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Italien

NGOs schicken neues Schiff aufs Mittelmeer

In this Nov. 22, 2017 photo provided Thursday, Nov. 23, 2017, migrants on a small wooden boat wait to be rescued by the German non-profit organization Sea Watch, in the central Mediterranean Sea. Acco ...
Die NGO Sea Watch rettete diese Flüchtlinge Ende 2017 aus ihrer misslichen Lage. Bild: AP/Sea Watch

Gegen Willen der italienischen Regierung: NGOs schicken neues Schiff aufs Mittelmeer

04.10.2018, 21:4805.10.2018, 07:01
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Hilfsorganisationen haben gegen den Willen der italienischen Regierung ein neues Schiff aufs Mittelmeer geschickt. Das Beobachtungsschiff des Projekts «Mediterranea» soll vor allem die «dramatische Lage» der Migranten auf der Flucht aufdecken.

Dies schreiben die Organisatoren am Donnerstag in einer Mitteilung. Die «Mare Jonio» sei von Italien aus gestartet und werde vor Libyen im Einsatz sein, sagte Ruben Neugebauer, Sprecher der deutschen NGO Sea Watch, die das Projekt unterstützt.

Das Schiff «Mare Jonio» soll unter anderem Zeugenberichte sammeln und aufzeigen, «wie Frauen, Männer und Kinder enormen Gefahren ausgesetzt sind», weil es keine Rettungsschiffe mehr gebe, hiess es in einer Mitteilung der Organisatoren. Das Schiff sei aber auch ausgerüstet, im Notfall Menschen aus Seenot zu retten, ergänzte Neugebauer. «Es geht letztlich darum, Menschen zu retten.»

Beteiligt an der Aktion sind mehrere italienische Organisationen, unterstützt wird es auch von Parlamentariern und der spanischen NGO Proactiva Open Arms. Die Crew komme aus Italien, sagte Neugebauer. Das Schiff soll am Samstag in der Such- und Rettungszone vor Libyen ankommen.

Die Regierung in Rom lässt keine privaten Rettungsschiffe mit Migranten mehr in die Häfen des Landes. Mehrere NGO-Boote wurden in den vergangenen Monaten tagelang auf dem Meer blockiert, nur noch ein Schiff von Proactiva ist derzeit vor Libyen unterwegs. «Es ist Zeit für ein italienisches Schiff», hiess es auf dem Twitter-Profil von «Mediterranea».

Hohe Dunkelziffern an Opfern

Mittlerweile kommen wesentlich weniger Migranten in Italien an. Doch in Relation zu den Abfahrten wird die Überfahrt immer gefährlicher. In diesem Jahr kamen bereits mehr als 1700 Menschen im Mittelmeer auf der Flucht Richtung Europa ums Leben, 1260 alleine auf der zentralen Route zwischen Libyen und Italien. Die Dunkelziffer liegt nach Angaben von NGOs aber weit höher, weil niemand mehr vor Ort sei, um zu sehen, wie viele Menschen wirklich untergehen.

Derweil kam das Rettungsschiff «Aquarius» am Donnerstag im südfranzösischen Marseille an und sucht weiter nach einem neuen Flaggenstaat. «Wir rufen die europäischen Regierungen auf, es uns zu ermöglichen, unsere lebensrettende Arbeit fortzusetzen, indem sie der Aquarius eine Flagge geben», teilte die Hilfsorganisation SOS Méditerranée mit. «Wir sind entschlossen, so schnell wie möglich zurück in den internationalen Gewässern des zentralen Mittelmeers zu sein.»

Der bisherige Flaggenstaat Panama hatte angekündigt, das Schiff aus seinem Schifffahrtsregister zu streichen und ihm somit die Flagge zu entziehen. Wenn das geschieht, wäre das Schiff, das seit der Registrierung in Panama offiziell «Aquarius 2» heisst, bis auf Weiteres stillgelegt. (sda/dpa/kün)

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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Maria B.
05.10.2018 12:06registriert Februar 2015
Aufhören mit dieser erwiesenen Kooperation von "privaten Rettern" mit den Schleppern, diesen mehrheitlichen Taxidienstleistern welche auch Ungefährdete aus intakten Booten "retten".

Schiffe beschlagnahmen, ganz sicher aber am Einlaufen in italienische, griechische und maltekische Häfen hindern, während das nun im Vordergrund stehende Spanien, das wohl in absehbarer Zeit italienische Verhältisse zu beklagen hat, durch zunehmenden Bevölkerungsdruck in absehbarer Zeit ebenfalls die Reissleine ziehen muss.

Es müssen geschlossene Asyl-, Warte- und Verteilzentren in Nordafrika geschaffen werden...
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