenrechtsaktivisten. Damit das auch alle verstehen, hat el-Baghdadi, nachdem er die Audiobotschaft publik gemacht hatte, noch einen Tweet nachgeschoben ...
Natürlich ist das nicht der Account des «IS»-Führers. Jeder weiss, dass der Kalif nur Tinder und Snapchat benutzt.
(wst)