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Illegale Müllentsorgung: Aquarius droht Konfiszierung

Flüchtlings-Schiff Aquarius droht wegen illegaler Müllentsorgung Konfiszierung

20.11.2018, 10:4020.11.2018, 10:50
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epa07042807 (FILE) - The SOS Mediterranee NGO rescue vessel MV Aquarius lays berthed in Boilers Wharf, Senglea, after entering the Grand Harbour in Valletta, Malta, 15 August 2018 (reissued 24 Septemb ...
Bild: EPA/EPA

Die italienischen Justizbehörden haben die Konfiszierung des NGO-Schiffes «Aquarius» angeordnet und Ermittlungen gegen die Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» (MSF) aufgenommen. Der Verdacht lautet auf illegaler Entsorgung von gesundheitlich gefährlichem Müll.

Dies vermeldete die italienische Nachrichtenagentur ANSA am Dienstag. Die Staatsanwaltschaft von Catania stellte fest, dass in 44 Fällen 24 Tonnen Abfall, der Infektionen hätte auslösen könne, illegal in Italien entsorgt worden sei. Der Müll sei zwischen Januar 2017 und Mai 2018 von der «Aquarius», sowie von dem Schiff «Vos Prudence» transportiert worden.

Vorwürfe zurückgewisen

Ermittlungen wurden gegen einige MSF-Mitglieder aufgenommen. Auch die Konten von Ärzte ohne Grenzen in Italien wurden laut Medienberichten gesperrt. Die «Aquarius», die gemeinsam von Ärzte ohne Grenzen und «SOS Mediterranee» betrieben wird, befindet sich derzeit im Hafen von Marseille.

Ärzte ohne Grenzen wies die Vorwürfe in einer Erklärung zurück. Alle Einsätze, auch die Müllentsorgung, seien immer nach Vorschrift erfolgt. Die zuständigen Behörden hätten die Verfahren nie beanstandet. «Das einzige Verbrechen, das wir heute im Mittelmeer sehen, ist die vollständige Demontage des Such- und Rettungswesens», kritisierte die Organisation.

Laut dem Vorwurf der Behörden entsorgte das Personal des Schiffes Unrat in italienischen Häfen als harmlosen Müll, obwohl es sich wegen der Gefahr von Infektionen um gefährlichen Unrat handelte. Das Personal habe auch Dokumente erstellt, aus denen hervorging, dass es sich um nicht gefährlichen Müll handle.

Dabei ging es vor allem um Kleidung, die von Migranten getragen wurde. Die Nichtregierungsorganisation habe sich damit 460'000 Euro erspart, die die legale Entsorgung des gefährlichen Mülls gekostet hätte. Die 460'000 Euro sollen von Konten der NGO beschlagnahmt werden, beschlossen die Justizbehörden.

Salvini zufrieden

epa07164894 Italian Deputy Prime Minister and Interior Minister, Matteo Salvini during a press conference after the arrival of 51 migrants coming from reception centers in Niger and identified by the  ...
Matteo SalviniBild: EPA/ANSA

Rom versucht das Migranten-Rettungsschiff schon lange aus dem Verkehr zu ziehen. Der italienische Innenminister Matteo Salvini, der NGO-Schiffen den Zugang zu italienischen Häfen gesperrt hatte, begrüsste die angeordnete Beschlagnahmung der «Aquarius».

«Wir haben gut getan, die NGO-Schiffe zu stoppen. Wir haben nicht nur den illegalen Menschenhandel, sondern auch Müllhandel gestoppt», sagte Salvini. Der Chef der rechten Lega verfolgt seit Antritt der neuen Regierung in Rom im Juni eine Null-Toleranz-Politik gegen Migranten, die mit Booten versuchen, illegal Italiens Küsten zu erreichen. (aeg/sda/apa/afp)

Aufatmen auf der «Aquarius» - Spanien nimmt sie auf

Video: srf
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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Oh Dae-su
20.11.2018 11:02registriert Mai 2017
Wenn sich die Italienischen Behörden doch nur sonst auch so sehr um eine korrekte Müllentsorgung kümmern würden...
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chäsli
20.11.2018 12:44registriert November 2017
Super, der Grund warum solche Schlepperschiffe gestoppt werden ist mir egal, wichtig sie werden gestoppt.
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Watson - die Weltwoche der SP
20.11.2018 12:21registriert September 2016
Die kriminellen Schlepper sind mit der Härte des Gesetzes zu verfolgen
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