Die Geschichte erinnert an den Fall Claas Relotius: Vergangenen Dezember wurde bekannt, dass der deutsche Journalist zahlreiche seiner zum Teil preisgekrönten Reportagen ganz oder teils erfunden hatte.
Nun will der «Spiegel», der Relotius im Dezember überführte, von einer weiteren Betrügerin wissen. Die preisgekrönte Historikerin und Bloggerin Marie Sophie Hingst soll ihre jüdische Familiengeschichte erfunden haben.
Die in Irland lebende Autorin soll in ihrem Blog als auch dem Archiv der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem gegenüber falsche Angaben über ihre Abstammung gemacht haben.
Die Blog-Szene hat ihren Fall #Relotius: Marie Sophie Hingst (@MlleReadOn) hat über Jahre Leser und Medien mit erfundenen Holocaust-Opfern getäuscht, bekam Preis bei @goldeneblogger, berichtet @DerSPIEGEL.https://t.co/yf8c4YUvNY
— turi2 (@turi2) 31. Mai 2019
Gemäss der Spiegel-Recherche hat Hingst gar keine nähere jüdische Verwandtschaft, obwohl sie das immer wieder berichtete. Tatsächlich stamme Hingst laut dem Nachrichtenmagazin aus einer evangelischen Familie. Ihr Grossvater, der gemäss der Bloggerin im Vernichtungslager in Auschwitz gewesen sein soll, sei keineswegs jüdisch sondern ein evangelischer Pfarrer gewesen sein.
Hingst äusserte sich vorerst über ihren Anwalt zu den Anschuldigungen. Sie liess verlauten, dass die Texte auf ihrem Blog «Read on my dear, read on», der aktuell nicht mehr erreichbar ist, «ein erhebliches Mass an künstlerischer Freiheit für sich in Anspruch» nähmen. Es handle sich dabei um Literatur und nicht um Journalismus, hiess es weiter in der Stellungnahme. (ohe)