International
Israel

Benajmin Netanjahu will Beweise für illegales Atomprogramm im Iran haben

1 / 7
Netanjahu will geheimes Atomwaffenprogramm entdeckt haben
Netanjahu präsentierte am Montagabend Geheimdienstinformationen.
quelle: ap/ap / sebastian scheiner
Auf Facebook teilenAuf X teilen

«Der Iran lügt» – 5 Fragen zu Netanjahus rätselhaftem Fernsehauftritt

01.05.2018, 04:5001.05.2018, 06:04
Mehr «International»

Um was geht es?

Kurz vor dem US-Entscheid über die Zukunft des Atomabkommens mit dem Iran hat Israel nach eigenen Angaben «schlüssige Beweise» für die Existenz eines geheimen Atomwaffenprogramms von Teheran vorgelegt. Das Abkommen basiere auf «Lügen», sagte Israels Premier Netanjahu. Der Iran habe seine nuklearen Ambitionen nie aufgegeben und verstosse damit gegen das internationale Atomabkommen.

Netanjahu bezichtigte die Führung in Teheran am Montag der Lüge über ihre wahren Absichten. In einer im Fernsehen übertragenen Ansprache illustrierte Netanjahu seine Äusserungen mit Schaubildern, die Infografiken und Luftaufnahmen aus dem Iran zeigten.

Was wirft Netanjahu dem Iran konkret vor?

Netanjahu warf dem Iran vor, umfangreiche Forschungen zum Bau einer Atombombe für einen möglichen künftigen Gebrauch heimlich aufbewahrt zu haben. Dies zeigten Zehntausende Dokumente aus einem «geheimen Atomarchiv» in Teheran.

Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu presents material on Iranian nuclear weapons development during a press conference in Tel Aviv, Monday, April 30 2018. Netanyahu says his government has obtai ...
Benjamin Netanjahu präsentiert Langstreckenraketen, die der Iran besitzen soll.Bild: AP/AP

Sie seien Israel als «exakte Kopien» in Papier- oder CD-Format zugespielt worden. Netanjahu sprach dabei von einem «grossartigen Erfolg» des israelischen Geheimdienstes.

«Iran lügt dreist», sagte Netanjahu mit Blick auf die Beteuerungen der iranischen Führung, nicht nach Atomwaffen zu streben. Netanjahu zufolge versteckt die Führung in Teheran die Dokumente zu seinem Atomwaffenprogramm, um es zu geeigneter Zeit weiterbetreiben zu können. Ziel sei es, auch Langstreckenraketen mit Atombomben bestücken zu können.

Was sagt Trump zu den Vorwürfen?

Netanjahus Auftritt war ein Telefonat mit US-Präsident Donald Trump und am Sonntag ein Treffen mit US-Aussenminister Mike Pompeo über die Iran-Politik vorangegangen. Netanjahu ist seit jeher ein entschiedener Gegner des Abkommens, das derzeit von den USA auf den Prüfstand gestellt wird.

Die Informationen seien schon mit den USA geteilt worden, sagte Netanjahu. Er sei sich sicher, dass US-Präsident Donald Trump «das Richtige» tun werde. Dieser reagierte nach Netanjahus Präsentation. Sie zeige, dass er mit seiner Meinung über den Iran zu «hundert Prozent» Recht gehabt habe, so Trump.

Wie beurteilt die EU Netanjahus Präsentation?

Nach einer ersten Einschätzung der EU-Aussenbeauftragten Federica Mogherini präsentierte Israels Ministerpräsident Netanjahu bisher keine Beweise dafür, dass sich der Iran nicht an das Abkommen zum Verzicht auf Atomwaffen hält. Die Präsentation Netanjahus vom Montag habe die Vertragstreue der iranischen Führung laut ersten Berichten nicht infrage gestellt, teilte Mogherini am Montagabend mit.

epa06691825 European Union Foreign Policy Chief Federica Mogherini gives a press conference to present first results of conference on 'Supporting the future of Syria and the region' at EU co ...
Federica Mogherini.Bild: EPA/EPA

Das Atomabkommen aus dem Jahr 2015 basiere auf konkreten Verpflichtungen, Überprüfungsmechanismen und einer strikten Kontrolle durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA). Diese habe schon zehn Berichte veröffentlicht, die dem Iran bestätigten, sich an die Abmachungen zu halten.

