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Australischer Senderchef tritt nach E-Mail-Affäre zurück

ABC-Chef wollte kritische Journalistin feuern – nun muss er selber gehen

27.09.2018, 09:51
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Australiens öffentlich-rechtlicher Rundfunk bekommt nach einer Affäre um die Unabhängigkeit seiner Berichterstattung einen neuen Chef. Der bisherige ABC-Vorsitzende Justin Milne trat am Donnerstag zurück, nachdem eine E-Mail bekannt geworden war, in der er die Entlassung einer vermeintlich zu regierungskritischen Journalistin gefordert hatte.

Zur Australian Broadcasting Corporation (ABC) gehören Fernseh- und Radiosender. Die amtierende Mitte-Rechts-Regierung wirft ABC vor, linkslastig zu berichten.

Die Zeitung «Sydney Morning Herald» hatte am Mittwoch eine E-Mail veröffentlicht, die Milne im vergangenen Mai an die damalige Chefredakteurin und Geschäftsführerin Michelle Guthrie geschrieben hatte. Anlass war offenbar eine Beschwerde des damaligen konservativen Premierministers Malcolm Turnbull über die ABC-Journalistin Emma Alberici. «Die hassen sie», heisst es darin. «Du musst sie loswerden. Wir müssen die ABC retten – nicht Emma.» Guthrie hatte am Montag überraschend ihren Posten verloren. Alberici ist weiterhin auf ihrer Stelle.

epa07050140 (FILE) - Then ABC chairman Justin Milne (L) and Managing Director Michelle Guthrie (R) during the ABC Annual Public Meeting in Ultimo, Sydney, New South Wales, Australia, 09 February 2018  ...
Justin Milne und MIchelle Guthrie.Bild: EPA/AAP

Nach der Veröffentlichung der E-Mail hatten viele ABC-Journalisten Milne vorgeworfen, die Unabhängigkeit des Senders nicht ausreichend zu verteidigen. Der bisherige Chef wies solche Kritik nach seinem Rücktritt zurück. Er habe «zu absolut 100 Prozent» die Unabhängigkeit geschützt. Premierminister Scott Morrison schrieb auf Twitter, Milne habe «die richtige Entscheidung getroffen». Morrison hatte den Posten vor einem Monat übernommen, nachdem die Liberale Partei ihren bisherigen Vorsitzenden Turnbull gestürzt hatte. (sda/dpa)

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2 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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aglio e olio
27.09.2018 12:29registriert Juli 2017
Es ist erschreckend zu sehen wie die Pressefreiheit in der 1. Welt, den reichen Ländern des Planeten, die, die die Demokratie ja angeblich so hochhalten, in jüngster Vergangenheit immer häufiger von den Regierenden mit Füssen getreten wird.
Ohne Pressefreiheit gibt es keine Informationsfreiheit. Und ohne diese ist echte Demokratie nicht möglich.
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