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Rettungsschiff «Gregoretti» hat trotz Verbot in Sizilien angelegt

Salvini kocht – Rettungsschiff «Gregoretti» hat trotz Verbot in Sizilien angelegt

28.07.2019, 13:51
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Ein Rettungsschiff der italienischen Küstenwache mit mehr als 130 Flüchtlingen an Bord hat nach einem Verbot von Innenminister Matteo Salvini nun doch auf Sizilien angelegt. Die «Gregoretti» legte in der Nacht zum Sonntag im Hafen von Augusta bei Catania an, wie die Regierung in Rom mitteilte. Die Flüchtlinge sollen demnach aber erst an Land gehen dürfen, wenn ihre Aufnahme durch andere EU-Länder geklärt ist.

Am Donnerstagabend hatten Schiffe der italienischen Küstenwache im Mittelmeer rund 140 Migranten gerettet, die mit zwei Schlauchbooten in Libyen losgefahren und in Seenot geraten waren. Am selben Tag hatte sich vor der libyschen Küste eine Flüchtlingstragödie ereignet, bei der vermutlich 110 Menschen ums Leben gekommen sind.

Italian Deputy-Premier and Interior Minister Matteo Salvini attends a meeting at the Viminale Interior Ministry headquarters, in Rome, Wednesday, July 24, 2019. (AP Photo/Gregorio Borgia)
Sprach ein Anlege-Verbot aus für die «Gregoretti»: Matteo Salvini.Bild: AP

Die geretteten Flüchtlinge wurden von dem Rettungsschiff der italienischen Küstenwache aufgenommen. Innenminister Salvini von der rechten Lega-Partei verweigerte der «Gregoretti» aber die Einfahrt in einen italienischen Hafen.

Kurz darauf wurden sechs Flüchtlinge aus medizinischen Gründen von der «Gregoretti» auf die italienische Insel Lampedusa gebracht. Am Samstagabend, als das Schiff schon vor Catania lag, durfte eine schwangere Frau zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Kindern an Land gehen. Salvini bekräftigte aber, dass die anderen Flüchtlinge erst in Italien von Bord gehen dürften, wenn andere EU-Länder bereit seien, sie aufzunehmen.

Warten auf Antwort der EU

In der Nacht lief die «Gregoretti» dann doch in den militärischen Teil des Hafens von Augusta ein, wie Verkehrsminister Danilo Toninelli am Sonntagmorgen mitteile. Nun warte Italien auf eine Antwort der EU, «weil die Migrationsfrage den ganzen Kontinent betrifft». Journalisten durften den militärischen Teil des Hafens zunächst nicht betreten.

In der EU schwelt seit langem ein Streit über die Verteilung von Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa fliehen. Italien verweigert Schiffen mit Flüchtlingen inzwischen die Einfahrt in seine Häfen, solange nicht geklärt ist, welche anderen Staaten die Menschen aufnehmen. Die Schiffe liegen deshalb oft tage- oder wochenlang mit den erschöpften Migranten vor der Küste.

French President Emmanuel Macron gestures as he speaks to the media after a meeting United Nations and European officials with at the Elysee Palace in Paris, France, Monday, July 22, 2019. European mi ...
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.Bild: AP

Nach einem Treffen von EU-Vertretern in Paris am Montag hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärt, dass 14 EU-Staaten der Umverteilung von Flüchtlingen auf Basis eines «solidarischen Mechanismus» zugestimmt hätten.

Salvini, der an dem Pariser Treffen nicht teilgenommen hatte, reagierte erbost auf die Erklärung. «Italien nimmt keine Befehle entgegen», erklärte er. Macron hatte klargestellt, dass die Migranten weiterhin in Italien an Land gehen müssten. (sda/afp)

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Sea Watch 3 und Carola Rackete
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Sea Watch 3 und Carola Rackete
Carola Rackete, Kapitänin der Sea-Watch 3.
quelle: epa / till m. egen/sea-watch handout
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Salvinis Rede über Sea-Watch sorgt für Aufregung
Video: srf
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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Uglyman
28.07.2019 15:36registriert August 2018
Bin kein Freund von Salvinis Politik. Er wurde von den Italienern in demokratischen Wahlen gewählt. Schämen müssen sich die Regierenden in D. FR, die sich in ihre weichen Sessel zurück lehnen, von Solidarität in der EU reden und sich vor Innenpolitischen Kräften fürchten. Schämen müssen sich die Ungarn und die Tschechen weil sie sich hartnäckig gegen die Aufnahme nur weniger Flüchtlingen wehren. 1956 wurden Ungarn und 1968 Tschechen in ganz Europa aufgenommen. Solitarität erfahren und teilen ist halt nicht dasselbe.
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Skip Bo
28.07.2019 15:01registriert August 2014
"Macron erklärt, dass 14 EU-Staaten der Umverteilung von Flüchtlingen auf Basis eines «solidarischen Mechanismus» zugestimmt hätten." Er hat nicht gesagt, dass Frankreich Flüchtlinge aufnehmen wird. Er hat damit keine Absicht verbunden.

Nebenbei, Frau Rackete hatte übrigens keine Erlaubnis erhalten mit der Sea watch 3 in einem französischen Hafen anzulegen.
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Basti Spiesser
28.07.2019 14:13registriert März 2019
Macron hat gut reden, französische Häfen für Flüchtlinge sperren aber Salvini ist der Böse.
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