Falls irgendwer Informationen habe sollte, dass dies nicht der Fall sein könnte, solle er sich an die IAEA oder die gemeinsame Kommission der Vertragsparteien wenden, mahnte Moherini. Die IAEA sei die einzige unabhängige internationale Organisation, die für die technische Überwachung zuständig sei.

Wie reagiert der Iran auf die Vorwürfe?

Der Iran wies die von Netanjahu erhobene Behauptung zurück, das Land habe umfangreiches Know-how zum Atomwaffenbau heimlich aufbewahrt. Bei der Präsentation Netanjahus handele es sich um aufgewärmte, alte Anschuldigungen, hiess es vom iranischen Aussenministerium.

epa04561591 Iranian Foreign Minister Mohammed Javad Sarif speaks during a press conference with the German Foreign Minister Frank-Walter Steinmeier (not pictured) at the Federal Foreign Office in Berl ...
Mohamed Dschawad Sarif.Bild: EPA/DPA

Mit diesen habe sich schon die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) auseinandergesetzt, schrieb Aussenminister Mohamed Dschawad Sarif am Montagabend auf Twitter. Er kritisierte auch US-Präsident Donald Trump dafür, dass er sich Netanjahus Anschuldigungen zu eigen mache. Die «ungestüme» Reaktion Trumps belege eine koordinierte Zeitplanung für die angebliche Enthüllung.

Der Atomdeal kurz erklärt:
Der Iran hatte 2015 das Atomabkommen mit den fünf UNO-Veto-Mächten sowie Deutschland geschlossen. Die Vereinbarung sollte es dem Iran unmöglich machen, Atomwaffen zu entwickeln. Dafür unterwarf sich das Land für mindestens zehn Jahre strengen Auflagen bei der Nutzung der Atomkraft. Im Gegenzug wurde eine Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen in Aussicht gestellt.

Nachdem Teheran die Bedingungen erfüllt hatte, hoben UNO, USA und EU im Januar 2016 die im Atomstreit verhängten Finanz- und Handelssanktionen auf. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat seitdem wiederholt bestätigt, dass sich der Iran voll an das Wiener Abkommen hält.

Bis am 12. Mai will US-Präsident Trump entscheiden, ob die von den USA ausgesetzten Sanktionen gegen den Iran weiter ausser Kraft bleiben oder wieder eingesetzt werden. Dies wird de facto auch als Entscheidung über den Verbleib der USA in dem internationalen Abkommen von 2015 angesehen.

(sar/sda/dpa/afp/reu)

Trump gefährdet Iran-Atomdeal

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
162 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Snowy
30.04.2018 19:39registriert April 2016
Auf gehts! Lasst uns erneut ein Land ohne UNO-Beschluss angreifen aufgrund Geheimdienstinfos eines verfeindeten Staates!

Kann ja nichts schief gehen? Schliesslich sagen die Geheimdienste immer die Wahrheit! Und es hat in der Vergangenheit ja auch hervorragend geklappt...
«Das hat die Welt noch nie gesehen» – Netanjahu präsentiert Geheimdienstinformationen
Auf gehts! Lasst uns erneut ein Land ohne UNO-Beschluss angreifen aufgrund Geheimdienstinfos eines verfeindet ...
40539
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dirk Leinher
30.04.2018 21:50registriert Februar 2017
Iran ist ein wunderschönes Land mit wunderbaren Menschen, ebenso Israel. Es sind die Politiker die Krieg wollen nicht die Israelis oder Iraner an sich.
18310
Melden
Zum Kommentar
avatar
Orgi21
30.04.2018 20:06registriert Juli 2017
Erst mal vor der eigenen Türe wischen, Benjamin... glaube ist genug gesagt.
16524
Melden
Zum Kommentar
162
«Ein Blitz schlug nur wenige Meter entfernt ein»: Ich war im Sturm in Dubai
Am Dienstag, dem 16. April, regnete es in Dubai sehr stark. So etwas hat es in 75 Jahren noch nie gegeben. Ich erzähle euch, wie sich dieser apokalyptische Tag abgespielt hat.

Gestern Morgen wachte ich auf und dachte: «Toll! Es regnet!» Im April kann es in Dubai durchaus regnen, aber nur ein paar Millimeter. Ich ging also mit meinem Hund joggen, naiv und selbstbewusst. Nach nur 20 Minuten bereute ich es. Der Wind war so stark, dass ich fast meine AirPods verloren hätte, und der Regen war so dicht, dass man kaum sehen konnte.

Zur Story