Kämpfer der kurdisch-arabischen Allianz haben am Samstag ihre Offensive gegen die letzte Bastion der Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») in Ostsyrien fortgesetzt. In der Gegend am Euphrat-Fluss waren Schüsse und das Rattern von Maschinengewehren zu hören.
Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) stiessen im Kampfgebiet um das Dorf Baghus in der Provinz Deir Essor an der irakischen Grenze auf starken Widerstand der Dschihadisten. «Es gibt derzeit heftige Kämpfe», sagte ein SDF-Offizier.
Die kurdisch geführten SDF-Truppen rückten demnach aus zwei Richtungen gegen die Dschihadisten vor. Der Vormarsch wurde dadurch verlangsamt, dass die «IS»-Kämpfer Tunnel und Sprengfallen nutzten und Selbstmordattentäter einsetzten.
Die SDF rechnen nach Angaben ihres Sprechers Adnan Afrin damit, dass es bis zu einem vollständigen Sieg über die Dschihadisten in Baghus je nach Entwicklung eine bis drei Wochen dauern könnte. Die von der US-geführten Anti-«IS»-Koalition unterstützten SDF, deren Rückgrat die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) bilden, belagern Baghus seit dem vergangenen September.
In den vergangenen Tagen wurden nach SDF-Angaben rund 5000 Menschen - Männer, Frauen und Kinder - aus der Region Baghus herausgeholt. Dort haben sich die letzten «IS»-Kämpfer auf einer Fläche von weniger als einem Quadratkilometer verschanzt. Unter den Evakuierten waren auch zahlreiche Frauen und Kinder von «IS»-Kämpfern.
Von ihrem «Kalifat», das die Dschihadistenmiliz im Sommer 2014 in Teilen des Iraks und Syriens ausgerufen hatte, ist fast nichts mehr übrig geblieben. In den vergangenen zwei Jahren befanden sich die «IS»-Kämpfer angesichts verschiedener Offensiven ständig auf dem Rückzug.
Spuren der grausamen Gewaltherrschaft des «Islamischen Staats» tauchten wiederholt auf, auch in solchen Gegenden, wo die Dschihadisten vor langer Zeit militärisch besiegt wurden. Die SDF gaben diese Woche die Entdeckung eines weiteren Massengrabs von «IS»-Opfern bekannt - diesmal in der Nähe von Baghus. Dort seien auch abgetrennte Köpfe von Frauen gefunden worden, hiess es.
Noch wurden die Toten nicht identifiziert, aber einiges spricht dafür, dass die Frauen wegen ihrer Zugehörigkeit zur religiösen Minderheit der Jesiden ermordet wurden.
Die kurdischsprachige Minderheit wurde wegen ihres Glaubens immer wieder verfolgt, «IS»-Anhänger ermordeten 2014 in der irakischen Heimat der Jesiden tausende jesidische Männer, zwangen die Jungen, als Kindersoldaten für sie zu kämpfen, und vergewaltigten und verschleppten die Frauen und Mädchen. Es wird vermutet, dass jesidische Frauen noch in Baghus in der Gewalt von «IS»-Kämpfern sein könnten. (leo/sda/afp)