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Aids-Experten warnen vor «Krise historischen Ausmasses»

Aids-Experten warnen vor «Krise historischen Ausmasses»

23.07.2018, 03:2123.07.2018, 06:09
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Experten haben vor einer internationalen Aids-Konferenz in Amsterdam vor einer dramatischen weltweiten Ausweitung der Immunschwächekrankheit gewarnt. Eine alarmierende Zunahme der Zahl von Neuinfektionen in besonders betroffenen Ländern könnten zu einer «Krise historischen Ausmasses» führen.

Dies sagte der US-Aids-Experte und Diplomat Mark Dybul am Sonntag vor dem Beginn der grossen internationalen Fachkonferenz mit 15'000 Teilnehmern.

Dr. Mark Dybul, executive director of the Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis and Malaria, accompanied by Ambassador at Large and Coordinator of the U.S. Government Activities to Combat HIV/AIDS,  ...
US-Aids-Experte und Diplomat Mark Dybul.Bild: AP/FR170822 AP

Dybul forderte gleichzeitig mehr Geld für die Bekämpfung der Krankheit. Die Welt sei gegenwärtig «vermutlich so gefährdet wie nie zuvor, die Kontrolle über die Epidemie» zu verlieren, sagte er. Das liege an der demografischen Entwicklung und dem Umstand, dass Staaten dem Kampf gegen HIV und Aids heute nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenkten wie früher – oder dies in bestimmten Fällen niemals getan hätten.

Auch andere Experten warnten am Sonntag in Amsterdam vor einer dramatischen Unterfinanzierung der weltweiten Anstrengungen zur Eindämmung von Aids. Spenden und staatliche finanzielle Hilfen gingen zurück.

Nach Angaben des Direktors des Anti-Aids-Programms der UNO (UNAIDS), Michel Sidibe, fehlen bereits sieben Milliarden Euro an Hilfsgeldern. «Wenn wir jetzt nicht zahlen, werden wir später mehr und mehr ausgeben müssen», warnte er.

Fakten zu Aids

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Fakten zu Aids
Am meisten betroffen sind Männer, die mit anderen Männern Sex haben, aber auch Personen, die sich Drogen mit einer Nadel spritzen.
quelle: epa/epa / christian bruna
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Prävention wichtig

Den Fachleuten zufolge trägt auch eine wachsende Konzentration auf lebensrettende sogenannte antiretrovirale Medikamente zur Behandlung von Aids-Kranken dazu bei, dass die Basiskampagnen zur Eindämmung der Krankheit zunehmend unterfinanziert seien. Die Mittel etwa für Kondomverteilungsaktionen seien stark zurückgegangen, hiess es. Der Zugang zu Medikamenten ohne gleichzeitige Präventionsmassnahmen werde Aids nicht besiegen.

Auf der Konferenz in der niederländischen Stadt wollen Experten über den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit beraten, an der weltweit schon 35 Millionen Menschen starben. Besonders in ärmeren Ländern mit stark wachsenden jungen Bevölkerungen wütet sie schwer. Zu der fünftägigen Veranstaltung haben sich neben zahlreichen Fachleuten auch etliche Prominente wie Prinz Harry und der britische Pop-Star Elton John angekündigt. (sda/afp)

Immer mehr Geschlechtskrankheiten sind auf dem Vormarsch

Video: srf/SDA SRF
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eine_win_ig
23.07.2018 06:46registriert Dezember 2016
Es gibt da so eine weltweite, sehr einfluasreiche Organisation. Gemäss ihr ist der Gebrauch von Kondomen eine Sünde. Nehmt die mal in die Pflicht!
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dorfne
23.07.2018 08:34registriert Februar 2017
Eine breit angelegte Kampagne für den Gebrauch von Kondomen wäre billiger, würde das Elend eindämmen und gleich noch zur Geburtenreduktion beitragen. Das Verbot der Kirche ist in Anbetracht von Krankheiten und Bevölkerungsexplosion absolut verantwortungslos. Wer viel betet, sollte auch in sich hineinhorchen. Vielleicht hat Gott mehr mitzuteilen, als das was in der Bibel steht. Zum Wohl der Menschen.
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Roman Stanger
23.07.2018 11:09registriert Februar 2018
Die Verbreitung von AIDS im südlicheren Afrika liegt im wesentlichen am Hochrisikoverhalten von Teilen der Bevölkerung, die sehr viele Sexualpartner haben (womit sie ohnehin nicht der kirchlichen Lehre folgen) und es aus reinen Vergnügungsgründen ablehnen, Kondome zu benutzen. Dass die AIDS-Epidemie daher kommt, "dass der Papst Kondome verbietet", ist im Westen zur Binsenweisheit geworden, aber in dieser Form im Grunde ein platter Stammtisch-Mythos.

https://www.futurity.org/aids-in-africa-does-religion-get-a-bad-rap/
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