Um elf Uhr morgens hätten die rund 9000 Wahlhelfer in Castelnuovo di Porto, einer Gemeinde kurz vor Rom, ihre Arbeit aufnehmen sollen. Diese ist: Sämtliche Wahlkuverts der Auslanditaliener entgegenzunehmen, zu kontrollieren und ab 23 Uhr mit dem Stimmen zählen zu beginnen. Angesichts der 4,3 Millionen Italiener, die im Ausland wohnen und wählen dürfen, eine wichtige Aufgabe. Immerhin dürfen diese zwölf Abgeordnete und sechs Senatoren bestimmen.
Doch noch bevor die Wahlhelfer mit ihrer Arbeit beginnen konnten, kam es zum Chaos. Der Verkehr auf den Strassen vor der kleinen Gemeinde war blockiert, es bildeten sich lange Warteschlangen. Viele Wahlhelfer kamen zu spät. Auch am Nachmittag waren immer noch mindestens hundert Sitzplätze in der grossen Mehrzweckhalle, die zum Wahlbüro umfunktioniert wurde, unbesetzt. Das berichtet die Zeitung «La Repubblica».
Ein Wahlhelfer vor Ort, der Politiker des Bündnis +Europa, Alessandro Fusacchia, prangerte nebst dem Chaos an, dass es zu Unregelmässigkeiten bei den Kontrollen gekommen sei. Viele Wahlhelfer würden nicht überprüfen, ob der Name auf dem Abstimmungscoupon mit demjenigen auf dem Stimmrechtsaufweis übereinstimmt. «Diese Kontrolle ist dazu gedacht, dass ein Betrug verhindert wird», sagt er.
Ausserdem habe Fusacchia beobachtet, wie einige Umschläge, welche die Abstimmungscoupons enthalten, geöffnet wurden. Doch eigentlich müssten diese in eine spezielle Karton-Urne geworfen werden. Erst ab 23 Uhr dürfen diese Couverts geöffnet und ausgewertet werden. Weil die Wahlhelfer die Couverts schon jetzt geöffnet haben, sind diese Stimmzettel ungültig. Insbesondere sind laut Fusacchia die Stimmzettel aus Frankfurt betroffen.
«Das ist das Schlimmste, das ich in meinem Leben je gesehen habe. Ich werde Anzeige erstatten», sagte Fusacchia. Es seien schwerwiegende Verstösse, die nicht nur das Gesetz sondern auch das Wahlrecht der Italiener im Ausland nicht respektieren.