Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock beschreibt die humanitäre Lage im Gazastreifen in drastischen Worten und fordert Israel auf, alle Grenzübergänge in das Küstengebiet für Hilfslieferungen zu öffnen. «Noch nie in den letzten 12 Monaten kam so wenig Hilfe in den Gazastreifen wie jetzt», kritisierte die Grünen-Politikerin. Israel habe diesbezüglich immer wieder Zusagen gemacht, die dann aber «nicht eingehalten wurden». Die israelische Regierung müsse mehr Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen ermöglichen, «ohne Ausreden».
«Ein Grossteil der über zwei Millionen Menschen leiden an akuter Mangelernährung, lebt in unvorstellbaren Zuständen», erklärte Baerbock weiter. An keinem Ort der Welt gebe es auf so kleinem Raum so viele Kinder mit Amputationen. «Weite Teile Gazas sind ein absolutes Trümmerfeld», so die Ministerin.
Angesichts des herannahenden Winters sei nichts dringlicher als die Freilassung der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas im Gazastreifen sowie die Lieferung dringend benötigter Hilfsgüter für die Zivilbevölkerung – «Nahrungsmittel, Wasser, Medizin, Hygieneartikel, Zelte», erklärte Baerbock. «Dafür braucht es die Öffnung aller Grenzübergänge nach Gaza für humanitäre Hilfe.» Israels Recht auf Selbstverteidigung finde seine Grenze im humanitären Völkerrecht und dazu gehöre, dass humanitärer Zugang zu allen Zeiten gewährt werden müsse, mahnte Baerbock.
Der Gaza-Krieg begann mit dem Terrorangriff der Hamas und anderer palästinensischer Extremisten auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023 mit mehr als 1200 Toten. Die Terroristen verschleppten dabei auch zahlreiche Menschen in den Gazastreifen. Baerbock erneuerte ihre Forderung nach einem Waffenstillstand. «Denn ohne Waffenstillstand wird das Sterben nicht aufhören, wird das Leid kein Ende nehmen – das Leid der nach wie vor über 100 Geiseln und ihrer Familien. Und ebenso das Leid der Familien in Gaza.» (sda/dpa)
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